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Zack, und da hat der Zwiebelfisch wieder zugeschlagen: Nicht direkt, aber durch einen seiner unzähligen Anhänger. Auslöser war ein Kommentar in der Facebook-Gruppe „Da kotzt das Texterherz“ auf den Aushang des Hausmeisters Ernst: „Das Abstellen von Mühlsäcken am Gang“ sei zu unterlassen, hieß es da, „In einer österreichischen Mühle würde das durchaus Sinn machen“, lautete meine Antwort.

Die Reaktion ließ keine drei Minuten auf sich warten. „Sinn?“ hieß die mit lesbar erhobenem Zeigefinger verfasste Antwort eines ambitionierten Texters, versehen mit dem Link auf die Instanz, die sich neuerdings zum Hüter der deutschen Sprache aufgeschwungen hat: http://www.bastiansick.de/kolumnen/zwiebelfisch/stop-making-sense . Eine ganze Kolumne hat Bastian Sick hier dieser Wendung gewidmet: „’Sinn’ und ‚machen’ passen einfach nicht zusammen. Das Verb „machen“ hat die Bedeutung von fertigen, herstellen, tun, bewirken; es geht zurück auf die indogermanische Wurzel mag-, die für „kneten“ steht (…)

Vor soviel überzeugter Sprachkenntnis zuckt man natürlich spontan zurück und antwortet in einem weiteren Kommentar mit „tausche Sinn gegen sinnvoll“ (was ein weiterer Texter zur Bemerkung „da bist du ja gerade nochmal davon gekommen“ veranlasste).

Aber warum eigentlich?

Gehört zur Sprache nicht auch eine gewisse Freiheit, kreativ mit ihr umzugehen? „Fisimatenten“ gehört auch zu diesen Begriffen, die zunächst falsch übersetzt in unseren Sprachschatz eingegangen sind. „Visitez ma tente“ hieß das ursprünglich, ein Satz, mit dem französische Soldaten versuchten, deutsche Mädchen zum Zeitvertreib in ihr Lager zu locken. Die besorgten Mütter gaben den jungen Frauen deswegen ein „mach‘ aber keine Fisi ma tenten mit auf den Weg“, um sie vor möglichem Unbill zu schützen. Unzählige Wörter und Redewendungen haben so über die Jahrhunderte Eingang in die deutsche Sprache gefunden. Und vielfach geschah dies nicht in korrekter Übersetzung oder einfach, weil sie sich gut anhörten und mit einer neuen oder erweiterten Bedeutung versehen wurden. Hätte es Zwiebelfisch damals schon gegeben, wären solch wundervolle Worte wie Fisimatenten, aber auch Sperenzien (mittellateinisch für „sich zieren“), Kokolores (umgebildet aus einer pseudolateinischen Bildung (zu kakeln) als Bezeichnung für den Hahn, mit späterer Bedeutungserweiterung) oder Firlefanz (hüpfender Tanz) wohl niemals Teil unserer Sprache geworden. Und um wie viel besser klingt „Sinn machen“ als all die direkten Übernahmen  aus dem Englischen, wie updaten, downloaden oder sponsern.

Insofern nehme ich hiermit auch die Korrektur meines Kommentars ganz offiziell zurück. Das Schild von Hausmeister Ernst in der richtigen Umgebung und im richtigen Sprachraum macht durchaus Sinn, denn es wäre dort, in einer österreichischen Mühle, am richtigen Platz. Es wäre eben nicht sinnvoll oder Sinn stiftend gewesen, sondern eine – wenn auch imaginäre – aktive Handlung, die das Schild mit einem Sinn versehen hätte. Der Hausmeister hätte dann einfach „einen guten Job gemacht“ (auch eine Wendung, die Bastian Sick zu denen zählt, die man keinesfalls verwenden sollte). Der Duden ist hier im Übrigen weniger kleinlich und erlaubt die Verwendung: „… etwas macht [k]einen Sinn (umgangssprachlich; etwas ergibt [k]einen Sinn, ist [nicht] verständlich, sinnvoll; nach englisch something makes sense)“, heißt es dort.

Aus der Facebook-Gruppe „Da kotzt das Texterherz“ bin ich übrigens gleich wieder ausgetreten. Denn weder die Mehrzahl der Posts noch ein Großteil der Kommentare war wirklich erbauend. Eins stimmt wohl tatsächlich: Die Worte, die man verwendet, sagen viel darüber aus, wie man tatsächlich denkt.

P.S. an alle Sprachwissenschaftler und Germanisten, die dies zufällig lesen: Ich bin mir durchaus bewusst, dass meine Argumentation an der einen oder anderen Stelle hinkt – rein wissenschaftlich betrachtet also möglicherweise keinen Sinn macht.