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Mit den Influencern ist es ja so eine Sache. Mittlerweile hat so gut wie jeder den Begriff zumindest schon einmal gehört. Auch hier, bei Blog’n’Relations wurde das Thema schon das eine oder andere Mal besprochen. Eine konkrete Vorstellung, was hinter dem Anglizismus steckt, haben dagegen meist nur sogenannte „Digital Natives“ – also junge Menschen, die mit dem Internet und den sozialen Medien aufgewachsen sind. Dementsprechend verwundert es auch nicht, dass unter Jugendlichen die Influencer-Tätigkeit inzwischen durchaus als erstrebenswerte Karriereoption gilt. Bei den Älteren herrscht hingegen größtenteils Desinteresse oder kritische Distanz zum Thema. Lediglich in der PR- und Werbebranche ist auch die Ü30-Fraktion regelmäßig mit den „Beeinflussern“ konfrontiert – mal mit mehr, mal mit weniger Begeisterung. Dass unter Erwachsenen ein eher negatives Bild von Influencern vorherrscht, liegt mit Sicherheit auch an der gängigen Berichterstattung. So zeigte etwa erst kürzlich ein Beitrag des ZDF-Komikers Jan Böhmermann, wie deutsche Social-Media-Stars fragwürdige Beziehungen zum Emirat Dubai pflegen.

Es muss jedoch auch festgehalten werden, dass in der Öffentlichkeit eine sehr enge, wenn nicht gar falsche Vorstellung von den eigenverantwortlichen Testimonials vorherrscht. Wird über Influencer gesprochen, geht es praktisch ausschließlich um Instagram-Models, Tech-Blogger und überdrehte Youtuber mit bunten Haaren. Dabei umfasst das – nennen wir es mal „Berufsfeld“ – so viel mehr. Essentiell fällt jeder der über das Internet seine Meinung verbreitet und dabei zumindest gelegentlich irgendwelche Produkte bespricht, unter die Definition des Begriffs. Die vegane Hobby-Köchin mit eigener WordPress-Seite? Influencerin! Der Hardcore-Punk-Enthusiast mit Tumblr-Blog? Influencer! Ein Heimwerkertipps gebender Rentner auf Youtube? Sowieso Influencer! Genau solche Nischen-Experten machen den besonderen Reiz der Thematik aus. Egal wie obskur etwas sein mag, mit Sicherheit gibt es jemanden, der sich damit auskennt und die perfekten Produkte empfehlen kann.

Im Folgenden möchte ich drei Beispiele für solche extrem spezifischen Influencer vorstellen. Sie alle zeichnet aus, dass sie sich bestens mit ihrer jeweiligen Materie auskennen und ihr Wissen interessant und sympathisch vermitteln.

Andreas Krauss – Der Rasenfreak

Um die Frage direkt zu beantworten: Nein, ich habe keinen Rasen. Die Videos des Rasenfreaks Andreas Krauss unterhalten mich trotzdem bestens. Wohl niemand sonst spricht mit so viel Leidenschaft und Know-how über des deutschen Spießbürgers größten Stolz. Da wird ausgiebig über die Zusammensetzung von Dünger, Bodentemperaturen oder die optimale Zeit zum Vertikutieren gefachsimpelt. In Sachen Produkte stellt Krauss alles vor, mit dem man Grashalme in Form bringen kann. Rasenmäher, spezielle Scheren und Unkrautvernichter sind hier nur die Spitze des Eisbergs. Damit bei all dem keine Langeweile aufkommt, lockert der Rasenfreak seine Videos mit viel Humor und gelegentlich auch einem improvisierten Lied auf. Auf diese Weise bringt der sympathische Norddeutsche sogar einem Gartenmuffel wie mir die Faszination der Zierwiese nahe.

Thomas Panke – Held der Steine

Lego-Steine sind längst mehr als nur ein Kinderspielzeug. Auch viele Erwachsene basteln gerne mit den bunten Plastikklötzen. Insbesondere die komplexen Fahrzeugsets mit mechanischen Teilen und funktionsfähigen Motoren haben es einigen Kind-gebliebenen Männern angetan. Einer, der diesen Trend verkörpert wie kein zweiter, ist der Youtuber Thomas Panke. Auf seinem Kanal „Held der Steine“ bespricht er neue Bausätze und allgemeine Entwicklungen aus der Welt der dänischen Bausteine. Immer wieder geht er dabei auch auf Produkte der diversen Konkurrenzunternehmen ein und zeigt deren Vor- und Nachteile auf. Wer sich nicht vorstellen kann, dass so etwas erfolgreich ist, sollte gelegentlich einen Blick in die deutschen Youtube-Trends werfen. Dort belegt der Held der Steine regelmäßig Spitzenplätze. Vorwürfe, der Youtuber würde dem Lego-Konzern zu nahe stehen, darf man übrigens getrost ignorieren – im Gegenteil, erst kürzlich fand sich Panke in einer größeren Auseinandersetzung mit dem Unternehmen wieder, da dieses die Löschung mehrerer Videos verlangte.

Ian McCollum – Forgotten Weapons

Zugegeben, mit meinem dritten Beispiel fasse ich die Influencer-Definition recht weit. Die Produkte, die Ian McCollum auf seinem Youtube-Kanal „Forgotten Weapons“ bespricht, kann man nicht mal eben im Baumarkt oder beim Fachhändler besorgen. Der US-Amerikaner mit Pferdeschwanz und markantem Bart beschäftigt sich ausschließlich mit Handfeuerwaffen. Wie der Name seines Kanals bereits andeutet, handelt es sich dabei hauptsächlich um historische Modelle, die meist nicht weitläufig bekannt sind. In Kooperation mit spezialisierten Auktionshäusern stellt er Gewehre und Pistolen aus verschiedensten Epochen und Ländern vor und erläutert deren Funktionsweise und Besonderheiten mit Liebe zum Detail. Wo möglich und erlaubt, zerlegt er die Schusswaffen zudem in ihre Einzelteile, um das Erzählte visuell zu veranschaulichen. In der Regel erfüllt er dabei auch die Mindestanforderung für Influencer – man kann die besprochenen Produkte bei der entsprechenden Auktion tatsächlich kaufen (auch wenn es sich nicht selten um Einzelstücke handelt). Neuere Sturmgewehre, Maschinenpistolen und Co. werden auf „Forgotten Weapons“ ebenfalls vorgestellt. Diese können in den USA anschließend ganz regulär erworben werden. In Deutschland verstößt hingegen vieles davon gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz, weswegen der Einfluss des Influencers hier (meiner Meinung nach vollkommen zurecht) im Nichts verläuft. Obwohl ich in meinem ganzen Leben noch keinen Schuss abgefeuert habe, faszinieren mich die Ausführungen McCollums immer wieder. Selbst die obskursten technischen Feinheiten und historischen Zusammenhänge vermittelt er auf entspannte Weise und lockert die trockenen Fakten währenddessen mit einem angenehm trockenen Humor auf.

An diesen drei Beispielen zeigt sich sehr anschaulich, dass die Qualität eines Influencers nicht unbedingt von den vorgestellten Produkten abhängt. Ich habe nicht vor, mir jemals einen englischen Rasen, ein limitiertes Lego-Technik-Set oder eine Jagdflinte aus dem 18. Jahrhundert zuzulegen. Nichtsdestotrotz schaue ich mir den zugehörigen Content gerne an. Denn Menschen, die enthusiastisch und mit Sachverstand über ein Thema sprechen, hört man gerne zu – worum es konkret geht, ist dann gar nicht so wichtig.