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Wojciech Rafał Wiewiórowski ist ein polnischer Jurist, amtierender Europäischer Datenschutzbeauftragter und wohl einer der größten Kritiker von Facebook & Co. Denn bei diesen Plattformen findet ein ständiger Datentransfer in Länder außerhalb der Europäischen Union statt – und das verstößt gegen die strengen Regeln der DSGVO. Aus diesem Grund regelt derzeit ein vorläufiges Abkommen diesen Datenaustausch zwischen der EU und den USA. Für Wiewiórowski nicht die ideale Lösung, weshalb er nun auf eigene Informationsplattformen setzt. Die EU hat dazu zwei Social-Plattformen gestartet: EU Voice und EU Video.

Es war eine Überraschung, als Wiewiórowski vor ein paar Tagen eine Pressemitteilung herausgab, ihn der er den Start der öffentlichen Testphase der Plattformen bekannt machte. Dennoch halte ich den Schritt für konsequent. Zeigt er doch, dass dezentralisierte Open-Source-Projekte auch im Bereich Social Media möglich sind. Denn die Grundlage für EU Video ist die YouTube-Alternative PeerTube und EU Voice basiert auf dem Netzwerk Mastodon. Mastodon machte zuletzt als Option für Twitter auf sich aufmerksam, als Elon Musk die Übernahme von Twitter ankündigte. Für den Nutzer genau so einfach wie Twitter, verzichtet Mastodon jedoch konsequent auf Werbung und überzeugt durch seinen dezentralen Aufbau im Hintergrund. Die Nutzer von EU Voice und EU Video haben zudem absolute Kontrolle über ihre Daten, da kein sogenanntes Profiling stattfindet. Bei diesem Social Profiling wird von den unterschiedlichen Portalen mithilfe von Algorithmen anhand sozialer Daten wie Vorlieben, Interessen oder Kaufgewohnheiten von jedem Nutzer ein Profil erstellt – im Übrigen auch beim Shopping im Internet.

Informativ – aber noch dünn

EU Voice und EU Video sollen eine Kommunikation zwischen den unterschiedlichen EU-Institutionen und den Bürgern ermöglichen. EU Voice setzt auf Text-, Bilder- und Video-Content, auf EU Video werden Videoclips und Podcasts veröffentlicht. Da sich beide Plattformen noch in der Testphase befinden, ist der Inhalt natürlich noch überschaubar. Dennoch ist klar erkennbar, worum es vorrangig geht: um echte Informationen. Schon aus diesem Grund wird hier wohl keine Alternative zu TikTok entstehen, aber wenn sich ein Großteil der EU-Bürger auf den EU-Plattformen informiert, statt auf Facebook, werden sich Fake News vielleicht nicht mehr so einfach verbreiten. Man wird ja wohl mal träumen dürfen 😉