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Jetzt haben sie es schon wieder getan! Wer? Na, die Letzte Generation! Achso, die schon wieder…

Die Proteste der Aktionsgruppe Letzte Generation, die wiederholt durch Sitzblockaden Autobahnen lahmlegen, sind mittlerweile in der öffentlichen Wahrnehmung angekommen. Doch anders als der Fridays for Future-Bewegung wird ihnen nicht besonders viel Beachtung geschenkt. Die Berichterstattung geht über die Proteste und vermeintlichen Gesetzesbrüche nicht hinaus, zu einem gemeinsamen Dialog zwischen Protestierenden und Regierung ist es bisher nicht gekommen. Und es ist fraglich, ob es überhaupt zu einem kommen wird. Was ist dann überhaupt der Nutzen solcher Protestaktionen? Müssen die Klimaaktivisten und -aktivistinnen neben Sitzblockaden und Hungerstreiks sogar auf noch radikalere Mittel zurückgreifen, um ihre Ziele erreichen? 

Grüne Armee Fraktion

Dass sich die Klimabewegung immer mehr radikalisieren wird, ist durchaus realistisch und vorstellbar. Nicht selten wird sogar von einer „Öko-RAF“ gesprochen. Aber bislang sind noch keine Menschen zu Schaden gekommen – wenn überhaupt, dann nur die Protestierenden selbst, da sie ihre Hände mit Sekundenkleber und seit neuestem mit Beton auf dem Asphalt befestigen, und dadurch sehr mühselig von der Straße entfernt werden müssen. Damit es jedoch bei diesem gewaltfreien, zivilen Ungehorsam bleibt, wird die Regierung vermutlich handeln müssen. Denn für die Letzte Generation ist das Nichteinhalten der Bundesregierung des Pariser Abkommens ein Rechtsbruch, auf den sie selbst mit Rechtsbrüchen reagiert. Sie wollen also Feuer mit Feuer bekämpfen. Ob ihnen das auch mit ihren bisherigen Methoden gelingen wird, bleibt abzusehen.

Friedlich und gerechtfertigt 

Die Letzte Generation ermutigt auf ihrer Internetseite andere, sich dem „friedlichen zivilen Widerstand“ anzuschließen. Bei ihren Protestaktionen stoßen sie aber eher auf Unverständnis als auf Zustimmung. Es wird nun mal nicht als besonders gerecht und auch zum Teil recht anmaßend wahrgenommen, die Zivilgesellschaft für ihren Lebensstil zu bestrafen. Damit werden etwa alle, die mit dem Auto unterwegs sind, in eine Schublade gesteckt – Differenzierung, wer sich auf seine eigene Art für den Klimaschutz einsetzt (zum Beispiel mit E-Autos) findet nicht statt. Damit riskiert die Bewegung, dass potenzielle Anhänger und Anhängerinnen sich von ihr abwendet. 

An dieser Stelle muss ich aber noch mal betonen, dass kaum darüber diskutiert wird, ob der zivile Ungehorsam überhaupt legitim ist. Meiner Meinung nach ist er das. Weitaus ungerechter als mangelnde Differenzierung ist nämlich die traurige Wahrheit, dass weltweit Millionen von Menschen ihre Heimat aufgrund von Trockenheit oder Überschwemmungen verlassen müssen. Die Klimakrise selbst ist keine Haltung oder Meinung, sondern eine wissenschaftlich belegte Tatsache, über die man nicht zu diskutieren braucht. 

36 Grad und es wird noch heißer

Auch hierzulande hat sich das Ausmaß des Klimawandels schon deutlich bemerkbar gemacht. Während uns vor ziemlich genau einem Jahr die Flutkatastrophe im Ahrtal erschütterte, rollt gerade eine Hitzewelle über Europa. Es ist heiß – seeehr heiß. In manchen Orten kletterten die Temperaturen nahe an die 40 Grad und Südeuropa kämpft momentan gegen schwere Waldbrände. Selbst im gemäßigt temperierten London wurde am Dienstag der Notstand ausgerufen, weil erstmals seit Beginn der Wetteraufzeichnungen die 40 Grad-Marke geknackt worden ist. „This is not the new normal“, schreibt Greta Thunberg auf Twitter. Die Sorge ist aber groß, dass solche Hitzetage eben doch zu einem regelmäßig auftretenden Phänomen werden. Ob Sitzblockaden und Hungerstreiks unser Weg raus der Klimakrise sind, ist hingegen zu bezweifeln.