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Bild generiert mit Grok2 (Bilderstellungs-KI von X)

Es gibt Jobs, die wirklich niemand will. Weil sie gefährlich sind, unangenehm, stressig, schlecht bezahlt – oder gleich alles auf einmal. Mindestens zwei der genannten Faktoren treffen auch auf eine Stelle zu, um die ich denjenigen, der sie aktuell womöglich innehat*, gar nicht beneide: PR-Berater von Elon Musk.

Seit sich der exzentrische Multi-Milliardär vor den Karren von Donald Trump hat spannen lassen (oder andersherum, wer weiß das schon so genau…) jagt ein Skandal und medialer Aufschrei den nächsten. Wahlaufruf für die AfD inklusive Kumpelei mit Alice Weidel hier, Unterstützung für den britischen Rechtsextremisten Tommy Robinson da und ganz nebenbei Rechtsverstöße und Korruption soweit das Auge reicht. Und pünktlich zur Vereidigung des neuen alten US-Präsidenten noch ein vermeintlicher Hitlergruß, der selbstverständlich keiner gewesen sein will.

Die Marke Musk zerlegt sich selbst

Selbst hartgesottene Musk-Fanboys und -Fangirls wenden sich angesichts derartiger Eskapaden mittlerweile scharenweise von dem einst als Tech-Heilsbringer bewunderten Wahlamerikaner ab. Zeigte bis vor kurzem noch jeder (Möchtegern-)Entrepreneur stolz seinen Tesla, werden die markanten Elektroautos jetzt gerne öffentlichkeitswirksam abgegeben. Oder zumindest mit einem augenzwinkernden Sticker versehen, der klar macht, dass man Elons Verhalten moralisch ja doch sehr verwerflich findet. In Europa distanzierten sich im Zuge dessen auch viele CEOs, Vorstandsvorsitzende und Co. von dem Mann, den einige zuvor wohl noch als Vorbild bezeichnet hätten (wohingegen in den USA die wirtschaftliche Elite schon kollektiv zum Gut-Wetter-Machen bei der neuen Regierung übergegangen ist). Und dem Deutschen Museum ist das Porträt des Raumfahrtvisionärs mittlerweile auch peinlich. Anfang 2025 lässt sich festhalten: Elon ist out.

Inmitten dieses Hurrikan-großen und nicht enden wollenden Shitstorms steht nun also – so male ich es mir zumindest aus – irgendein armes Würstchen (bzw. ein ganzes Team von solchen) und versucht der Sache einen Spin in die andere Richtung zu geben. Selbst kampferprobten Krisen-PR-Profis dürfte es beim Gedanken daran eiskalt den Rücken herunterlaufen. Denn was nützt der beste Plan und das feinste Gespür für die richtigen Botschaften zur richtigen Zeit, wenn der eigene Chef völlig beratungsresistent ist, keinen halbgaren Gedanken für sich behalten kann und dabei eine gigantische Reichweite hat?

Erlauben wir uns an dieser Stelle doch einmal den Spaß, und gehen die Möglichkeiten durch, die man als gebeutelter PR-Berater im Hause Musk noch hat, um das Image des südafrikanischen Sonderlings zu retten:

Die Missverständnis-Karte: „Das war alles gar nicht so gemeint!“

Seit vielen Jahren bei Populisten aller Couleur beliebt ist die Taktik, provokante Aussagen und vollmundige Ankündigungen in den Äther zu blasen, nur um dann beim ersten Gegenwind zurückzurudern und den Kritikern überbordende Fantasie zu unterstellen. Denn diese politisch korrekten Journalisten und woken Aktivisten wollen doch einfach überall Rassismus, Sexismus und Co. entdecken, nicht wahr…? Team Musk ist mit diesem Vorgehen schon bestens vertraut, wie sich gerade erst schön an der Causa Hitlergruß beobachten ließ. Denjenigen, die in der Geste tatsächlich ein faschistisches Symbol zu erkennen glaubten, wurde schnell klar gemacht, dass es sich eigentlich um etwas ganz anderes handelte. Ob dann im Einzelfall mit einer Hommage an den römischen Cäsarengruß, einem ungelenken Winken oder einer neurodivergenten Übersprungshandlung argumentiert wurde, war da auch schon fast egal.

Die Leugnen-Karte: „Das ist so nie passiert!“

Seltener, weil schwieriger umzusetzen, ist die Taktik, direkt und vollständig zu leugnen, dass etwas gesagt oder getan wurde. Doch in der gerne als „post-faktisch“ bezeichneten Ära nach Trump ist auch das häufiger geworden. Denn die immer stärker radikalisierten und verblendeten Anhänger bestimmter Politiker (oder Geschäftsleute) interessiert längst nicht mehr, was denn nun die Wahrheit ist, solange diese nicht mit ihrer gefühlten Wahrheit übereinstimmt. Selbst eindeutige Beweise in Form von Videoaufnahmen und ähnlichem helfen hier meist nicht – alles, was nicht ins Weltbild passt, ist ein Fake des ideologischen Gegners. In Zeiten immer realistischer werdender KI-Bilder und -Videos darf man sich darauf einstellen, dass diese Denke nur noch anschlussfähiger wird. Wenn also selbst die altehrwürdige, im bundesrepublikanischen Wertekosmos festbetonierte Volkspartei CDU steif und fest behaupten darf, doch schon immer auf Seiten der Atomkraft gestanden zu haben, da kann ein turbo-innovativer Power-CEO mit Gottkomplex doch erst recht retroaktiv sein vergangenes Handeln frisieren. Und so wird der Mann, der ca. 500 Kinder (von denen 90 Prozent keinen Kontakt zu ihm haben) mit acht Dutzend Frauen hat, zum Verfechter der christlichen Kernfamilie. Was auch sonst?

Die Double-Down-Karte: „Das war genau so gemeint“

Insbesondere im Hinblick auf die kommenden Jahre dürfte jedoch eine dritte Variante, mit den Ausfällen und Übergriffen Musks umzugehen, relevanter werden: Ohne Spin, Ausflüchte oder Zurückrudern, sondern mit dem Kopf durch die Wand. Das Vorbild hierfür könnte sein oberster Dienstherr Trump sein, der bereits nach wenigen Tagen zurück im Amt klar machte, dass er sich jegliche Zurückhaltung und moralisches Dekor, das beim ersten Mal noch halbherzig bedacht wurde, nun sparen würde. Egal wie provokant, absurd, verletzend oder größenwahnsinnig – ab jetzt kann alles ohne falsche Scham gesagt werden. Für die PR-Experten bei SpaceX und Musks anderen Unternehmen bedeutet das zunächst einmal weniger Arbeit. Die versammelte Presse klingelt Sturm, weil dem Chef im Fernsehen mal wieder die Sicherungen durchgebrannt sind? Egal, alles geht!

Doch auch wenn ich den hypothetischen Kollegen das hypothetische Füßehochlegen natürlich gönne, komme ich nicht umhin, eine Warnung auszusprechen. Denn was mit Angestellten passiert, die in den Augen des selbsternannten Marseroberers zu wenig zu tun haben, kann man ja aktuell bei Twitter/X und demnächst beim Department of Government Efficiency sehen. In diesem Sinne, viel Glück – sie werden es brauchen!

*unter Umständen irrlichtert Elon Musk zurzeit auch ganz ohne Betreuung durch die Medienlandschaft – X und Tesla haben jedenfalls seit einer Weile keine PR-Teams mehr.


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