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Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, wie schnell alles Neue zur Routine wird? Neue Stadt, neue Wohnung, neue Arbeit – obwohl ich eigentlich noch gar nicht lange hier bin, habe ich bereits meine täglichen Abläufe entwickelt, die mir ein heimeliges Gefühl geben. Mein morgendlicher Weg zur Straßenbahn ist mir inzwischen ebenso vertraut wie jede Verkäuferin in der kleinen Rewe-Filiale um die Ecke. Ich kenne alle Haltestellen auf meinem Arbeitsweg und kann genau aufzählen, was ich nacheinander mache, wenn ich von der Arbeit nach Hause komme. Und auch meine täglichen Aufgaben bei Press’n’Relations erledige ich immer in der gleichen Reihenfolge: ankommen, Briefkasten leeren, Kaffee holen, Computer einschalten, Zeitung durchschauen, Postbox holen, Magazine verteilen… alles Routine.

Aber was genau ist denn überhaupt eine Routine?

Definiert wird der Begriff als eine „durch längere Erfahrung erworbene Fähigkeit, eine bestimmte Tätigkeit sehr sicher, schnell und überlegen auszuführen“. Forscher haben zudem herausgefunden, dass uns Routinen entlasten. Statt über jede Handlung nachzudenken, können wir unsere Konzentration auf andere Dinge lenken und gleichzeitig Zähne putzen, Kaffee trinken oder Fahrrad fahren. Viele glauben, einen Großteil ihres täglichen Lebens bewusst zu handeln – doch das wäre viel zu anstrengend für unser Gehirn. Stellen Sie sich nur vor, wie ermüdend Autofahren wäre, wenn Sie über jeden Handgriff nachdenken müssten. Sie müssten jedes Gespräch unterbrechen, um einen Stift aufzuheben, eine Flasche aufzuschrauben oder ein Blatt zu lochen. Auch Obama sagte einst: „You need to focus your decision-making energy. You need to routinize yourself. You can’t be going through the day distracted by trivia.” 

Routinen machen den Kopf frei

Und zwar für die wichtigen Dinge im Leben, diejenigen, die eben nicht routinemäßig erledigt werden können. Viel zu oft halten wir uns mit unwichtigen Gedanken auf wie „Welche Hose ziehe ich heute an?“, „Soll mein neues Handy Metallicschwarz oder Mattschwarz sein?“, „Soll ich mir in der Mittagspause eine Butterbreze oder ein belegtes Brötchen holen?“ Und während wir über solch lebenswichtigen Entscheidungen brüten, setzen wir bei der Bundestagswahl unser Kreuz bei der immer gleichen Partei und nutzen weiterhin stur das langsam verstaubende Faxgerät. Weil wir das eben schon immer so gemacht haben und es entsprechend einfach von der Hand geht.

Routinen entlasten uns

Aber nur bis zu einem gewissen Grad. Es kann daher nicht schaden, seine eingefahrenen Verhaltensmuster ab und an auf den Prüfstand zu stellen. Das gilt im Privatleben genauso wie in der Arbeitswelt. Sind meine Abläufe logisch und effizient? Kann ich vielleicht ein neues Tool nutzen, um schneller und besser zu arbeiten? Denn Sie wollen ganz bestimmt nicht dieser eine Kollege sein, der sich verzweifelt an die längst veralteten Methoden klammert, weil er seine täglichen Verhaltensmuster um Gottes Willen nicht verändern möchte. Routine entlastet uns nämlich nur so weit, wie sie unser Leben erleichtert – und sie darf auf keinen Fall zwanghaft werden. Also nehmen Sie ruhig mal einen anderen Weg in die Arbeit und gehen sie ab und an einfach nicht zu Ihrem Lieblingsitaliener, sondern in ein unbekanntes Lokal. Denn ein kleines bisschen darf man sein Gehirn auch mal fordern.

von Lara Schmidler