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Warum macht mein Computer nicht, was er soll? Welche Pumpe brauche ich für mein 2.000 Liter Salzwasseraquarium? Mit welcher obskuren Chemikalie aus dem Darknet putze ich am besten den Rumpf meines Segelboots?

Diese und Millionen andere Fragen stellen sich Menschen tagtäglich, rund um den Globus. Doch anstatt, wie noch vor 30 Jahren, Freunde zu fragen, ein Ratgeber-Buch zu kaufen oder gleich einen Profi zu engagieren, wird heute der schier endlose Wissensspeicher des Internets genutzt. Als Faustregel kann gelten: „Keine Frage ist so abwegig, dass sie nicht schon jemand vor mir gestellt hat.“ Und auf jede Frage, die einmal gestellt wurde, gab es bereits eine Antwort. Die digitale Vernetzung brachte uns also nicht nur Katzenvideos und Datenklau – ganz beiläufig wurde auch das große Zeitalter des DIY eingeläutet. Wo Männer ihren Hobby-Keller früher unisono mit Modelleisenbahnen und Holzwerkstätten ausstatteten, sind der Fantasie inzwischen keine Grenzen mehr gesetzt. Bier brauen, Messer schmieden oder Pilze anbauen gehören dabei noch zu den harmloseren Freizeitbeschäftigungen. Vom Gartenteich bis zum eigenen Fusionsreaktor (kein Witz!) ist alles möglich, was Geldbeutel und Motivation hergeben. Das entsprechende Know-how kommt aus dem Web.

Es wäre aber zu einfach, vage auf das Internet zu zeigen und zu sagen: „Da findet man alles.“ Das ist zwar prinzipiell richtig – de facto findet aber nur derjenige die passenden Informationen, der weiß, wo er suchen muss. Am Anfang der meisten Internetsuchen steht in der Regel eine Suchmaschine. Grundsätzlich ist das auch nicht verkehrt, denn zumindest bei allgemeineren Anfragen findet man hier oft schon auf der ersten Seite ein brauchbares Ergebnis. Werden das Thema und die Fragestellung aber spezifischer, stößt diese Methode schnell an ihre Grenzen.

 Tutorials für alles?

Nächste Anlaufstation ist meist YouTube, das sich über die Jahre den Ruf erarbeitet hat, für wirklich alles ein Tutorial parat zu haben. Ohne Zweifel bietet die Plattform eine unüberschaubare Fülle an Anleitungsvideos für selbst trivialste Dinge. Ich persönlich muss zu meiner Schande gestehen, dass mir erst ein Video-Tutorial beigebracht hat, wie man eine Bierflasche mit dem Feuerzeug öffnet. Perfekt ist YouTube jedoch nicht. Zum einen gibt es nicht zu jedem Thema ein Video und wenn doch, lassen sich diese aufgrund geringer Klickzahlen oft kaum finden. Ein größeres Problem ist aber regelmäßig die Länge der Tutorials. Wenn ich etwa sehen möchte, wie man die Rollen eines Skateboards wechselt, dann möchte ich eben NUR das. Stattdessen zeigt mir der Youtuber, wie er die Rollen gekauft hat, erklärt warum es genau diese Rollen sein müssen (ganz bestimmt keine Produktplatzierung) und überschüttet mich mit Calls-to-Action (Like! Share! Subscribe!). Schon bevor das Video richtig losgeht, vergeht einem die Lust daran.

 Totgesagte leben länger

Wohin also mit sehr konkreten Problemen in extremen Nischenthemen? Obwohl das Internet über die Jahre immer leistungsfähiger und vielfältiger wurde, liegt die Lösung ironischerweise in der sprichwörtlichen Steinzeit des World Wide Webs. Blogs und Foren gibt es bereits seit das Internet Ende der 90er ein Massenphänomen wurde und genauso lange geben sie bereits Antworten auf die Fragen der Menschheit. Auf mit rudimentären HTML-Kenntnissen zusammengebastelten Webseiten erklären enthusiastische Amateure und Semi-Profis bis heute unermüdlich jedes Detail ihrer jeweiligen Passion. Angler, Imker, Bäcker, Piloten, Computertüftler und Oldtimer-Sammler tauschen sich in kleinen Special-Interest-Foren aus, wo alle noch die gleichen Nicknames wie vor 20 Jahren haben, wo „Netiquette“ noch etwas bedeutet und wo man als Außenstehender das Gefühl bekommt, aus Versehen in eine geschlossene Gesellschaft geplatzt zu sein. Auf jüngere User mag es zuerst abschreckend wirken, sich mit Hermann1956 austauschen zu müssen, der seine 10.000 Zeichen Ausführungen über das korrekte Lackieren von Teak-Dielen gerne mit Alt-Herren-Humor anreichert. Aber er und all seine Foren-Freunde haben eben wirklich Ahnung vom Thema – und können fast jede Frage beantworten.

 

Christoph Buck


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