„Wer hat Hunger, wer geht mit?“, „Wo gehen wir heute hin?“, „Was gibt es denn heute?“ – Wenn derartige Fragen in Büros gestellt werden, weiß jeder: Es ist Mittagszeit. Man fragt, verabredet und findet sich, um etwa in die firmeneigene Kantine oder in ein mittagstisch-anbietendes Restaurant zu eilen. Andere holen ihren vorbereiteten Mittagsimbiss aus der Tasche und essen in Gesellschaft oder alleine in der Küche, bei wärmeren Temperaturen auch gerne unter freiem Himmel. Diejenigen, die zwischen 12 und 13 Uhr ohne Mittagessen am Arbeitsplatz ausharren, haben entweder viel zu tun, müssen wichtige Termine einhalten oder unternehmen mehr oder weniger erfolgreiche Versuche der Gewichtsreduzierung. Nach spätestens einer Stunde ist die ernährungsbedingte Unterbrechung vorbei. Den Vor- und Nachmittag gliedern kleinere Rauch-, Kaffee- oder Teepausen. Das ist bei Press’n’Relations nicht anders als in anderen Büros.
Gastronomische Rundum-Versorgung
Eine ganz andere Form der Nahrungsaufnahme begegnet dem Kommunikationsarbeiter auf Messen. Denn dort, wo sich zu einer festgelegten Zeit tausende von Menschen an einem Ort treffen, um sich über bestimmte Produkte und Dienstleistungen zu informieren, Kontakte zu knüpfen und Geschäfte anzubahnen bzw. abzuschließen, gehen die räumlichen und zeitlichen Grenzen von Frühstück, Imbiss, Mittag- oder Abendessen fließend ineinander über. Von früh bis spät wird gegessen und getrunken, egal wo, egal wie, egal was. Zugegeben, es KANN gegessen und getrunken werden – ein Unterschied, den zu beachten auch reifere und erfahrenere Messeteilnehmer bei zunehmendem Alter und Gesamtkörpergewicht ihre Müh und Not haben.
Pünktlich zum Messebeginn stehen nicht nur im Pressezentrum Kaffee, Tee und Brötchen bereit, auch auf Messeständen verlocken leckere Buffets die Mitarbeiter, Besucher und Medienvertreter zu einem zweiten Frühstück. Kaum sind dessen letzte Krumen weggewischt, beginnen die Vorbereitungen zum Mittagessen. Dies fällt je nach Standgröße mehr oder weniger üppig aus. Die Spanne reicht von demeterzertifizierten Mittagsmenüs für Karnivoren wie Veganer über Toasts und Panini bis hin zur Einladung ins Bistro am zugigen Ende der Messehalle.
Gastrotechnisch gehört der Nachmittag dann bis ca. 15.30/16.00 Uhr den Gaumenfreuden rund um Tee, Kaffee, Gebäck und Kuchen. Da zaubern extra angeheuerte Baristi italienische Kaffeespezialitäten aus fauchenden Espressomaschinen und freundlich lächelnde Asiaten überreichen gestressten Messebesuchern eine Schale feindampfenden Grüntees. Ab 16.00 Uhr beginnen die das Ende des Messetags einläutenden Vorbereitungen. Schankanlagen werden ebenso aufgebaut wie Batterien an Bier-, Wein- und Sektgläsern. Während Getränkekisten durch die Gänge transportiert werden, nehmen bereits die ersten Barkeeper in der standeigenen Bar Aufstellung. Eine Stunde später ertönt bereits Musik von einzelnen Ständen. Statt Süßes stehen jetzt Gulaschsuppe, Wiener Würstchen und andere herzhafte Kleinigkeiten zur Auswahl, geistreiche Gespräche wie Getränke zu begleiten.
Auf den Spuren von Tantalos*
Diese schlaraffenlandähnlichen Zustände genießen kann allerdings nur, wer gänzlich ohne Termindruck von einem Stand zum anderen flanieren kann, mal hierhin schaut, mal dort einen alten Bekannten grüßt und sich eher von interesselosem Wohlgefallen leiten lässt. Wer aber von einer Besprechung zur nächsten hetzt, einen Presserundgang vorbereiten oder einen Artikel in den nächsten 90 Minuten abgeben muss, der läuft an diesen Verlockungen vorbei, wie Geschenksuchende an Schaufenstern während verkaufsgeschlossener Vorweihnachtssonntage. Anlässlich unserer Aktivitäten auf der diesjährigen E-world in Essen Anfang Februar war ich manchmal schon froh, ein trockenes Brötchen anknabbern oder ein Glas Wasser trinken zu können. Seither verstehe ich die Freude all derer, die, nachdem sie stundenlang auf Messeständen Präsentationen vorgeführt und Fragen beantwortet haben, sich Punkt 18.00 Uhr auf eigenen oder anderen Standparties freudigst das eine oder andere oder vielleicht noch ein weiteres Bier genehmigen.
Besonders freuen meine Kollegen und ich uns auf der E-world darüber, dass einer unser dort ausstellenden Kunden die Themen Kundenzufriedenheit und Mitarbeitermotivation sehr ernst nimmt: Ab 16.00 Uhr gilt auf dem Messestand der Wilken Software Group das Motto „Bier nach vier“. Und das hat seine Gültigkeit auch noch weit nach 18.00 Uhr.
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„Auch den Tantalos sah ich, mit schweren Qualen belastet.
Mitten im Teiche stand er, das Kinn von der Welle bespület,
Lechzte hinab vor Durst, und konnte zum Trinken nicht kommen.
Denn so oft sich der Greis hinbückte, die Zunge zu kühlen;
Schwand das versiegende Wasser hinweg, und rings um die Füße
Zeigte sich schwarzer Sand, getrocknet vom feindlichen Dämon.
Fruchtbare Bäume neigten um seine Scheitel die Zweige,
Voll balsamischer Birnen, Granaten und grüner Oliven,
Oder voll süßer Feigen und rötlichgesprenkelter Äpfel.
Aber sobald sich der Greis aufreckte, der Früchte zu pflücken;
Wirbelte plötzlich der Sturm sie empor zu den schattigen Wolken.“
(Odyssee, 11. Gesang, 582–592, nach der Übersetzung von Johann Heinrich Voß)