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Spätestens seit die Digitalfotografie für jedermann erschwinglich ist, gehören Fotos – genauer: das Fotografieren – zu unserem Leben. Auf Reisen, bei Partys oder beim Sport ist die Kamera dabei. Denn nicht nur Systemkamera oder Kompaktknipse, auch tägliche Wegbegleiter wie Smartphone und Tablet eignen sich für das Bild zwischendurch und immer häufiger finden Porträts, Partybilder, fotografische Belege einer Reise oder eines Arbeitsprozesses den Weg auf die Festplatte und ins World Wide Web.

Die Allgegenwärtigkeit „der Linse“ hat ganz klar Vorteile: War die Dokumentation historisch bedeutungsvoller Ereignisse früher Fotojournalisten und Kriegsreportern wie Robert Lebeck* und Robert Capa** vorbehalten, ermöglichen Amateurfotos heute die Bildberichterstattung durch jedermann. In den Medien ergänzen sich daher die Werke professioneller Fotoreporter und engagierter Amateure.

Die meisten Fotos haben für ein Massenpublikum jedoch weniger Aussagekraft und sind eher für Freunde, Familie oder (Hobby-)Kollegen bestimmt. Diese Bilder durchlaufen weder den Filter eines Journalisten noch eines Bildredakteurs, allein der Urheber selektiert. Sie ahnen, worauf ich hinaus möchte: Als Fotograf ist man oft blind dafür, ob ein Bild wirklich sehenswert für andere ist oder ob es in den digitalen Papierkorb gehört. Diese Entscheidung sollte aber trotzdem der Fotograf treffen, nicht der Betrachter. Der durchblättert sonst nur gelangweilt die Bilderserie, die Ihre neue Action-Kamera beim Surfen aufgezeichnet hat, und ignoriert in der Bilderflut schlimmstenfalls Ihren Ritt auf der Riesenwelle.

Auswahl_kleinAuch mir fällt das Selektieren schwer. Nach dem Urlaub oder einem Wochenendausflug liegen oft zig oder hunderte Fotos vor mir auf dem Bildschirm und manchmal denke ich, die Auswahl der „Gutstücke“ kostet mich ebenso viel Zeit wie das Fotografieren. Technisch unzulängliche Bilder finden schnell den Weg in den Mülleimer, aber technisch saubere von wirklich guten Fotos zu trennen ist eine Aufgabe für sich …

Ein paar Tipps helfen Ihnen möglicherweise, die Aufmerksamkeit des Betrachters auf die wirklich guten Fotos zu wenden. Egal ob Sie eine „Diashow“ für den Fernseher erstellen, Motive für Ihren Blog aussuchen oder die Fotos einfach im Webspace mit Freunden teilen – stellen Sie sich bei jedem Bild diese Fragen:

  1. Ist das Motiv bzw. der Bildinhalt binnen Sekunden zu erkennen?
  2. Hat das Bild eine Aussage für den Betrachter? Zeigt es zum Beispiel eine witzige Handlung, ist es ein gelungenes oder vielleicht besonders komisches Porträt oder ist es symbolisch für ein Erlebnis, das Sie mit Freunden teilen möchten?
  3. Erzählt das Bild eine Geschichte (Stichwort „Film im Bild“)?
  4. Ist das Bild ein tragendes Element einer Bilderserie, das die Aussage der Serie stützt (etwa in einer Reisedokumentation, Reportage oder Dokumentation)?
  5. Hebt sich das Bild aufgrund seines Bildaufbaus, Inhalts oder seiner Anmutung von anderen ab? Würden Sie sich das Bild zum Beispiel im Format einer Magazin-Doppelseite an die Wand hängen?

Nehmen Sie ein Bild nur in die engere Auswahl, wenn mindestens eine dieser Fragen ein Ja verdient. Legen Sie es sonst direkt beiseite.

Wählen Sie anschließend in dieser ersten Auswahl Ihre Lieblinge oder bitten Sie eine andere Person um Hilfe. Denn bei der „Bilderschau“ ist weniger meistens mehr – in diesem Fall mehr Aufmerksamkeit, die Sie beim Betrachter für Ihre Motive wecken.

* Robert Lebecks Bilder fanden sich z.B. in „Stern“, „Revue“ und „GEO“

** Robert Capa: „Wenn deine Bilder nicht gut genug sind, warst du nicht nah genug dran.“