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Was ist ein Wort wert? Darauf gibt es gleich eine ganze Reihe von Antworten. Übersetzer – insbesondere im englischen Sprachraum – haben davon eine ziemlich feste Vorstellung. Je nach Thema und Schwierigkeitsgrad bewegen sich die Preise hier irgendwo zwischen 10 und 20 Cent pro Wort. In Deutschland gibt es andere Bewertungsmethoden, manche davon typisch Deutsch, wie etwa die „Deutsche Normzeile“. Diese besteht in der Regel aus 55 Anschlägen; 30 Normzeilen ergeben dann die „Deutsche Normseite“. Auch hier gibt es eine enorme Spannbreite von 80 Cent pro Zeile bei „Niedriger Spezialisierung/Niedriger Komplexität“ bis hin zu 4 Euro für das Gegenteil. Doch ist dieser Ansatz der richtige? Denn die Qualität wird bei solchen Kalkulationen nicht berücksichtigt.

Das Bewerten der Worte nach Menge hat Tradition – nicht nur bei Übersetzern, auch im Journalismus. Ich erinnere mich mit Grausen an die Zeilenhonorare, die ich bei meiner Tätigkeit für diverse Lokalredaktionen in den 80er-Jahren verdiente. 23 Pfennig pro Zeile war damals schon eine der besseren Vergütungen. Deswegen musste ich mich parallel in der Gastronomie verdingen, um mein Studium und vor allem meine berufsvorbereitenden Tätigkeiten in Richtung Journalismus finanzieren zu können. Die Investition der Einnahmen aus dem zweiten in den ersten Nebenjob zahlten sich zwar am Ende aus, doch ist ein solches Vorgehen allenfalls über einen kürzeren Zeitraum zu empfehlen. Denn sonst ist diese Form des Journalismus höchstens als Hobby tragbar – eine Feststellung, die leider auch heute noch für viele freie Mitarbeiter von Tageszeitungen gilt.

Wie viel sinnvoller ist es deswegen doch, einen Text nicht als Ansammlung einer bestimmten Menge von Zeichen, Worten oder Zeilen zu begreifen, sondern als Produkt. Denn ein Text kann gar nicht quantitativ bewertet werden, da der Inhalt zählt, nicht die Zahl der Worte. Das gilt übrigens auch für Übersetzungen (wer schön öfters mit Übersetzungen aus Quellen arbeiten musste, die man nicht selbst ausgewählt hat, weiß, wovon ich spreche).

Die Grundidee, einen Text als Produkt anzusehen, war dann auch der Ursprung für die heutige Preisgestaltung bei Press’n’Relations. Denn ein Produkt umfasst ja auch in der Regel mehr als nur den Text.

Beispiel Presseinformation: Hier gehören die Recherche, der Text, die Abstimmung, die zielgruppenscharfe Verteilung sowie die Bearbeitung von Nachfragen oder Bildanforderungen zum Komplettpaket. Denn all das ist nötig, um den kompletten „Prozess Presseinformation“ abzubilden. Natürlich gibt es PR-Agenturen, die das alles in einzelne Positionen aufsplitten. Doch das ist erstens wenig transparent und zweitens zahlt der Kunde am Ende meistens mehr, als er eigentlich erwartet hatte. Noch klarer gilt dieser Ansatz für das Thema „Anwenderberichte/Fachartikel/Interviews“. Denn solche Produkte sind ohne eine Platzierung in einem entsprechenden Fachmedium nicht vollständig, wenn sie die definierte Zielgruppe erreichen sollen.

Obwohl dies nun seit Jahren in unserer Preisliste so festgelegt ist (die deswegen nach wie vor auf eine DIN A4-Seite passt), fragen mich Kunden immer wieder, wie lange ich für den einen oder anderen Text benötigt habe. Vor allem wenn’s „pressiert“ und ich einen ersten Entwurf schon eine halbe Stunde später liefere, kommt ab und an die Frage auf, warum die Presseinfo so teuer ist, wo ich doch nicht mal einen halben Tag drangesessen bin. Die klare Antwort ist eine Gegenfrage: Ist ein schnell gelieferter Text schlechter als einer, an dem man Tage sitzt? Letzteres beispielsweise, weil das Thema so dünn ist, dass man wirklich hart daran arbeiten muss, überhaupt eine Geschichte daraus zu machen. Und wenn schon der Input so spannend ist, dass die Geschichte sich fast von alleine schreibt und die Meldung dutzendfach veröffentlicht wird, muss das dann über den Preis „bestraft“ werden?

Ich habe es bei Blog’n’Relations schon einmal an anderer Stelle gesagt: Arbeit, die nur in Zeit gemessen wird, wird entwertet. Denn in diesem Falle zählt nicht das Resultat und wer nicht ganz auf den Kopf gefallen ist, braucht dann einfach die Zeit, die nötig ist, um den benötigten Preis zu erzielen. Und das kann weder im Sinne des Dienstleisters noch des Kunden sein.