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Juni 2013: Deutschland ist im Obama-Fieber, doch der Hashtag #obamainberlin wird nach einer Pressekonferenz mit Angela Merkel unbarmherzig vom Thron gestoßen. Die neue Nummer eins: #neuland. Was war passiert: Unsere Bundeskanzlerin erklärte doch tatsächlich drei Monate vor der Bundestagswahl, dass das Internet für uns alle Neuland sei. Nun, vier Jahre später, sind wir wieder dazu aufgefordert, den Bundestag zu wählen. Zeit, die Präsenz und das Engagement der Parteien im Netz einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Verglichen wurden: CDU, CSU, SPD, FDP, Die Grünen, Die Linke, Piratenpartei und AfD.

SPD mit einem Bitmoji von Martin Schulz auf Snapchat

Wo sind die Parteien zu finden?
Facebook, Twitter, YouTube – und sogar Instagram – sind offensichtlich obligatorisch, denn dort sind alle vertreten. Die nächste Entdeckung überraschte mich dann doch: CDU, CSU, SPD sowie Die Linke verweisen von ihren Websites auf Snapchat! Einer näheren Überprüfung hielt das Angebot jedoch nicht stand, denn die Profile von CDU und Die Linke sind leider nicht auffindbar und bei den Sozialdemokraten und der CSU passiert schlichtweg nichts. Auf Google+ setzen noch die FDP und die Piraten. Einen XING-Auftritt, bei dem sich die Parteien als Arbeitgeber präsentieren, können CDU, Die Linke und die Piratenpartei vorweisen. Flickr nutzen nur Die Linke sowie die Piraten und letztere haben zudem ein Profil auf JoinDiaspora – ein soziales Netzwerk, das im Gegensatz zu Facebook eine dezentrale Struktur aufweist und somit keinen Zugriff auf Nutzerdaten hat. Die SPD ist noch aktiv auf einem eigenen Kampagnen-Blog und die Grünen haben WhatsApp entdeckt: Wer Katrin (Göring-Eckhardt) und/oder Cem (Özdemir) die Nachricht „Start“ auf deren Mobiltelefone schickt, bekommt Wahlkampfinfos aus erster Hand. Das Neuland wurde also mittlerweile von unseren Politikern besiedelt.

Wie erfolgreich sind die Parteien mit ihren Social Media-Kanälen?
Spitzenreiter auf Facebook ist mit über 330.000 Freunden die Alternative für Deutschland, gefolgt von Katja Kippings Linken (203.000) und der CSU (186.000). Die Populisten haben aber nur scheinbar die Nase vorne, denn auf den anderen Kanälen (Twitter und Instagram) liegen sie weit abgeschlagen auf dem letzten Platz. So ist das Bündnis 90/Die Grünen mit 347.000 Followern die erfolgreichste Partei auf Twitter. Was die Sozialdemokraten zwitschern, lesen 318.000 Interessierte, die Liberalen erreichen mit ihren Tweets 231.000 Menschen. Auch die Abonnenten-Zahl der Umweltschützer auf Instagram kann sich sehen lassen: 13.900 User verfolgen, liken und kommentieren die Beiträge. Auf Rang zwei und drei des Instagram-Rankings befinden sich die FDP mit 12.900 und Die Linke mit 12.000 Abonnenten. Bei Christian Lindner musste ich dann doch noch einmal genauer hinsehen – nein, nicht wegen der schmucken Wahlplakate: Da verfolgen doch tatsächlich fast 60.000 Menschen, was seine Partei auf Google+ teilt. Ach ja, dort sind die Piraten mit rund 9.200 Followern auch vertreten. Einen Überblick mit allen Zahlen bietet folgende Tabelle (Stichtag 29.08.2017): Parteien_Blog

Wie engagiert sind die Parteien?
Möchten sich Parteien in Social-Media-Kanälen präsentieren, gilt für sie das Gleiche wie beispielsweise für ein Unternehmen: Nur wer interagiert, ist interessant. Es genügt eben nicht, auf Snapchat einen Account einzurichten. Wenn dort nichts passiert – und ich habe das nun zwei Wochen beobachtet – bringt der Auftritt nichts. Um einen Überblick darüber zu erhalten, wie aktiv die Parteien nun wirklich sind, habe ich einen Kennzahlen-Report über FanpageKarma erstellt. Das Tool macht die Analyse von Aktivitäten auf Twitter und Facebook zum Kinderspiel und wird demnächst hier in unserer Rubrik „Nützliche Tools für die Medienarbeit“ von einem PnRler detaillierter vorgestellt.

©FanpageKarma

Schaut man sich den Page Performance Index (PPI) an, liegen die FDP sowie die SPD bei 100 Prozent vor der AfD mit 82 Prozent. Dabei haben die doch viel mehr Fans, wie kann das sein? Der PPI setzt sich zusammen aus den Likes, Comments und Shares pro Tag und dem relativen Wachstum der Seite – da diese Werte immer in Abhängigkeit zur Anzahl der Fans berechnet werden, sind sie relativ. Der PPI gibt die Interaktion auf der Seite, deren Wachstum sowie das Engagement der Fans an. Je höher er also liegt, desto besser. Die Seite der Populisten hat demnach keinen weiteren Zulauf mehr – ganz im Gegensatz zu den Seiten der Liberalen und Sozialdemokraten. Die drei „erfolgreichsten“ Posts im Zeitraum vom 2. bis zum 28. August 2017 stammen von der AfD. Mit bis zu 19.000 Reaktionen, rund 8.000 Shares oder 1.000 Kommentaren ist die Interaktion zunächst überdurchschnittlich hoch – das schafft die SPD im gleichen Zeitraum gerade einmal – eins wissen wir jedoch nicht: Wurden die Posts von der Netzwerkgemeinde geteilt, weil sie auf deren Zustimmung gestoßen sind oder ging es darum, die Statements zu revidieren (Stichwort Fakenews)? Allen Interessierten stelle ich den Report gerne zur Verfügung: Benchmarking_Report_Facebook_2017-08-30

Fazit: Social Media ist bei allen Parteien Bestandteil des Wahlkampfs und von „Neuland“ ist keine Rede mehr. Die PR-Teams kennen den bunten Strauß der Möglichkeiten, es besteht jedoch noch Optimierungsbedarf an dem einen oder anderen Auftritt. Mal sehen, was uns der Wahlkampf 2021 bietet – bei der rasanten Entwicklung, die die sozialen Medien hinlegen. Bis dahin: Nicht vergessen, am 24. September wählen gehen!


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