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Als ich mir während meiner ersten beiden Tage die Blogbeiträge meiner Vorgänger durchgelesen habe, stieß ich immer wieder auf denselben Satz: „Plötzlich sind zwei Wochen um und ich muss schon wieder einen Beitrag schreiben.“ Sowas kann mir ja nicht passieren, dachte ich, ein Text alle zwei Wochen lässt sich ja wohl easy managen. Bis mich heute die Kollegin aus Berlin anrief und fragte, ob mir bewusst wäre, dass ich morgen Vormittag einen Beitrag posten müsse. Ich kann zu meiner Verteidigung nur sagen, dass ich – wie alle Praktikanten vor mir – so vielbeschäftigt war, dass die zwei Wochen sich eher wie zwei Tage angefühlt haben. Und jetzt muss ein Thema her. Also lasst uns über Ulm sprechen.

Wie bereits in meinem ersten Beitrag erwähnt, komme ich aus Bayern und hatte mit Ulm bis vor ein paar Monaten nichts am Hut. In den letzten Wochen habe ich darum alles aufgesogen, was irgendwie ulmerisch ist, so typisch schwäbisch, im Sinne von „das muss man gesehen haben“ – man will ja zuhause auch was erzählen. Und um es all meinen Nachfolgern leichter zu machen, folgen nun die drei wichtigsten Ulmer Besonderheiten, die man unbedingt erlebt haben muss:

Der Nebel

Glaubt man den Gerüchten, lohnt sich die teure Wohnung mit Münsterblick nur bis Oktober. Ab dann ist nämlich die ganze Stadt in eine weiße Suppe gehüllt, die einen sogar das Nachbarhaus nur schwach erahnen lässt. Ob dem tatsächlich so ist, kann ich noch nicht bestätigen, aber ich blicke dem Herbst mit Spannung entgegen und werde vorsorglich mal nachsehen, wo man bei meinem Auto eigentlich die Nebelscheinwerfer anmacht.

Die Sparsamkeit der Schwaben

Schaffe, schaffe, Häusle baue – liebe Leute, ob ihr’s glaubt oder nicht, die Schwaben sind nicht nur tatsächlich äußerst knausrig, sie machen auch keinen Hehl daraus und feiern ihre Sparsamkeit verblüffend hemmungslos. So kündigten beispielsweise Schilder mit der Beschriftung „So schwäbisch: In (Neu)Ulm samstags für umsonschd mit Bus und Bahn“ die wegen Bauarbeiten kostenlosen öffentlichen Verkehrsmittel an. Aber damit nicht genug. Auch das Ulmer Volksfest wirbt mit der sogenannten Schwabennacht: „Über 100 Euro sparen: Der Schnäppchen-Abend für alle Schwaben – und die, die schon immer eine(r) sein wollten.“ Nicht zu vergessen sind die zahlreichen Wirtshäuser und Restaurants, die ihre Gäste mit ihren Super-Sonder-Schwaben-Angeboten verwöhnen. Da bleibt nur die Frage: Wofür brauche ich eigentlich ein bezahltes Praktikum? Ach ja. Für meine Wohnung mit Münsterblick…

Last but not least: der Schwörmontag

Der legendäre Tag der Tage darf in dieser Aufzählung natürlich nicht fehlen. Ich selbst habe ihn bis jetzt noch nicht erlebt, höre aber seit zwei Wochen mindestens einmal täglich einen Kommentar dazu. Manche versuchen, sich möglichst fernzuhalten, andere behaupten, man könne sich gar nicht fernhalten, außer, man grabe sich ein. Worin aber alle übereinstimmen: Am Schwörmontag dreht die Stadt hohl. Offenbar zählt er nicht nur als DAS Highlight des Ulmer Volksfestes (ja, noch vor der Schwabennacht!), er ist auch im Prinzip beinahe schon fast, also so gut wie, sozusagen mehr oder weniger, ein halber Feiertag. Den Geschichten zufolge legt die ganze Stadt mittags gesammelt ihre Arbeit nieder und begibt sich an die Donau, wo irgendeine wilde Sache mit Flößen, Geschrei und viel Alkohol stattfindet. Wann (oder ob) die ganze Stadt am Dienstag ihre Arbeit dann gesammelt wieder aufnimmt beziehungsweise aufnehmen kann, hat mir allerdings noch niemand verraten. Ich werde es wohl selbst herausfinden müssen – nächsten Montag ist es nämlich soweit!

Ich hoffe, ich konnte dem ein oder anderen den Einstieg in den Ulmer Alltag erleichtern, auch wenn ich selbst noch ganz am Anfang stehe, und melde mich in zwei Wochen mit einem neuen Update zurück – sofern ich den Schwörmontag überstehe. Aber dann ganz souverän ohne Erinnerungsanruf von den Social Media-Kollegen!

© Foto: Stadt Ulm, SWU, City Marketing aus der Kampagne „Ulm erleben“

von Lara Schmidler