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„Hei Lena, du bist doch auch noch nicht so lange zurück. Wann bist du denn angekommen?“
„Am ersten Juni. Flughafen München.“ Diese Antwort wird von mir erwartet, wenn ich die Frage nach meiner Ankunft gestellt bekomme. Doch in letzter Zeit hat das Wort „ankommen“ für mich eine andere und vielleicht größere Bedeutung bekommen.

Ziemlich genau habe ich noch den Abschied von Freunden und Familie vor Augen, die mir vor circa acht Monaten eine gute Reise wünschten. Dasselbe wünschte ich mir auch. Und neben neuen Erfahrungen, Menschen und Landschaften hoffte ich auch ein kleines bisschen darauf, mich selbst besser kennen zu lernen. Vielleicht finde ich heraus, was mein Traumberuf ist, dachte ich; weiß dann bei meiner Rückkehr genau, was ich will und treffe voller Zuversicht die kommenden Entscheidungen. Wer meine vorangegangenen Blogeinträge gelesen hat, weiß ähnlich gut wie ich, was aus diesen Wunschgedanken geworden ist – allen anderen verrate ich es: Nichts.

Und trotzdem bin ich nicht unzufrieden mit dem, was ich gelernt habe, auch wenn es nicht die Fähigkeit ist, Entscheidungen zu treffen. Denn in erster Linie habe ich gelernt, anzukommen. Und das nicht nur physisch, zum Beispiel an den sieben Flughäfen, an denen ich gelandet bin. Wer aber nun einen Bericht über meine Ankunft in den verschiedenen Ländern erwartet, der soll schon an dieser Stelle enttäuscht werden: Dieser wird nicht folgen. Wer trotzdem (enttäuscht oder nicht) weiterliest, dem möchte ich von einigen Momenten erzählen, in denen ich angekommen bin.

Ankommen, während man weiter geht

Mit Rucksack, Zelt und Nudeln für die nächsten fünf Tage durch die atemberaubende Landschaft Neuseelands wandern. Während ich nach elf Stunden Fußmarsch auf dem Boden liege und in den Himmel blicke, entscheide ich mich, weiter zu gehen. Nichts scheint wichtig in diesem Moment und zwischen Flüssen und Bergen erkenne ich, wie klein ich bin.

Ankommen, während man am Anfang steht

Obwohl ich wirklich klein bin (160 Zentimeter), habe ich letztens begriffen, dass ich mich nicht einschüchtern lassen sollte von den großen, globalen Problemen, die fast jedem bekannt sind, die überall durchscheinen und die meist mit viel Mühe und einer Menge Farbe überstrichen werden. Denn einfach bei sich selbst anzufangen, ist schon ein großer Schritt in die richtige Richtung. In dem Projekt „foodsharing“ habe ich zum Beispiel meinen Weg entdeckt, im Kleinen zu helfen. Und obwohl ich erst ganz am Anfang stehe, habe ich das Gefühl angekommen zu sein in dem, was ich mache.

Ankommen, während man rennt
Meine Frage mag naiv klingen – und vielleicht ist sie das auch. Wann sind Sie das letzte Mal gerannt? So schnell, dass man keine Zeit hat, die vorbeirauschende Umgebung zu betrachten. So schnell, dass da keine Zeit ist für Gedanken über das Morgen. So schnell, dass man ganz allein ist. Mit dem Herzschlag im Kopf und den Füßen nur selten auf dem Boden.

Ankommen, während man nichts macht
Manche nennen es Meditation, andere Chillen. Mir persönlich gelingt es nur selten: das Nichtstun. Das bewusste Nichtstun, während man akzeptiert, dass sich alles um uns herum verändert und man nichts und niemanden festhalten kann. Es sind diese Augenblicke, in denen man sieht, wie die Welt um uns herum lebt und atmet. Und es passiert genau in diesen Augenblicken, dass sie uns einen kurzen Blick auf ihre wahre Schönheit gewährt.

Für mich kommt man an in Momenten, in denen man sich selbst vergisst und nicht spürt, dass man unterwegs ist. Denn unterwegs sind wir eigentlich ständig.
Und so würde ich Ankommen als Zustand mit dem der Zufriedenheit vergleichen.
Ob man aber nun verreisen muss, um anzukommen, das bleibt jedem selbst überlassen. Mir hat es auf jeden Fall geholfen, Abstand zu gewinnen und die Dinge aus anderen Perspektiven zu betrachten. Und vor allem seit das Jahr Work and Travel auch in Max Mustermanns Lebenslauf schon fast obligatorisch direkt nach dem Abitur steht, braucht man für eine solche Reise auch kein rebellischer Systemausbrecher mehr zu sein.

Möchte also jemand nun meine ehrliche Antwort auf die Frage „Wann bist du angekommen?“ wissen, so würde ich sagen:
„In letzter Zeit immer häufiger und das ist schön.“

Lena Nerb – Praktikant


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