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Der neue Pop-up-Radweg am Kottbusser Damm. (Bildquelle: Nina von Imhoff)

Wer während des Lockdowns auf den Straßen von Berlin unterwegs war, dem bot sich allerorts ein einheitliches Bild: Der Verkehr war praktisch zum Erliegen gekommen. In den Kiezen bewegten sich vor allem Fahrradfahrer und Fußgänger. Ansonsten herrschte eine angenehme Stille. Das ist jetzt vorbei. Der Autoverkehr hat mittlerweile fast wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht. Dennoch könnte die Pandemie ein Beschleuniger für ein neues Verkehrskonzept und eine Chance für die Fahrradbranche sein.

Lastenräder bieten viele Vorteile

Neben den vielen privaten Radfahrern hofft die Branche auch auf Kunden, die die Fahrräder gewerblich nutzen. Cargobikes haben in Städten vor allem den Vorteil, dass sie schnell, leise und emissionsfrei bequem an Staus vorbeifahren können. Im Gegensatz zu Elektrotransportern sind sie schlank, dürfen auf Radwegen fahren und verstopfen nicht die Innenstädte. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil ist auch, dass Lastenräder Einbahnstraßen in beiden Richtungen befahren können. Auch die Parkplatzproblematik, mit der viele Lieferwagen aufgrund von fehlenden Ladezonen zu kämpfen haben, wird entschärft.

Für Cargobikes muss eine geeignete Infrastruktur geschaffen werden

Wir im Berliner Büro von Press’n’Relations haben mit ONO bereits einen europäischen Mobilitätsdienstleister als Kunden, der mit seinem Pedal Assistant Transporter (PAT) die Verkehrswende herbeiführen will. Der PAT ist ein E-Lastenrad, das rechtlich als Fahrrad zugelassen ist, sich jedoch aufgrund seines Designs und der Funktionalität mit mehr als 200 Kilogramm Nutzlast an einem Kleintransporter orientiert. Die Coronakrise hat vor allem gezeigt, wie wichtig es ist, über alternative Transportmöglichkeiten nachzudenken, da weltweit Versorgungsketten unterbrochen wurden. Entscheidend ist in den kommenden Jahren, dass in den Innenstädten eine fahrradfreundliche Infrastruktur geschaffen wird, die eine neue Industrie auf der letzten Meile ermöglicht. Auch die Entscheider in den unterschiedlichen Industriezweigen sind gefordert, über neue Möglichkeiten des Gütertransports beispielsweise in Verbindung mit Micro Hubs nachzudenken. Um den Verkehrskollaps in den Innenstädten zu vermeiden, muss hier erstmal eine Verkehrswende in den Köpfen geschaffen werden.

Pop-up-Radwege über Nacht

Auch am Halleschen Ufer in Kreuzberg ist ein Pop-up-Radweg entstanden. (Bildquelle: Nina von Imhoff)

In der Hauptstadt hat die Senatsverwaltung die Krise tatsächlich auch für eine fahrradfreundliche Infrastruktur genutzt – zumindest vorübergehend. Quasi über Nacht wurden Fahrspuren auf Hauptstraßen zu Fahrradstreifen umgewandelt. Die Pandemie diente hier als Beschleuniger der Pop-up-Radwege. Sie sollen für mehr Sicherheit sorgen und Radlern den Mindestabstand von 1,5 Metern garantieren. Grundlage hierfür ist das Mobilitätsgesetz, das in Berlin seit 2018 die Bevorzugung des Radverkehrs im Vergleich zum Pkw-Verkehr vorsieht. Die Pläne für die neuen Radwege lagen schon in der Schublade. Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg war nun der erste, der das Vorhaben im Zuge der Pandemie genutzt hat. Inzwischen verlaufen die provisorischen gelben Streifen auf rund 22 Kilometern durch Berlin. Zuerst ordnete die Bezirksverwaltung Ende März am Halleschen Ufer den neuen Radweg an. Es folgten das Schöneberger Ufer, die Danziger Straße in Pankow sowie eine Reihe von Straßen in Friedrichshain-Kreuzberg, etwa am Kottbusser Damm. Weitere temporäre Radwege sollen dazukommen. Die Pop-up-Radwege waren zunächst als Test vorgesehen und bis Ende Mai befristet. Der Senat verlängerte die Testphase jetzt jedoch bis zum Jahresende.

Corona – eine dauerhafte Chance für das Rad?

Unterm Strich ist das Fahrrad, ob nun gewerblich oder privat, in jedem Fall ein Gewinner der Corona-Krise. In den vergangenen Wochen hat es deutlich an Bedeutung hinzugewonnen. Es stellt die individuelle Mobilität vieler Bürger, die ansonsten den öffentlichen Nahverkehr oder das Auto nutzen, sicher. Zudem fördert es die Gesundheit und stärkt das Immunsystem. Die Frage ist nun, ob diese ersten Erfahrungen einen Impuls zur dauerhaften Reduzierung des Autoverkehrs setzen? Corona kann hier möglicherweise eine Hilfestellung leisten, eine Verkehrswende wird die Krise jedoch sicher nicht allein herbeiführen. Wir im Berliner Büro von Press’n’Relations sind jedenfalls der festen Überzeugung, dass eine Stadt mit weniger motorisiertem Verkehr eine lebenswertere Stadt ist. Dafür setzen wir uns sehr gern ein.


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