„Schaut mal: der Bachelor macht jetzt Werbung“ hieß es und sofort versammelte sich eine Traube P’n’R –Mitarbeiter (äh „-innen“) um die besagte Werbemeldung um das retuschierte Schönlingsgesicht zu identifizieren. „Neein, der war doch blond“… „Nee, das war der vom letzten Jahr!“ .. „Wie das kam schon wieder?“…Unangenehmerweise musste ich feststellen, dass auch ich bei dem Begriff Bachelor keineswegs an den in unserem Sprachgebrauch genutzten Begriff des berufsqualifizierten Hochschulabschluss dachte, sondern an die 2003 erstmals ausgestrahlte TV-Sendung aus dem Genre „Reality-Spielshow“. Bei „Der Bachelor“ geht es darum, dass eine Horde junger und paarungswütiger Damen (die überwiegend aus der Erotik-Szene stammen wie sich meist zum grooßen Schrecken im Verlauf der Sendung herausstellt) den „Junggesellen“ – der im Gemeinen wohl als attraktiv und erfolgreich anzusehen ist – umwerben, so dass er sich seine Traumfrau unter ihnen aussucht. Jawohl aussucht.
Wer sich nun bemüht in diesem Konzept irgendetwas zu finden, das nicht dumm, oberflächlich und menschenverachtend ist, sucht die ganze Staffel. Da hilft auch der treuherzige Blick des TV-Adonis nix, mit dem er der Kamera versichert, dass er nun „eendlich“ die Richtige finden will. Dabei sollte es jedem halbwegs vernunftbegabten Mensch doch auffallen, dass es wahrscheinlicher ist im Lotto zu gewinnen als unter 20 mal Dumm-Geil, Aufmerksamkeits-fanatisch oder einfach nur devot keine Niete zu ziehen. Aber was macht diese TV-Formate dann so erfolgreich? Warum haben wir von Bauer sucht Frau, Deutschland sucht Topmodel bzw. Superstar, Stadt die Shopping-Queen oder Dschungel verzweifelten Z-Prommi noch nicht genug?
Ich selbst kam mit dementsprechenden Sendungen vergleichsweise spät in Kontakt und kann mich noch gut an die Begegnung mit meinen ersten Reality-Shows erinnern. Am Anfang hatte ich noch eine Mischung aus den zwei Impulsen vor Fremdscham in den jeweiligen Sofa-Kissen zu versinken oder meinen Kopf gegen die nächst beste Wand zu schlagen. Jedoch stumpft man erschreckend schnell ab und das Entsetzen wandelt sich in die allseits beliebte Floskel: „is doch eh alles nur gespielt“. Warum das, das Zuschauen legitimiert versteh ich nicht, aber es funktioniert ganz gut. Und so saß auch ich (meistens mit einer Flasche Wein ausgerüstet) abends vorm TV und erheiterte mich einer solchen Sendung. Lachte schadenfroh über Missgeschicke, Empörte mich über Intrigantes, war überrascht über so manches „Weiterkommen“, bemitleidete die Ausgestoßenen – und ging am Ende mit dem Gefühl ins Bett irgendwie besser als „Chantal (25) arbeitsuchend“ zu sein. Ist außerdem ja eh alles nur gespielt..
Der Bachelor aus der Werbung entpuppte sich übrigens als ein Kandidat der Sendung „Catch the Millionaire“. Wie der Name erahnen lässt, jagt jetzt die Horde junger Damen satt dem Bachelor den Millionär. Es gibt sogar drei. Jedoch ist nur einer von ihnen der „Echte“. Das dient dazu unter den Anwärterinnen diejenige zu entlarven, die „nur“ auf das Geld aus ist. Aha. Macht Sinn. Deswegen heißt die Sendung auch „fang den Millionär“.
So, hope to entertain you
Lea Biermann (19) Praktikantin