Ich kann die Erfahrungen, die meine Kollegen Bruno Lukas und Markus Häfliger an dieser Stelle im März geschildert haben, nur bestätigen. Obwohl sich der deutsche und der Schweizer Markt im Zusammenspiel von Redaktion und Anzeige in einigen Aspekten doch noch unterscheiden – wie ich bei meinen regelmäßigen Ausflügen in die Schweizer Gastro-Fachpresselandschaft live und in Farbe erleben darf – lässt sich der allgemeine Trend nicht verleugnen: Ohne Moos nix los.
Auch ich habe die Bekanntschaft mit Anzeigenleitern gemacht, die „Presseinformationen gerne an den richtigen redaktionellen Ansprechpartner verteilen“. Nicht unterschlagen möchte ich an dieser Stelle ein Schlüsselerlebnis, dass mir bereits vor einigen Jahren im Rahmen der Vorbereitung einer Redaktionstour die letzten Illusionen raubte: Geplant war ein Fachgespräch zu den aktuellen Neuerungen im Portfolio des von mir betreuten Unternehmens inklusive Hintergrundinformationen zu dessen künftiger strategischer Ausrichtung. Inhalte, die für eine Redaktion mit objektivem Blick auf den Markt also keinesfalls irrelevant sein sollten. Nachdem ja auch bekannt ist, dass Zeit im journalistischen Alltag Mangelware ist, hatte ich angeboten, das Treffen direkt im Verlag abzuhalten, um dem Redakteur zusätzlichen logistischen Aufwand zu ersparen. Um so mehr überraschte mich, was dann kam: Nach Absprache mit der Chefredaktion – die laut Kurzcharakteristik des Mediums besonders viel Wert auf Glaubwürdigkeit legt – würde man uns nur empfangen wollen, wenn hinter dem Besuch ein höheres fünfstelliges Mediabudget für das kommende Jahr stünde (ja, es wurden konkrete Zahlen genannt!). Wenn dem nicht so wäre, könne man auf die Zusammenkunft auch verzichten, aber wir dürften gerne weiterhin unsere Pressemeldungen schicken. An dieser Stelle war mir der Telefonhörer allerdings bereits fast aus der Hand gefallen …
Warum meine Kollegen und ich trotz solcher Momente – die jeden von uns irgendwann ereilen – keinerlei Gedanken an kollektiven Selbstmord verschwenden und nach wie vor jeden Morgen aufs Neue den Weg ins Büro finden, um fröhlich der PR-Arbeit nachzugehen, ist schnell auf den Punkt gebracht: Das Ziel ist das Ziel, nicht der Weg. Und es gilt nach wie vor, Inhalte an den Mann bzw. die Frau der Wahl zu bringen. Dazu gehört auch, die sich verändernden Konstellationen im Kosmos der professionellen Unternehmenskommunikation zu akzeptieren und damit umzugehen, Content Marketing ist das entscheide Stichwort. Gut und zielgruppengerecht aufbereitete Inhalte zählen nach wie vor und die potenziellen Kanäle, um diese zu transportieren, werden in Zeiten der Digitalisierung nicht weniger – ganz im Gegenteil. Um so wichtiger ist es, die Rahmenbedingungen für die Kommunikation nicht aus den Augen zu verlieren, Themen wie Möglichkeiten kontinuierlich neu zu hinterfragen und in Einklang mit den Erwartungen zu bringen.
Der Druck, der auf Redaktionen lastet, wird künftig wohl keinesfalls geringer. Für Pressestellen und PR-Agenturen kommt es darauf an, den eigenen Platz in diesem Zusammenwirken unterschiedlichster Kräfte zu finden. Ich bin gespannt, wohin die Reise noch geht …
Das Ganze ist natürlich ein Problem für die professionelle PR Arbeit. Ich weiß ehrlich gesagt auch noch nicht, wie man damit dauerhaft umgehen soll. Aus meiner Sicht müssen Inhalte und Nachrichtenwerte genauer formuliert und an persönliche Kontakte transportiert werden.
Daneben kann man nur hoffen, dass die Massenmedien -Tageszeitung etc.- neue Finanzierungsmodelle erschließen und dadurch auch in der Lage sind, unabhängig von bezahlter PR zu agieren. Ein guter Beitrag war die DPRG-Veranstaltung am Montag in Bremen. Dort hat der CvD des Weser Kurier eine genaue Analyse vorgenommen >>> http://www.scheidtweiler-pr.de/tageszeitungen-verschlafen-wandel-medienkonvergenz-schnell-erreichen