Zum 1. August 2024 haben wir nicht nur ein tolles neues Büro im Ulmer Stadtregal bezogen. Zum ersten Mal in unserer Unternehmensgeschichte sind wir auch nicht mehr Teil einer Firmengemeinschaft, in dem alle Energiekosten auf die einzelnen Unternehmen umgelegt werden, sondern eigenständig und für unseren Umgang mit Energie ausschließlich selbst verantwortlich. Und da wir nun auch über eine große Dachterrasse verfügen, war es eine der ersten Entscheidungen, dort eine so genannte Stecker- oder Balkon-Photovoltaikanlage zu installieren. Deren 900 Watt Leistung werden von einem Wechselrichter auf 800 Watt heruntergeregelt, in den letzten drei Wochen haben wir so insgesamt über 50 Kilowattstunden sauberen Strom erzeugt. Aber ist das wirklich relevant für die Rettung des Weltklimas? Die kurze Antwort auf diese Frage lautet: Ja!
Warum ist das so? Dafür gibt es mehrere Gründe:
Wir sind nicht allein, sondern Teil einer Bewegung, die inzwischen beachtliche Ausmaße angenommen hat. Allein im ersten Halbjahr 2024 wurden insgesamt 220.000 Balkon-PV-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 200 Megawatt in Betrieb genommen. Das übertrifft die Leistung so manches Gaskraftwerks und bezieht sich nur auf die im Marktstammdatenregister gemeldeten Balkon-PV-Anlagen. Die tatsächliche Erzeugung dürfte deutlich höher liegen, da viele Minikraftwerke gar nicht registriert sind und von ihren Besitzern oft als „Guerilla-PV“ genutzt werden.
Strom nutzen, wenn er produziert wird
Auch zur „Überlastung der Netze durch Solarstrom“, die derzeit immer wieder durch die Medien geistert, tragen wir nicht bei. Denn dank flacher Neigung und Südwest-Ausrichtung produzieren wir den Strom genau dann, wenn wir ihn brauchen – für die Arbeitsplatzrechner, die Kaffee- und Spülmaschine, den Kühlschrank oder auch für unsere (keineswegs nachhaltige) Klimaanlage. Da diese aber nur punktuell am Nachmittag und nur bei sehr hohen Außentemperaturen zum Einsatz kommt – wir haben große Fensterfronten, die nach Südwesten ausgerichtet sind – fließt unser selbst erzeugter Strom an solchen Tagen zu 100 Prozent in den Eigenverbrauch. Wir rechnen daher mit einem Eigenverbrauch von 70 bis 80 Prozent der rund 800 Kilowattstunden, die wir pro Jahr erzeugen. Wenn wir unser Verbrauchsverhalten entsprechend an der Erzeugung ausrichten und beispielsweise den Geschirrspüler bevorzugt am frühen Nachmittag einschalten, sollte dieser Wert gut erreichbar sein. Zumal die Steckdosen-PV auch bei schlechtem Wetter Strom produziert, der dann vollständig in unseren Eigenverbrauch fließt.
PV boomt weltweit
„Aber was nützt es, wenn wir in Deutschland die Energiewende vorantreiben, wenn in China so viele Kohlekraftwerke stehen?“ Diese Frage führt in die Irre. Denn tatsächlich boomt die Photovoltaik weltweit und in vielen Regionen sogar stärker als in Deutschland: „Andere Märkte wie China, Japan oder die USA haben sich deutlich dynamischer entwickelt, so dass Japan bereits 2016 mit 42 Gigawatt installierter Leistung an Deutschland vorbeigezogen ist. Gleichzeitig begann sich der rasante Ausbau in China auszuzahlen: 2015 gab Deutschland seine Spitzenposition an China ab, das 2010 noch hinter Japan lag. Im Jahr 2023 waren weltweit knapp 400 Gigawatt Leistung installiert. Davon entfallen rund 250 Gigawatt auf China, das damit für mehr als 60 Prozent des globalen Solarwachstums verantwortlich ist“, rechnet Volker Quaschning vor, Professor für Regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Berlin und Sprecher des Studiengangs Regenerative Energien. Das bedeutet, dass auch in China der Anteil des Kohlestroms deutlich zurückgeht. In Großbritannien wurde kürzlich sogar das letzte Kohlekraftwerk abgeschaltet.
Klimaschutz muss in den Köpfen ankommen
Natürlich bleibt trotz dieser positiven Entwicklung ungewiss, ob wir den Klimawandel tatsächlich stoppen können. Aber wir sind überzeugt, dass wir als Dienstleister unseren Teil dazu beitragen können und müssen. Und das nicht erst seit heute, sondern schon seit fast 20 Jahren. So haben wir 2006 begonnen, unser Handeln am CO2-Dreiklang „Vermeiden – Vermindern – Ausgleichen“ auszurichten. Das Ergebnis ist nicht nur eine Reduzierung unserer betriebsbedingten CO2-Emissionen um mehr als 70 Prozent, die wir durch den Bezug von regenerativ erzeugtem Strom, den Anschluss an das Fernwärmenetz, die Elektrifizierung unseres Fuhrparks, die Bevorzugung von Bus und Bahn bei Mitarbeiterfahrten und Dienstreisen sowie die Minimierung unseres Papierverbrauchs erreicht haben. Aber auch der bewusste Umgang mit Energie, zum Beispiel durch gezieltes Lüften und kontrolliertes Heizen, hat dazu beigetragen. Das Thema „Klimaschutz“ ist für uns also kein Marketing-Gag, sondern Teil unserer DNA.
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Das „Ernten“ von Sonnenenergie ist weiterhin und auch vermehrt notwendig. Allerdings ist gleichzeitig auch auf den ständig notwendigen Ausgleich zwischen Energiezufluss und Energiebedarf zu achten. Für diesen Ausgleich ist die Momentanreserve als Energiepuffer in den Schwungmassen der Synchrongeneratoren unverzichtbar. Zusätzlich bedarf es sehr rasch und mit ausreichender Leistung sowie Leistungsänderungsgeschwindigkeit reagierender Regeleinrichtungen. Leider wird viel zu oft auf diesen Umstand nicht geachtet. Eine PV-Anlage hat keine Momentanreserve und kann auch zum Ausregeln nichts beitragen. Das wäre mit Energiespeichern in Kombination mit Wechselrichtern dann möglich, wenn sich diese Einrichtungen an der Primär- und/oder Sekundärregelung beteiligen würden. Die Gewährleistung der Versorgungssicherheit muss in den Köpfen ankommen.