Ich war zunächst baff, bald war mir aber klar, dass das nun mal passieren kann. Auch gut, denke ich mir und mache es beim nächsten Kontakt genauso. In Österreich traue ich mich dies allerdings nicht. Zu groß ist die Gefahr, keine Antwort zu bekommen, da ich ja den Herrn Magister und die Frau Doktor beleidigen könnte.
Neben dem Beleidigen kommt dann noch die unterschiedliche Wortnutzung hinzu. Da gibt´s das „ss“ in der Schweiz, das prinzipiell immer und überall steht, wir wechseln da zumindest ab und nutzen auch das „ß“. Da stoße ich schon manchmal auf Verwirrung mit den Worten. Oder auch das klassische „weiters“ hat schon für die eine oder andere Frage meiner deutschen Kollegen geführt, was ich denn damit meine. In Deutschland gibt es das Wort nicht, dort verwendet man „des weiteren“. Tja, wir in Österreich sind halt schreibfaul, da packen wir gleich alles in ein Wort.
Neben der Wortnutzung achte ich auch bei Telefonaten mit wem ich spreche. Telefoniere ich mit einem oberösterreichischen Journalisten, lasse ich das Hochdeutsch weg und packe da schon mal den Dialekt aus. Ist einfacher und macht sympathischer. Beim deutschen Journalisten werde ich damit dann höchstens gefragt, ob ich noch alle Tassen im Schrank habe.
Fakt ist: Als PR-Berater muss ich genau darauf achten, wohin meine Presseinfos gehen. Denn Deutsch ist nicht gleich Deutsch, wie ich gelernt habe. Und auch Journalist ist nicht gleich Journalist. Also lerne ich wienerisches, österreichisches und auch deutsches Deutsch. Mittlerweile bin ich schon mehrsprachig im Bereich der PR – ein Multitalent, kann ich fast von mir sagen.
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Das geht sich eh aus 😉
Mir wurde mal gesagt, dass es in Bezug auf die Schweiz nicht nur wichtig ist, an wen eine
PresseinformationMedieninformation geht und wie sie geschrieben ist, sondern auch, wann man anrufen darf und wann nicht. Auf gar keinen Fall darf das nämlich rund ums „Znüni“ oder „Zvieri“ geschehen, sonst macht man sich schnell unbeliebt 😉Eine Rheinländerin in Bayern
Für die Einsicht „Deutsch ist nicht gleich Deutsch“ musste ich nicht einmal Deutschland verlassen. Ein schlichtes „Übersiedeln“ (wie Österreicher sagen) vom Rheinland nach Bayern reichte schon aus, um mich sprachlich zu inkommodieren.
Es gab eine Zeit, in der ich die häufig belächelte rheinische Verlaufsform („ich bin am machen“) für die bizarrste Blüte der regional geprägten Umgangssprache hielt. Unermüdlich traktierte mein Mönchengladbacher Deutschlehrer die gesamte Klasse mit der Verballhornung „Die Kuh am Schwanz am raus am Ziehen“. Nie hätte ich damals gedacht, dass mich weitaus verwegenere Sprachkonstruktionen in Erstaunen versetzen könnten. Ich wurde eines Besseren belehrt. Heuer (bayrisch für „dieses Jahr“) überschrieb eine Münchner Tageszeitung ein Bild, das eine Warteschlange zeigte, mit „Sind Sie auch gestanden?“ Mein erster Gedanke war: „Haben die Redakteure noch ganz dicht?“ Meine bayrische Kollegin kommentierte meine Erschütterung lapidar mit: „In Bayern ist das korrekt!“
Geläutert machte ich mich auf den Heimweg. Doch was sollten meine „zuagroasten“ Ohren hören? „Heute hat es 3 °C und morgen hat es Schnee.“ Als sprachprüder Preuße bin ich nur mit „Es sind 3 °C.“ vertraut. Dies kompensieren die Bayern mit dem falschen Hilfsverb bei der Perfektbildung in „Ich bin gesessen.“ Ich entschloss mich, aus Sicherheitsgründen nur noch zu sagen: „Wir haben 3 °C und morgen wird es schneien.“ Doch in Münchens Straßen wartete eine noch groteskere grammatikalische Gräueltat auf mich: „Die Jacke ist am Haken gehängt“, hörte ich eine Frau sagen. Da frage ich mich als Rheinländer: „Wat is dat dann?“ Das bajuwarische Plusquamperfekt?
Hallo Dörte,
ich befürchte, du hast noch nicht mal an der Oberfläche des bayrischen Sprachgefühls gekratzt, denn in Münchens Straßen warten noch weitere sprachliche Attentate auf dich. Da wäre beispielsweise die sehr beliebte doppelte Verneinung: „Des macht koin Spaß net.“ Diese lässt sich sogar bis auf das Fünffache steigern: „In dem Haus hot koana niamois net koa Geid net ghabt.“ (Quelle: Focus Online) Aber gräme dich nicht, man kann alles lernen 😉
Also wenn ein Bayer jemals „koin“ sagt, wird er sofort ausgebayert und zu den Schwaben geschickt 😉 Und hier noch ein kleiner Leitfaden zur Doppelten Verneinung: http://www.youtube.com/watch?v=_eJOedujU9g
Da fällt mir spontan die Geschichte einer Französin ein, die per Zug erstmals in ihrem Leben die Grenzen des Schwabenlands überquerte. Ein hilfreicher Stuttgarter wollte der vollbepackten Dame helfen und meinte: „Warten Sie, ich heb Ihnen die Tür auf“. Woraufhin sie irritiert zu Boden blickt und dort gar keine Tür war, die man hätte aufheben können.