Der Podcast unseres Kollegen Ralf Dunker mit Sascha Pallenberg, einem Profi für nachhaltige Kommunikation, macht deutlich, dass Wertesysteme ihre Berechtigung haben. Kunden wie Belegschaft sind gleichermaßen daran interessiert, „echte“ Informationen über einen Anbieter zu bekommen und nicht nur Werbebotschaften und Produktbroschüren. Doch was verbirgt sich hinter diesen Informationen und wo kommen sie her? Wie formulieren sich authentische Werte?
Wenn das Herz entscheidet
Die Grundlage vieler Werte bilden das „Warum“ und das „Wie“ eines Unternehmens: Warum tun wir, was wir tun? Was treibt uns an und motiviert uns auch in schlechten Phasen, alles zu geben? Wie gehen wir die Dinge an und welche Prioritäten setzen wir bei unserer täglichen Arbeit?
Doch warum ist das „Warum“ so wichtig? Denken wir an das Golden Circle-Prinzip von Simon Sinek, dann steht die positive Aufladung des Kaufimpulses im Vordergrund. Sprich: Je begehrenswerter der Grund bzw. avisierte Zweck eines Angebots ist, desto höher die Nachfrage. Kunden kaufen ein Produkt, weil dessen Grund sie inspiriert und in ihrer persönlichen oder unternehmerischen Selbstwahrnehmung besser macht.
Und welchen Schuh trägst du?
Simon Sinek sagt dazu: „Kunden kaufen nicht, was du tust, sondern warum du es tust“. Aktuelle Beispiele für Werte sind hier sicher Themen wie Nachhaltigkeit und Ökologie, aber auch Diversität, Toleranz, Kinderschutz und Gleichberechtigung. Erst im Anschluss kommt bei vielen der Blick auf Faktoren wie Entwicklungs-, Produktions- und Vertriebsprozesse. Natürlich können auch diese die Spreu vom Weizen trennen, wenn wir nur einmal an Produktionsländer und deren Bedingungen denken oder die Möglichkeiten digitaler bzw. kontaktloser Bezahlverfahren.
Das Schlusslicht bildet sicher die Frage nach dem „Was“ – also dem eigentlichen Angebot. Denn Hand auf Herz: Warum der eine auf Puma schwört, der andere ohne Nike nicht leben kann und beim dritten nur Adidas ins Haus kommt, ist auf den ersten Blick nicht sofort zu verstehen. Schließlich geht es auch gar nicht um den Turnschuh an sich, sondern ums Gefühl. Noch einmal: Kunden kaufen ein Produkt, weil dessen Grund sie inspiriert und in ihrer persönlichen oder unternehmerischen Selbstwahrnehmung besser macht.
Kein Produkt, was nun?
Folgt man dieser Argumentation rund um Werte, dann spielt es keine Rolle, ob ein Unternehmen Produkte herstellt, auf die es sein Warum spiegeln kann, oder Dienstleistungen anbietet. Doch ist das wirklich so? Als waschechte Vertreterin der „Dienstleistungszunft“ – denn dazu gehört der Bereich Medienarbeit – komme ich ins Grübeln, wenn ich Werte formulieren soll, die sich nicht nach austauschbarem Geschwafel aller PR-Agenturen anhört: Der Kunde kommt zuerst. Wer ein starkes Netzwerk hat, gewinnt. Content und Storytelling sind King. Integrierte Marketing-Profis mit ausgereifter digitaler Expertise. Generalisierte Spezialisten für jeden Kommunikationsansatz.… Es könnte ewig so weiter gehen und alles ist mehr als fürchterlich. Woran liegt das nun? Haben wir Dienstleister keine individuellen Werte, keinen tieferen Grund für unsere Existenz? Sind wir alle austauschbar? Oder lässt sich unsere Einzigartigkeit einfach schlecht beschreiben?
Total uncool aber einfach Tatsache
Vielleicht geht es darum, dass sich die Grundlagen einer erfolgreichen, langjährigen Beziehung schlecht in Marketing-Sprech ausdrücken lassen. Denn egal, ob Verbundenheit zum Kunden, Kollegen, Ehepartner oder Wellensittich – die Gründe, warum wir Bindungsbereitschaft und Vertrauen an den Tag legen, sind so alt wie die Menschheit und gar nicht trendig oder cool: Ehrlichkeit und Nachvollziehbarkeit, Zuverlässigkeit und Verantwortungsbewusstsein, Integrität und Verschwiegenheit, Urteilsfreiheit und Großzügigkeit. Ach ja, und es wäre auch schön, wenn nicht alle nur denken, konzipieren und präsentieren würden, sondern auch einer einfach mal was wegarbeitet – ohne dass man dabei mit sieben Briefingschleifen Händchen halten muss.
Lust auf ein bisschen Nabelschau
Wir bei Press’n’Relations sind gerade dabei, unser Warum gemeinsam (neu) zu bestimmen. In einer Agentur, die seit über 20 Jahren erfolgreich besteht und deren Belegschaft größtenteils viele Jahre an Bord ist, werden oftmals Werte gelebt, die nirgendwo auf Postern stehen oder in Präsentationen ergreifend formuliert wurden. Das ist auch gut so. Weniger gut sind pandemische Zeiten, die Teams über viele Monate ins Homeoffice zersprengen, Gespräche auf den Bildschirm verbannen und in denen der gemeinsame Averna im Rahmen einer digitalen Weihnachtsfeier getrunken wird – am besten noch in „vertrauensvollen“ Zoom-Breakout-Sessions. Dann wird es Zeit, die Hutschachtel aus dem Schrank zu holen, und die nicht verbalisierten Grundlagen eines Unternehmens aktiv zu beleben. Der Prozess ist spannend, die Ergebnisse einmalig und uncool. Wir werden berichten, wenn es soweit ist.
Herzliche Grüße
Ihre Monika Nyendick
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