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oder einfach „Der Knigge des schönen Scheins“

„Was ist denn eigentlich Pinterest?“, fragt meine Kollegin. Gute Frage. Irgendwas mit Fotos, da bin ich mir sicher. Aber dass ich selbst keine Ahnung habe, muss ich auch gar nicht zugeben. Sie hat nämlich nicht mich gefragt. Doch Fotos sind es ja, die die sozialen Medien ausmachen. Ein Bild generiert mehr Aufmerksamkeit als ein Text, das ist bekannt. Auf Plattformen wie Instagram oder Pinterest werden aber nur Fotos geteilt. Wie gewinnt ein Bild hier noch Aufmerksamkeit? Dafür gibt es doch bestimmt einen Trick? Ich habe sie gesucht, die „Goldene Regel“ für das perfekte Bild.

Aber zuerst: Was sagen denn die lieben Kollegen zu diesem Thema? Um das herauszufinden, habe ich eine kleine Umfrage gestartet. Gesammelt wurden alle ernst gemeinten und absurden Vorschläge, spontanen Ideen und sonstige Assoziationen zum Thema:

Was bekommt die meisten Likes?

  • Katzenbilder und nackte Frauen gehen immer“ ist eine Antwort, die ich bekommen habe. Und zumindest den Katzen stimmen noch zwei weitere Kollegen zu. Auch Tiere im Allgemeinen gelten bei den PnR’lern als Like-Garant.
  • „Tolle Essenskreationen gehen immer. Food Porn!“
  • Ein Kollege wählt die Brachialmethode um auf sich aufmerksam zu machen. Die meisten Likes bekommt man seiner Meinung nach mit Fake-News und Verschwörungstheorien.
  • Ernst gemeinte Antworten habe ich auch bekommen: „Menschen zu zeigen ist immer gut. Selbstgezeichnete Bilder auch, denn sie sind außergewöhnlich.“
  • Die Zeit der „selbstherrlichen Selfies“ ist vorbei, antwortete mir eine Kollegin. „Authentische, ehrliche und eventuell selbstironische Portraits kommen grundsätzlich gut, glaube ich.“

„Kann ich leider auch nicht beantworten!“ schrieb mir mein PnR-Kollege aus München, schickte mich aber mittels Link ins Internet. Genauer gesagt zu einem Video, veröffentlicht auf Welt.de, in dem Pamela Reif interviewt wird. Die ist laut Schlagezeile „Deutschlands Instagram Queen“. Eine Strategie steht aber nicht hinter ihrem Erfolg, im Interview verrät sie, sie habe aus Spaß mit Instagram begonnen und gepostet, was ihr so gefällt. Das habe dann auch anderen Leuten gefallen, aber: „Wie das funktioniert? Keine Ahnung!“.

Nachdem ich sowieso schon im Internet unterwegs war, blieb ich da auch und stolperte über einen Artikel von Hayley Bloomingdale. In der Vogue veröffentlichte sie ihre – ich nenne es mal – „Goldenen Regeln“ für den Instagram Erfolg. Diesen liegt kein „Ich poste spontan, was mir gefällt“, sondern eine Strategie zugrunde, mit der man das Posten eher geschäfts- als hobbymäßig betreibt.
Nur ein paar Klicks weiter spottet Jill Robbins über diese Regeln und zeigt, wie sie systematisch gegen die Regeln verstößt. Keine Strategie, sondern „Ich mach mir meine (Instagram-)Welt, wie sie mir gefällt“.

Über Hayleys Regeln sagt sie, dass sie normalerweise gute Satire erkennt und durchaus wertschätzt, sich in diesem Fall aber leider zu 99 Prozent sicher sei, dass diese Regeln ernst gemeint sind. Ich zumindest habe mich über manche der Regeln gewundert und über viele gelacht, egal ob nun Satire oder ernst gemeint. Deshalb an dieser Stelle mein persönliches Best-of dieser Regeln:


#1

Niemals einen Handkreis posten.

Ihr wisst schon, diese Bilder, auf denen alle Leute ihre Hände im Kreis zusammenstrecken. Laut Bloomingdale zeigt das nur eines: Ihr wollt Leute markieren, da die aber zu hässlich sind um ganz auf dem Bild zu sein, kommen halt nur die Hände aufs Bild …


#2

< 11 Likes? Löschen!

Hat man mehr als 100 Follower und weniger als 11 Likes, hat man etwas falsch gemacht. Hat man weniger als 100 Follower? „Hurry up and get cooler.“


#3

Keine Selfies …

… außer man arbeitet in der Modebranche und möchte einen Teil eines Outfits zeigen oder man ist an Orten, an denen weit und breit kein Mensch ist, der ein Foto von einem machen könnte.


#4

Jeder liebt Hundewelpen und Baby-Bilder.

Aber keine Katzen.


#5

Essen bitte selten posten

„We have all seen avocado toast. Every single one of us.“ Deshalb: Keine Notwendigkeit, noch mehr Avocado-Toast zu posten. Oder Essen allgemein. Kaffee gleich gar nicht und wenn, dann nur auf Plattformen wie Facebook. Hier sind laut Bloomingdale Likes von Müttern im mittleren Alter garantiert.


#6

Mehr als vier, das spare dir.

Hierbei geht es um Hashtags pro Bild. In mein Best-of schafft es diese Regel wegen einem Tipp, wie man mit Personen, die Bilder von grünen Smoothies mit #blessed kommentieren, umzugehen hat: „[…] you should unfollow the girl and avoid her in real life at all costs“.


Und was halten wir von diesem Regel-Wirrwarr?

Mal abgesehen davon, dass ich persönlich noch nie Avocado-Toast gesehen habe und in einem anderen Interview eher goldene Regeln wie „Sei spontan“, „Experimente wagen“ und „Sei du selbst“ bemüht werden, schließe ich mich der Meinung eines weiteren Blogs, über den ich gestolpert bin, an: Das perfekte Bild gibt es nicht, denn über (Bilder-) Geschmack kann man bekanntlich nicht streiten.

Trotzdem, nach so viel Recherche bin ich jetzt natürlich Profi in Sachen „das perfekte Bild“. Her mit der Kamera! Und da ein Bild bekanntlich mehr sagt als 1000 Worte und Übung zudem den Meister macht, kommen hier gleich zwei Bilder:


#1: Die Todsünde unter den Bildern (wie wir gelernt haben): Mit ganz vielen Händen, Retro-Filter, Katzen, Essen und Kaffee(-kunst).


#2: Von den Followern geliebt (laut PnR-Profis): Mit ganz vielen Gesichtern, Food, leider keinen Katzen und Fake-News. Ein toller Filter ist auch dabei, natürlich.


Wir hoffen natürlich auf mehr als 11 Likes – aber bitte auf das richtige Foto 🙂 . Denn sonst müssten wir echt mal cooler werden.

 

LG,
Steffi

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Wer es noch einmal genau wissen will, findet hier alle Links zum Thema:

Video mit Pamela Reif: https://www.welt.de/videos/video159545360/Das-ist-Deutschlands-Instagram-Queen.html

Vogue-Artikel: http://www.vogue.com/article/instagram-rules-social-media

Huffingtonpost: http://www.huffingtonpost.com/jill-robbins/vogue-instagram-rules_b_8052200.html

Blog: http://neunzehn72.de/das-perfekte-foto/