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Ja, ich gebs ja zu. Neulich auf der Straße: einseitig hochgezogene Augenbraue, leicht verächtlicher Blick, von ironischem Lächeln begleitet und in vollster Überzeugung politischer Korrektheit: „Pffff – Schau mal: ein Verbrennersaurier!“ Bei diesem arroganten Kommentar ertappte ich mich vor einigen Tagen, als ich mit unserem Firmenwagen zu einem Kundentermin unterwegs war. Andere Szene, vor roter Verkehrsampel – neben mir: tiefer, breiter, lauter, in leuchtendem Metallic-Rot und aus Bayern. Die Seitenscheiben unten, die Musik im Wettstreit mit dem Blubber-Auspuff und ein stolz blickender Fahrzeuglenker am Steuer, der das neben ihm stehende Gefährt südkoreanischer Herkunft mild belächelt. Darinnen ich – kämpfend mit testosterongefärbten Handlungsmotivationen… Die dunkle Seite gewann: An der nächsten roten Ampel war ich der erste. Rot, tief, breit und laut reihte sich einige Autos hinter mir ein, während ich in unserem neuen elektrisch angetriebenen Firmenwagen mit über 400 Kilometer Reichweite auf Grün wartete.

Bei der Auswahl der Fahrmodi ist Charakterstärke gefragt. (Foto: PnR)

Ich weiß jetzt: Rein elektrisch angetriebene Automobile wecken Seiten in mir, die zwischen militant gestimmter Nachhaltigkeits-Haltung und lässigem Fast-and-Furious-Gehabe pendeln. Ich muss mir jetzt jedenfalls dringend angewöhnen, mich moralisch etwas zusammenzurütteln, bevor ich den Start-Knopf unseres neuen E-Flitzers drücke oder an einer roten Ampel stehe. Denn in der Mittelkonsole befindet sich die verlockende Fahrmodus-Taste, mit der ich zwischen Eco-, Normal- und Sportmodus wählen kann. Und die mir dann zuflüstert: „Komm schon, drück mich, Du willst es doch auch!“ Dank dem vereinzelten Gebrauchs des Sportmodus bin ich übrigens zur Überzeugung gekommen, dass die in manchen Sportwagen am Steuer sitzenden Personen ihr mitunter bulliges Aussehen nur dem prophylaktischen Training ihrer Halsmuskulatur verdanken. Denn ohne gestählten Nacken würden die enormen Schubkräften in diesen Boliden sicher zu Wirbelverrenkungen und -verletzungen führen. Da gestalteten sich meine ersten Erfahrungen mit der E-Mobilität in Form von E-Bikes bzw. Pedelecs vor sieben Jahren doch ungleich sanfter und ausgeglichener.

Zen oder Die Kunst, ein E-Auto zu fahren

Von diesen Gefahren abgesehen, gelingt die beruflich bedinge Streckenüberwindung seither aber viel entspannter. Kein hektisches Schalten, kein Motorenlärm mehr – nur noch leiser Schub sowie Windgeräusche und Musik aus der bordeigenen Anlage. Wobei der flüsterleise Betrieb wiederum auch Gefahren birgt. Denn andere Straßenverkehrsteilnehmer hören kaum das Herannahen eines E-Autos. Es sei denn, man parkt ein. Dann piept der nachhaltige Renner wie ein rangierender LKW oder ein manövrierendes Kurierfahrzeug. E-Fahrzeuglenkern wird daher angeraten, sich eine sehr vorausschauende Fahrweise unter Berücksichtigung weit entfernter Passanten sowie Fahrrad- und Motorradfahrern anzueignen.

Nach umfangreichen Bedienungsanweisungen steht der nachhaltigen automobilen Fortbewegung nichts mehr im Wege. (Foto: PnR)

Weitblick und die bereits erwähnte moralische Festigkeit des Charakters unterstützen zusätzlich das entspannte Fahren. Denn Rasen verbraucht Ben… – pardon! – Strom. Unser Agenturlenker empfiehlt auf Basis zahlreicher nachhaltig zurückgelegter Kilometer, nicht nur die Rekuperation auf die höchste Stufe zu stellen, sondern auch sehr schnell auf die anvisierte Reisegeschwindigkeit zu beschleunigen. Diese gilt es dann, durch Antippen bzw. Loslassen des Energiepedals, konstant zu halten – Cruisen heißt das wohl. Längere Reisegeschwindigkeiten von über 120, 130 km/h hingegen sollten bei Aversionen gegen Autobahnraststätten oder in Industriegebieten gelegenen Ladesäulen vermieden werden. Das ist übrigens wie bei den fossil betriebenen Kraftfahrzeugen: vorausblickend und langsam fährt weiter!

Jetzt hoffe ich nur, dass es nicht mehr allzu lange dauert, bis auch rein elektrisch angetriebene Kleinwagen mit ähnlich großer Reichweite angeboten werden. Denn dann muss ich in meinem Privat-Gefährt auf Otto-Motor-Basis nicht länger mehr das Stigma eines lahmen, klimaunfreundlichen Verbrenner-Veterans ertragen. Ach, ach, ach…!


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