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Die Welt scheint nur noch eine Geschwindigkeit zu kennen: schneller. Selbst die verzweifelten Rufe der Achtsamkeitsexperten unserer Zeit können daran kaum etwas ausrichten. Es scheint fast so, als würde das Universum leise lachen und immer weiter aufs Gaspedal drücken, je mehr wir uns um Nachhaltigkeit, Gedankentiefe und Bewusstheit bemühen. Die Fliehkräfte dieser globalen Hektik schleudern nicht nur uns Menschen munter umher. Im Fundbüro verloren gegangener Werte stapeln sich die Pakete und so mancher sucht noch immer unterm Sofa nach der Fähigkeit zu echter Fürsorge, Kooperation und Kommunikation. Diese Entwicklung ist durchaus kritisch zu sehen. Denn schließlich machen uns Fürsorge, Kooperation und Kommunikation, zu dem was wir sind. Verbindung die Evolutionsgrundlage, wodurch sich der Homo Sapiens so wunderbar entwickeln konnte.

Der Wunsch nach Verbindung

Zentrale Überlebenskraft unserer Spezies, ist der Wunsch nach Verbindung. Schon im Neandertal stand es schlecht um diejenigen, die keinen Platz am Feuer hatten. Teil der Gemeinschaft zu sein, war für das Überleben entscheidend. Auch der Fortbestand der Menschheit kommt ohne den Wunsch nach körperlicher Verbindung nicht sehr weit. Steigen wir in der Flughöhe etwas nach oben, könnte Verbindung folgendes bedeuten: „Echte“ Verbindung, die uns einander nahebringt und an der wir wachsen ist eine Art Energie, die zwischen Menschen entsteht, wenn sie sich gesehen, gehört und wertgeschätzt fühlen. Ein Geben und Nehmen ohne Urteil und Vorurteil. Diese Verbindung kann überall entstehen, nicht nur zwischen Familienmitgliedern, Freunden, Bekannten oder Kollegen. Zwischen Fremden ist diese Magie ebenso möglich – beispielsweise beim Lesen eines Buches oder dem Hören eines Liedes. Selbst die Verbindung zu Tieren, zur Natur kann das intensive Gefühl von Zugehörigkeit auslösen.  

Moderne Konzepte für Verbindung

Was empfinden wir, wenn wir an echte Verbindung in unserem Alltag denken? Als Frau in den 40ern bin ich persönlich immer wieder überrascht, wie „moderne“ Verbindung funktioniert – fast ausschließlich digital. Sei es die Kommunikation mit den Lehrern meines Kindes, die Organisation einer Geburtstagsparty oder der Chat einer Fußballmannschaft – mit einem kurzen Klick bin ich verbunden. Als Fan, Follower oder Mitglied. Einfach dabei. Und mit einem Klick bin ich wieder raus. Draußen. Abgeschnitten von Kommunikation und Information. Hier ist wenig Raum für Kennenlernen oder Zeit sich, zu zeigen und Vertrauen aufzubauen. Gespräche mit dem Tiefgang jenseits von Sommerregenpfützen sind nicht oft auf Social Media oder Instant-Messengern zu finden. Hier ist alles bunt, bewegt, kurzweilig und nach 24 Stunden ist deine Story Geschichte. Kann dieses Verhalten zu Verbindungen führen, in denen wir uns gesehen, gehört und wertgeschätzt fühlen? Ich bin mir nicht sicher.

Schauen wir auf die berufliche Seite, interpretiere ich „Verbindung“ als Energie, die uns weiterbringt, die uns hilft, zu wachsen. Funktionierende berufliche Verbindungen geben Raum (und auch Ruhe) für Neues, für Fehler, für Nochmal. Sie basieren auf klaren Grenzen, auf Zuverlässigkeit und Verbindlichkeit, auf Integrität und Urteilsfreiheit. Und sie basieren auf Authentizität. Hier denke ich an die ganzen Masken und Rollen, in die wir täglich schlüpfen (müssen). Wäre es nicht großartig, in einem Unternehmen zu arbeiten, das persönliche, scharfkantige Wertesysteme schätzt, fördert und fordert? Ein Unternehmen, in dem „sich zeigen“ nicht nur gewünscht, sondern notwendig ist?

Fürsorge. Kooperation. Kommunikation

Auf der Bühne funktionierender Verbindungen tanzen Fürsorge, Kooperation und Kommunikation. Bei Press’n’Relations verstehen wir Fürsorge als Schlüssel zu echten Beziehungen. Wir kümmern uns um andere und unterstützen und gegenseitig. Wir schauen hin und hören zu. Wir helfen, ohne zu urteilen. So viel zur Theorie 😊 Unser Alltag ist sicher deutlich bunter, lauter und auch stressiger, als diese Grundsätze suggerieren. 

Die Kultur des gemeinschaftlichen Arbeitens ist in Zeiten von New Work sicher auch erstrebenswert. Hybride Arbeitsmodelle aus Heimarbeit und Bürozeit sind der Weg in die Zukunft. Unsere digital geprägte Welt hält für Arbeitgeber einen bunten Strauß an wunderbaren und schwierigen Themen bereit. Top 1 auf der Liste des Wunderbaren ist sicher, dass sich jede Kollegin und jeder Kollege seine nahezu perfekte Arbeitsumgebung bauen kann. Je nach persönlichem Arbeitscharakter und aktuellem Workload gestalten wir uns unseren „Arbeitsraum“ flexibel und selbstbestimmt – der eine mit mehr Gemeinschaft und persönlichem Dialog, der anderen mit mehr Privatsphäre, Ruhe und Rückzug. Die Möglichkeiten der individuellen Gestaltungsräume können negative Stressfaktoren deutlich reduzieren und wirken sich positiv auf unsere Work-Life-Balance aus. Damit unternehmerische Fürsorge in diesem Kontext nicht zu kurz kommt, müssen jedoch die Ideen der New Work-Ära stets Hand in Hand gehen mit der sogenannten „mentalen Gesundheit“. Denn auf der anderen Medaillen-Seite von hybridem Arbeiten und Home-Office-Konzepten stehen Überforderung, Vereinsamung, Selbstzweifel – und auch Depression. Nicht jedem ist es gegeben, im Kämmerlein vor sich hin zu arbeiten. Während sich die einen zum Workaholic entwickeln, die anderen sich nur schwer strukturieren und motivieren können, kämpft ein Dritter mit mangelnder Ansprache. 

Kaffee statt Smiley für echte Verbindung

Es ist also entscheidend, dass moderne Unternehmenskulturen dieser sensiblen Balance Aufmerksamkeit schenken und durch einen kooperativen Führungsstil auf die Fähigkeiten, Belange und Bedürfnisse der Kolleginnen und Kollegen eingehen. Stärkenbasierte Arbeitskulturen, offene Kommunikation und engagiertes Feedback sind hier wichtige Werkzeuge (Details dazu gibt es auch hier). Damit ist jedoch nicht die maximale Fragmentierung einzelner Job-Profile in winzig kleine Arbeitsbereiche gemeint, sondern das Arbeiten auf der Grundlage individueller Stärken, Talente und Arbeitspersönlichkeiten. In Sachen Feedback und Kommunikation sind Online-Chats und Video-Calls sicher hervorragende digitale Hilfsmittel, den standortübergreifenden Dialog flexibel und komfortabel zu gestalten. Doch sie ersetzen keinesfalls den persönlichen, analogen Umgang. Eine gemeinsame Tasse Kaffee ist in Sachen Verbindung noch immer deutlich wirkungsvoller als aggressive Posting-Orgien auf Slack-Boards. 

Herzlich

Monika Nyendick