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Seit vielen Jahren erfreuen sich Blogs großer Beliebtheit. Ihr Themenspektrum ist so vielfältig wie die Menschen dahinter. Ziel der sogenannten Influencer ist es nicht selten, ihre Reichweite zu monetarisieren. Reiseblogger können beispielsweise von Händlern für Outdoor-Kleidung gesponsert werden, Modeblogger von großen Modemarken, Landschaftsfotografen bekommen Kameraequipment und für jeden Post gibt es noch Geld oben drauf. Seit einiger Zeit breitet sich ein weiteres Phänomen im Influencer-Universum aus: Petfluencer! Die Vermarktung des eigenen Haustiers kann vergleichsweise sogar mehr Geld einspielen, da mit den Tieren die Emotionen der Menschen besser angesprochen werden. Als Hundebesitzerin interessiere ich mich ganz besonders für dieses Thema und erlaube mir hiermit einen Blick hinter die Kulissen dieses Geschäftsmodells.

Das Geschäftsmodell der Haustier-Vermarktung

Wer beispielsweise viel auf Instagram unterwegs ist, schon einmal ein Bild von einem Tier geliked hat und sich im Entferntesten für Tierschutz interessiert, wird dank des Algorithmus wahrscheinlich nicht mehr um Fotos und Reels von Hunden, Katzen oder Pferden vorbeikommen. Laut dem Gründer der euopäischen Petfluencer-Agentur „My Pet Agency“, Lucas Bérullier, sind das die Tiere, bei denen die Chance am größten ist, als Petfluencer durchzustarten. Denn sie sind die am engsten mit uns zusammenlebenden Tiere. Dadurch fühlen sich viele Menschen mit ihren Geschichten verbunden oder direkt angesprochen.

Also, schnell ein eigenes Instagram-Profil für den Vierbeiner erstellen und los geht’s. Je ausgefallener die Geschichten und Fotos rund um die Tiere sind, desto besser. Der absolute Vorreiter unter den tierischen Profilen ist der Zwergspitz Jiffpom mit unschlagbaren 10,4 Millionen Followern bei Instagram. Sein Steckenpferd sind vielfältige und lustige Klamotten für Hunde. Kein Wunder, dass bei so einer hohen Reichweite die verschiedensten Marken an Werbung auf diesem Kanal interessiert sind. Der Werbewert von Jiffpom wird von der Personal-Finance-Website Lovemoney auf 150.000 US-Dollar pro Post geschätzt. Das Interesse geht bei dem Zwergspitz also weit über Tierbedarfshersteller hinaus, auf die die meisten Petfluencer in der Regel abzielen. Ob große Futtermittelhersteller oder kleine Start-Ups für Tierzubehör – wenn der Mensch hinter dem Profil von der Kooperation überzeugt ist, können Produktplatzierungen auf die perfekte Zielgruppe treffen.

Petfluencer punkten mit ausgefallenen Ideen

Hunde helfen beim sogenannten „Unboxing“, wenn für sie ein Paket eintrifft, Katzen bewerten neue Leckerlies, die Pferde hatten mal wieder ein besonderes Fotoshooting während des Sonnenuntergangs: Das Engagement der Tierbesitzer scheint unermüdlich, sie lassen sich die kuriosesten Dinge und Bildkompositionen einfallen und scheinen dadurch im stetigen Machtkampf zu sein, wer besser, lustiger oder bekannter ist und wer die meisten Kooperationen bekommt. Puh, irgendwie auch ganz schön anstrengend. Aber neben der Tatsache, dass es den Petfluencern Spaß bereitet, lässt sich damit ja wie gesagt auch ordentlich Geld verdienen. Dieses Maß an Einfluss und Reichweite muss jedoch erst einmal hart erarbeitet werden. Jeden Tag werden Fotos gepostet und Instagram-Stories aus dem Leben von Tier und Halter hochgeladen, mit den richtigen Hashtags versehen und gehofft, dass viele Menschen davon emotional angesprochen werden.

Mehr Realität auf Instagram

Dass dabei die Realität öfters mal verschönert wird, um ein positives Image aufrechtzuerhalten, ist wahrscheinlich jedem klar. Doch vor allem mit Tieren ist der Alltag nicht nur wie im Bilderebuch. Sie sind immer noch Tiere und können haaren, dreckig sein, krank sein, sich übergeben, in die Wohnung pinkeln, hyperaktiv und aggressiv sein. Doch es macht sich ein Trend zu mehr Realität auf Instagram bemerkbar. Ich habe das Gefühl, dass immer mehr Influencer sowie Petfluencer darauf achten, persönliche Erfahrungen aus verschiedenen Lebenslagen zu teilen. Es werden nun auch mal Probleme thematisiert, was vielen Menschen und Tieren weiterhelfen kann. Zehn Jahre lang habe ich mich selbst geweigert, einen Instagram-Account für meine ebenso alte Hündin Nici anzulegen, doch mit dem zweiten Hund kam dann der Wunsch auf, bestimmte Themen zu sensibilisieren und Erfahrungen zu teilen. Elsa ist nämlich taub und trotzdem toll erzogen. Ob sie auch mal bekannt wird? Wir werden sehen.

Autorin: Diana Mühlberger
Foto von Elsa und Diana von Florian Wenzel