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Die weite Welt sollte es sein. Oder zumindest die West Coast der USA. San Francisco, LA, Portland, Seattle. Ich liebe diese Städte und das ganze Leben um sie herum, deshalb habe ich die Westküste Amerikas schon öfters bereist. Bei mir ist das kein einfaches Fernweh, sondern eine tiefe Verbundenheit zu einer mir nie zugänglich gemachten Heimat. Man wird ja nicht gefragt, wo man gerne aufwachsen möchte, und aus verschiedenen Gründen bin ich nun mit 28 Jahren irgendwie immer noch in Ulm, studiere in Stuttgart und absolviere gerade mein Praxissemester. Doch mittlerweile weiß ich, dass das Leben hier alles andere als schlecht ist. Daher habe mich erst einmal damit abgefunden, noch etwas länger zu bleiben.

Die weite Welt oder Ulm

Das Praxissemester rückte nach ein paar Semestern immer näher und ich hatte ursprünglich große Ziele: Bei einem Major Label in den USA oder in einer anderen großen Firma in der Bay Area zu arbeiten – das war und ist mein Traum. Doch neben dem Aufwand, dem Kostenfaktor und der Frage, ob ich ein halbes Jahr lang eine Fernbeziehung führen möchte, machte auch die Corona-Lage dieses Vorhaben nicht einfacher. Also legte ich all diese Gedanken wieder auf Eis. Das Letzte, was ich wollte, war in einer neuen Umgebung alleine zu sein – auch wenn ich „nur“ nach Berlin gegangen wäre, was mein Plan B war. Ich wollte mein Praxissemester einfach nicht im Homeoffice in einer fremden Stadt verbringen. Als wir dann beschlossen, einen Hund zu adoptieren, konnte ich mich noch besser damit abfinden, in Ulm zu bleiben und dem neuen Familienmitglied unsere kleine Welt zu zeigen.

Am Boden bleiben

Deshalb muss ich sagen: Es ist alles richtig gelaufen und manchmal ist es gut so, wie es ist. Ich bin sehr froh, bei Press’n’Relations gelandet zu sein, denn meine Erwartungen wurden auf jeden Fall übertroffen. In einer Agentur zu arbeiten konnte ich mir auch schon immer gut vorstellen und es ist wirklich so, wie man es sich ausmalt. Mal gibt es Tage, an denen mit den Kollegen zusammen viel gelacht wird, man in der Mittagspause gemeinsam zum Essen geht oder Essen bestellt. An manchen Tagen ist es ganz ruhig und jeder geht hochkonzentriert seiner Arbeit nach. Es gibt aber immer Ansprechpartner, die mir weiterhelfen konnten und von denen ich etwas lernen konnte. Dass Blogbeiträge und Pressemeldungen von den Kollegen gegengelesen wurden, hat mir sehr dabei geholfen, meinen Schreibstil zu verbessern. Auch meine Fähigkeiten als Fotografin wurden oft wertgeschätzt, weshalb ich gerne zu Terminen mitgenommen wurde – so gut es während der Pandemie eben möglich war. Trotz Corona konnte ich also wirklich viel Zeit im Büro verbringen und auch wenn das Homeoffice immer stärker durchgesetzt wurde, war fast nie jemand ganz alleine bei der Arbeit. Doch die traurigsten Tage waren mit Abstand diejenigen, an denen der Chef von zuhause arbeitete, denn dann kümmerte sich um die Mittagszeit niemand um die äußerst wichtige Frage: „Was wollen wir denn heute essen?“. 

Abschied

Ein halbes Jahr lang durfte ich bei Press’n’Relations als Praktikantin in einem tollen Team mitarbeiten. Angefangen habe ich bei stabilen 28 Grad im September und aufgehört bei fast -20 Grad im Februar. Da ich in dieser Zeit alle Wetterlagen und mindestens zwei Zusammenbrüche meines Autos miterlebt habe, fühlt es sich so an, als hätte ich ein ganzes Jahr hier verbracht und nicht nur ein halbes. Wahnsinn, wie schnell die Zeit vergeht! Ich werde es definitiv vermissen, in dem kleinen, gelben Haus ein- und auszugehen, und bin dankbar für alles, was ich aus dem Praktikum mitnehmen durfte und für die Menschen, die ich kennengelernt habe. Nun widme ich mich aber dem Endspurt meines Studiums mit dem frisch gesetzten Ziel, mich danach selbstständig zu machen. Die Reise geht weiter.

Autorin: Diana Mühlberger