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Ich verstehe die Welt nicht mehr. Besser gesagt, die Menschen, die auf diesem Planeten leben. Desinfektionsmittel intravenös spritzen? Bleichmittel gurgeln oder gar trinken? Man müsste meinen, dass solche Tipps gegen die Lungenkrankheit COVID-19 auf keinen Fall ernst genommen werden. Doch offensichtlich werden sie es ­– leider. Wie kommt es aber dazu, dass in einer Welt voller Möglichkeiten, sich Informationen jederzeit und an jedem Ort zu beschaffen, Falschmeldungen mehr Durchdringung haben als Fakten? Und was können wir dagegen tun?

Kampf gegen Desinformationen

Anfang April hat Google verkündet, 20 Faktencheck-Organisationen weltweit mit knapp sechs Millionen Euro unterstützen zu wollen. Das Förderprogramm ist tatsächlich eine deutliche Kampfansage gegen Desinformationen im Zusammenhang mit dem Coronavirus. In Deutschland arbeitet der Internetkonzern hierfür mit der Presseagentur dpa zusammen und fördert insbesondere das Rechenzentrum Correctiv. Auf diese Weise soll vorhandene Expertise breiter zur Verfügung gestellt und die Verbreitung falscher Informationen verringert werden.

Statt Nachrichten Facebook?

Auf keinem Kanal tummeln sich derzeit mehr Möchtegern-Virologen, Pseudo-Fachleute, semiprofessionelle Halb-Wissenschaftler oder Verschwörungstheoretiker als auf dem Social-Media-Kanal Facebook. Millionenfach werden dort falsche und irreführende Informationen über Sars-CoV-2 völlig schamlos verbreitet. Genau hier setzt die Faktencheck-Kampagne von Google und den deutschen Partnern an: Wird ein Facebook-Post als unwahr identifiziert, erhält er einen Warnhinweis und die Reichweite wird eingeschränkt. Gelöscht wird er nicht, das wäre Zensur. Gelöscht wird nur, wenn durch diesen Post ein Mensch zu Schaden kommen könnte. Ein Beispiel hierfür ist der Aufruf, mit Bleichmittel zu gurgeln, um einen Virus im Rachenraum zu eliminieren.

Ständiger Faktencheck nötig

Hinter der Identifizierung von solchen Unwahrheiten steckt die unermüdliche Arbeit der Faktenchecker. Sie liefern die Artikel, die beweisen müssen, dass der Post falsch oder zumindest irreführend ist – im April waren das alleine in Deutschland rund 7500. Im selben Monat hat Facebook insgesamt 50 Millionen Posts mit einem Warnhinweis versehen. Das Unternehmen spricht von einem Erfolg und betont, dass in 95 Prozent der Fälle die Nutzer den Link eines Beitrags mit Warnhinweis nicht anklicken. Besteht also doch noch Hoffnung, dass die Menschheit wieder vermehrt beginnt, den eigenen Verstand zu benutzen?

Ich bin gespannt auf die Zahlen des Monats Mai von den Faktencheckern und versuche, meinen Beitrag gegen Desinformationen zu leisten. Das kann übrigens jeder: Auf der Seite von Correctiv ist ein Crowdnewsroom eingerichtet, über den man ganz einfach unwahre Posts melden kann. Wer sich auch über Facebook vernünftig, also auf Basis von Fakten, informieren möchte, kann die Seite „Coronavirus Informationszentrum“ abonnieren.