Facebook-Chef Mark Zuckerberg bezeichnet die Wahl Donald Trumps als „kulturellen Wendepunkt“ und kündigt pünktlich zu dessen Amtsantritt an, dass es auf Facebook und Instagram künftig keine Faktenchecks mehr geben wird. Man kann von seiner persönlichen Aussage über weitere vier Jahre mit einem Möchtegern-Diktator halten, was man will, aber sein Vorhaben, auf Faktenchecks zu verzichten, halte ich schlichtweg für gefährlich. Außerdem soll es eine deutliche Lockerung der Gemeinschaftsregeln geben, so dass künftig auch die Diskriminierung von Minderheiten erlaubt sein soll. Völliger Wahnsinn!
Ist das Aufdecken von Fake-News Zensur?
Über die wichtige Arbeit von Faktencheckern habe ich in diesem Blog schon einmal geschrieben und ich bin aktuell mehr denn je der Meinung, dass Social-Media ohne professionelle Prüfung auf Basis von Routinen und Mechanismen zur Qualitätssicherung eine tickende Zeitbombe ist. Denn in den Sozialen Medien werden seit Jahren zunehmend Falschinformationen verbreitet. Werden solche Äußerungen nicht klar identifiziert, können sie jederzeit als Instrument zur gezielten Manipulation der öffentlichen Meinung eingesetzt werden – was bekanntermaßen auch schon vorkam. Die Kennzeichnung von Fake-News sollen künftig sogenannte „Community Notes“ regeln. Echt jetzt?
Die Social-Media-Kanäle sind voll mit Usern, die einfach alles glauben – und die sollen jetzt Falschmeldungen erkennen und mit Hinweisen versehen? Ein weiterer Haken an dieser Geschichte: Nur, wenn genug User eine Anmerkung als hilfreich bewerten, wird sie überhaupt neben dem kritisierten Beitrag angezeigt. Auf diese Weise möchte der Meta-Chef mehr Freiheit auf den Kanälen Facebook, Instagram und Threads erreichen und die sogenannte Zensur der Faktenchecker beenden. Journalistische Standards haben somit in einem Land, das dringend mehr davon benötigen würde, ausgedient.
Europas Digital Services Act
Glücklicherweise gelten Zuckerbergs neue Regeln nicht für Großbritannien und die EU – und eine Einführung dieser sollte schwer werden. Denn dort gilt der Digital Services Act, der festlegt, dass Big-Tech-Konzerne Verantwortung dafür übernehmen müssen, was auf ihren Plattformen verbreitet wird. Er verpflichtet sie zudem, stärker gegen die Verbreitung von rechtswidrigen Inhalten (sowie Inhalte, die das Urheberrecht verletzen) und Desinformationen vorzugehen. In Deutschland ist nach wie vor die dpa Faktencheck-Partner von Facebook. Doch die Inhalte auf den Meta-Plattformen werden global ausgespielt. Es muss also dringend beobachtet werden, ob und wie stark wir die Veränderungen wahrnehmen werden.
#Bye, bye, Mark?
Wie die Geschichte weitergeht, lässt sich an X (ehemals Twitter) beobachten. Auch hier meinte ein Tech-Milliardär, er müsse der „Zensur“ ein Ende setzen. Die Folge: Das Netzwerk wurde ein Ort voller Hass, Hetze und Desinformation. Grund genug für zahlreiche Privatpersonen, Unternehmen oder Organisationen, X zu verlassen und den eigenen Account mit dem Hashtag „Bye, bye, Elon“ still zu legen. Marketing-Verantwortliche werden die Plattformen von Meta künftig sicher nicht aus den Augen lassen – und sollten dies auch nicht.
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Eine Möglichkeit in D. sich frei zu äußern wurde bei den meisten großen Tages- und Themenzeitungen eingeschränkt, durch Werbeangebote und -einwilligung, Abonnemontverpflichtungen und starke redaktionelle Begrenzung auf ‚korrekte‘ Narrative, welche mehrheitlich unterstützt werden. Das schränkt die Möglichkeiten der weniger solventen Gesellschaftsmitglieder ein, mit (ausgleichender und differenzierterer) Bildungsqualität in Kontakt zu bleiben. Die Folgen (nicht alle) daraus kann man dann, folgerichtig, auch nicht ernsthaft anprangern.
Das ist für privatrechtliche Unternehmen legitim, jedoch für journalistische Meinungsverantwortung (und den Anspruch einer Basissäule der Machtverantwortung, als sogenannte 4. Säule im Staat, als Kontrolle zur Gewaltenteilung) und die daraus abgeleiteten journalistischen Freiheiten nur bis zum (basis)demokratie-verträglichen Mass unterstützenswürdig.
Dazu gehört es auch, die gehypten Darstellungen einzuordnen:
politische Orientierung der Nutzer:innen bei X (Twitter), durch eine Umfrage:
‚https://cdn.statcdn.com/Infographic/images/normal/29340.jpeg‘
Die Entwicklung der Qualität der Tweets auf X ist statistisch(!) eher als unbearbeitet einzuordnen, zumindest nach derzeitigen Erkenntnissen?
Ungeachtet der persönlichen Erfahrung mit X (Twitter) und der ausgewählten Themen und Gruppenstrukturen kann man zur Einschätzung der negativen Entwicklung der empathischen Rücksicht bei X tendenziell zurückhaltend unentschieden sein oder häufiger (gruppenbezogen mehrheitlich) zustimmen. Die Entwicklung (nach anfänglichem, ventilähnlichen Gruppenverhalten) kann auch, mit Abstand, ausgeglichener sein, bezogen auf die Qualität und die politische Positionierung der (meisten) Tweets.
MfG