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Eines der wichtigsten Elemente des Bildstils – ob für Fotos, Logos oder Grafiken – ist die „Farbwelt“. Durch geschickte Wahl der Bildfarben lassen sich Motive hervorheben und Stimmungen vermitteln sowie eine visuelle Identität schaffen. Welche Farben Sie favorisieren, ist also im wahrsten Sinne des Wortes imagebildend.

Eigentlich bevorzuge ich bei meinen Aufnahmen meistens eine realistische Darstellung, denn oft sollen die Fotos eher Reportagecharakter haben. Doch bei manchen Bildern ist eine farbtreue Wiedergabe nicht die beste Wahl. Den passenden Touch können die Fotos bei der Aufnahme oder der Bildbearbeitung erhalten. Beim Spiel mit Licht und Farbe sind kaum Grenzen gesetzt, wie der Selbstversuch mit einigen Tabletop-Fotos zeigt.

Vielfalt der Farbwelten

Von satter Farbigkeit wie im Foto oben bis zu edlem Schwarzweiß reicht die Palette. Und nicht nur die Farbvielfalt (Buntheit) und Intensität (Farbwirkung und Sättigung) spielen eine Rolle, auch die Verteilung der Farben, ihre Kontraste, die Farbgleichgewichte im Bild und vieles mehr. Aber farbig muss nicht bunt heißen. Weitgehend monochrome Bilder haben auch ihren Reiz und kombinieren die Klarheit schwarzweißer Bilder mit einer Farbstimmung, die Assoziationen beim Betrachter wecken kann.

Monochrom – einfarbig heißt nicht eintönig

Kühles Blau zum Beispiel passt perfekt zu klaren Motiven, wie wir sie beispielsweise in der Technik finden. Blau symbolisiert Vernunft, Sachlichkeit und Geradlinigkeit, vermittelt Seriosität und Verantwortung. Gleichzeitig ist es laut WiWo (https://bit.ly/2JXmU67) die Lieblingsfarbe von 57 % der Männer. Kein Wunder, dass sich Unternehmen wie Dell, Ford, die Deutsche Bank, Samsung und HP für blaue Logos entschieden haben und der Bildstil vieler technischer Motive von Blau geprägt ist.

Schwarzweiße Sachlichkeit unterschiedlich interpretiert

Schwarzweißbilder betonen die Form und Komposition. Bei der Bildsprache in Grau haben Sie die Wahl, wie stark Sie Kontraste setzen. Low-key-Aufnahmen wirken dramatischer und erinnern an den Film noir der 40er, High-key-Fotos hingegen wirken leicht und luftig. In der Mitte zwischen diesen Extremen liegt die dezente, feiner in den Helligkeitswerten abgestufte Umwandlung in Schwarzweiß (linkes Maus-Bild). Eine graue Maus ist das Schwarzweißbild also nicht. Es passt hervorragend in klare Layouts und einen typografisch betonten Kontext.

 

Farbnuancen setzen – das Postprocessing gibt den Ton an

Ein und dasselbe Motiv lässt sich in der Nachbearbeitung unterschiedlich interpretieren, auch ohne Farben zu tauschen. Bereits leichte Farbverschiebungen genügen, um einem Bild einen neuen Look zu verleihen. Vom kontrastreichen Schwarzweiß bis zum farbintensiven Bildstil besteht ein großer Spielraum für Interpretationen. Sie können Objekte in neuen Fotos zum Beispiel auf „historische“ Art und Weise darstellen (oben rechts), Technik betonen, indem Sie sie in einen dezent farbigen, sehr natürlich wirkenden Kontext setzen (unten links), oder diesem Bild durch Intensivieren der Farben Rot und Orange Wärme einhauchen (unten rechts). Die reale Tischfarbe liegt übrigens zwischen dem Braun unten links und dem rötlichen Holzton im unteren rechten Foto.

Serien-Denken

Besonders bei Serien lohnt es sich, den Stil zu durchdenken. Passen Bildstil und Motive gut zusammen, gewinnt die ganze Bilderserie. Wer aber Teal&Orange über ein Beet bunter Blumen gießt, wird manch welk wirkende Pflanze ernten. Die Motive sollten sich ohne Ausnahme in den Bildstil fügen können.

Welcher Farbstil passt wozu? Fallbeispiele

Drei Beispiele sollen veranschaulichen, wie eng Bildstil bzw. Farbwelt mit Bildmotiven und Intentionen verknüpft sind und wie sich die bevorzugte Farbpalette mit Logo-Farben (waagerechte schmale Balken) kombinieren lässt:

Technikbetont kühl

Blaugrün-Töne wie Petrol (oberer Balken) und Türkis (unterer Balken) werden von einigen Technikanbietern für das Logo favorisiert. Eine Farbpalette, die Blau und Blaugrün mit Beige und Braun kombiniert, schafft eine ideale Basis, um „coole“ Technik und Menschen gleichzeitig  ins rechte Bild zu rücken.

Optimale Ergebnisse erzielt, wer reines Weiß und Grau mit einem ganz, ganz zarten Blau oder Türkis „bricht“.

Geerdete Bildsprache

Blattgrün, Erdbraun und andere gedeckte Töne passen nicht nur vorzüglich in Landschaftsbilder, sondern bilden zum Beispiel auch den idealen visuellen Rahmen für nachhaltige Produkte wie Kleidung aus Naturtextilien. Gedämpfte, natürliche Farben harmonieren außerdem gut mit Schwarz oder Grau.

Grün ist übrigens diejenige Farbe, deren Nuancen unsere Augen am besten unterscheiden können. Daher ist das Umfärben realer natürlicher Sachen schwierig.

Gedämpft aggressiv

Die Signalfarbe Rot weckt, auch in weniger knalligen Varianten, die Aufmerksamkeit. Wer seinen Bildern etwas Leidenschaftliches mitgeben möchte, ist daher mit Kombinationen von Rot, Braun, Grau und Schwarz gut beraten. Sie passt perfekt zu Stadtfotos und Autos (in Gedanken sehe ich einen schwarzen Sportwagen mit roten Ledersitzen auf dem grauen Asphalt vor einem roten Ziegelsteinbau vorbeifahren) . Auch Bürotechnik kommt mit roten Akzenten gut zur Geltung.