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Ein soziales Netzwerk, unabhängig von wirtschaftlichen und politischen Interessen, mit Informationen auf Basis von Fakten und ohne Hasskommentare? Was klingt wie ein traumhafter digitaler Ort, könnte Wirklichkeit werden – zumindest, wenn es nach dem ZDF geht.

Für das internationale Forschungsprojekt „Public Spaces Incubator“ hat das Zweite Deutsche Fernsehen renommierte Partner gewinnen können. Mit CBC/Radio Canada, der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt Kanadas, hat das ZDF bereits seit Februar 2020 ein Partnerschaftsabkommen. Ziel ist es, das Zusammenwirken auf beiden Seiten des Atlantiks zu stärken. Mit an Bord ist auch Radio-télévision belge de la Communauté française, kurz RTBF. RTBF ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk für die frankophone Bevölkerung Belgiens. Ebenfalls engagiert in diesem Forschungsprojekt ist die SRG – die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft. Koordinator des Projekts ist die Non-Profit-Organisation „New Public“ mit Sitz in New York. Diese bringt Denker, Designer und Technologen zusammen, um einen zukunftsfähigen digitalen öffentlichen Raum zu schaffen. Gerade dieser kreative, kooperative und länderübergreifende Ansatz hat mein Interesse geweckt und ich hoffe tatsächlich auf eine offene, grenzüberschreitende Plattform der öffentlich-rechtlichen Medien.

Die Vision

ZDF-Intendant Dr. Norbert Himmler hat in der Pressemitteilung des ZDF die Intention der Partner wie folgt beschrieben: „Die Demokratie lebt von einem offenen und fairen Dialog in der Gesellschaft. Das dürfen wir nicht den amerikanischen Großplattformen überlassen. Das Projekt ‚Public Spaces Incubator‘ soll Wege aufzeigen, wie der öffentlich-rechtliche Rundfunk unabhängige und faktenbasierte Kommunikationsräume in der digitalen Welt aufbauen kann. Unser gemeinsames Ziel ist es, der Zunahme von Hass, Gewalt, Propaganda und Diffamierung in den sozialen Medien mit einer öffentlich-rechtlichen Alternative zu begegnen.“ Klingt gut und ist längst überfällig, denn schon im ZDF-Staatsvertrag von 1991 steht schwarz auf weiß: Die Angebote sollen eine freie individuelle und öffentliche Meinungsbildung fördern. Meinungsbildung funktioniert aber nicht auf Basis reiner „Informationsversorgung“, sondern setzt einen Austausch von Rundfunkanstalt und Publikum voraus. Erst recht in Zeiten von Telegram, Facebook, Twitter & Co.

Das Fundament

Lange werden sie wohl nicht auf sich warten lassen, die lauten Rufe der ewigen Kritiker: Da werden doch wieder Beitragsgelder in Massen verschwendet! Zum einen finde ich persönlich, dass mein Rundfunkbeitrag hier hervorragend angelegt ist – dann gibt es eben (Scherz!) eine Helene-Fischer-Show weniger 😉 Zum anderen gilt es zu bedenken: Hier geht es nicht um die Neuauflage einer völlig neuen Social Media-Plattform. Es müssen jetzt lediglich bereits existierende Online-Angebote der Rundfunkanstalten ausgebaut werden, denn gerade in den Mediatheken sind schon längst Nutzer registriert, also Profile von ihnen hinterlegt. Hier geht es also eher um eine zukunftsfähige „Zusammenführung“ auf Basis offener Software, Standards, Protokolle sowie dezentraler Onlinenetzwerke.