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Sie wollen verhindern, dass Ihre Neuheiten, Unternehmensinfos etc. in die Presse – ob digital oder nicht – kommen? Dann haben wir hier einen kleinen Worst-Practice-Leitfaden für Sie.

Regel Nr. 1: Verwenden Sie doch einfach Ihre Werbematerialien.
Journalisten mögen die Werbesprache überhaupt nicht. Verwenden Sie also möglichst Superlative. Oder nichts sagende Ausdrücke wie „innovativ“ oder „modern“. Werden sie „überwältigend“ oder „beeindruckend“ subjektiv. Und spicken Sie den Text mit Sonderzeichen wie ®, dann steigen die Chancen auf den Papierkorb rapide.

Regel Nr. 2: Werden Sie möglichst unverständlich.
Was ein Journalist nicht versteht, das versteht auch sein Leser nicht. Versuchen Sie also erst gar nicht, einen verständlichen Text zu schreiben, sondern verwenden Sie möglichst viele Fach- und Fremdwörter, machen Sie komplizierte Satzkonstruktionen, kurz: Verwirren Sie den Leser, wo Sie nur können! Dann fällt es jedem Redakteur leicht, Ihre Presseinformation sofort und endgültig abzulegen.

Regel Nr. 3: Seien Sie todlangweilig.
Was nicht interessant für den Leser ist, wird auch nicht gedruckt. Ein adäquater Einstieg ist hier schon die halbe Miete. Nennen Sie erst einmal Ihre Firma ausführlich beim Namen, erwähnen Sie sämtliche Spitzenstellungen, die Sie in Europa und in der Welt innehaben und kommen Sie am besten nicht vor Zeile 7 zum eigentlichen Thema. Die Chance, dass jemand so weit durchhält, ist nicht sehr groß. Und notfalls kann man ja genauso langweilig weitermachen …

Regel Nr. 4: Machen Sie klar, dass Sie belanglos sind.
Auch Redakteure sind lernfähig und ordnen den Posteingang nach Erfahrung. Stellen Sie sicher, dass nichts wirklich informatives in Ihren Presseinfos steht. Thematisieren Sie etwa das neue Software-Release 6.a-c-12, das jetzt über einen neuen Button verfügt, mit dem die Maske in Himmelblau angezeigt werden kann. Oder die weltbewegende Tatsache, dass das Teil YZ in der Maschine XY jetzt deutlich runder ist als vorher. So schafft man sich einen gewissen Ruf.

Regel Nr. 5: Seien Sie doch richtig unzuverlässig.
Journalisten wollen verlässliche Partner und kontinuierlich informiert werden. Man kann also auch mal sporadisch werden. Eine Presseinfo im Halbjahr reicht eigentlich. Und wenn dann doch mal ein Redakteur nachhakt, entweder nicht antworten, vertrösten oder einfach Inkompetenz und Desinteresse demonstrieren. Damit hat man die lästige Brut schnell vom Hals (Achtung: Das funktioniert nur, solange der Journalist kein Blut leckt. Wenn das passiert, kann der Schuss nach hinten losgehen).

Regel Nr. 6: Bestehen Sie auf Ihrem Recht auf Veröffentlichung.
Redakteure lassen sich nur ungern vorschreiben, welche Themen sie zu veröffentlichen haben. Machen Sie dem Redakteur deswegen unmissverständlich klar, dass Sie gar kein Verständnis dafür haben, wenn er Ihr Thema nicht ins Blatt oder auf die Website bringt. Drohen Sie am besten gleich mit einem Anruf beim Chefredakteur oder beim Herausgeber. Sie machen sich damit Freunde fürs Leben!

Regel Nr. 7: Telefonieren Sie allen Aussendungen nach.
Seien Sie möglichst penetrant, rufen Sie jede Redaktion direkt an und lassen Sie nicht locker. Denn ohne eine ausführliche Begründung, warum das Thema nicht erscheint, können Sie nicht auflegen. Und wenn die Presseinfo trotzdem in die engere Wahl für die nächste Ausgabe gelangt ist, sollten Sie versuchen, den Redakteur mal so richtig zu nerven. Damit das nicht noch einmal vorkommt …

Regel Nr. 8: Kaufen Sie sich die Redaktion.
Je besser ein Medium im Markt positioniert ist, desto unabhängiger ist die Redaktion. Bieten Sie einfach Geld und Anzeigen für die Veröffentlichung Ihrer Pressemitteilungen. Damit machen Sie sich vor allem Freunde bei den Journalisten, die auf unabhängige und objektive Berichterstattung Wert legen. Und zeigen Sie kein Verständnis dafür, wenn ihr Gegenüber etwas pikiert reagiert. Denn auch wenn manch einer doch noch weiß, was Wörter wie „ZAW-Richtlinie“ oder „Pressekodex“ bedeuten, sollten Sie darauf auf keinen Fall Rücksicht nehmen.

Regel Nr. 9: Adressieren Sie all diejenigen, die sich gar nicht für Sie interessieren.
Wer auf dem falschen Tisch landet, landet meist direkt im Papierkorb. Machen Sie also möglichst große Verteiler, lassen Sie die Ansprechpartner weg oder schicken Sie Ihre Presseinformation zum Thema Wirtschaft in die Sportredaktion. Wenn dann kein Wunder geschieht – und meist geschieht das nicht – war’s das dann auch schon.

Regel Nr. 10: Masse statt Klasse – und je mehr desto besser.
Redakteure haben nicht unbegrenzt Zeit, nach dem eigentlichen Thema zu suchen. Seien Sie entsprechend doch mal ganz ausführlich: Verfassen Sie eine richtige Abhandlung, bei der das Wichtige gut versteckt erst irgendwann auf Seite 6 kommt. Schicken Sie kilo- bzw. megabite-weise Prospektmaterial mit. Da steigt bei jedem Redakteur sofort die Laune.

Regel Nr. 11: Bleiben Sie einfach anonym.
Journalisten wissen gern, mit wem Sie sprechen. Lassen Sie also einfach Ihre Kontaktdaten und weitere Infos weg. Wer muss das Kind schon beim Namen nennen?

Was wir Ihnen damit sagen wollen:
Wenn Sie Pressearbeit machen wollen, machen Sie sie gut. Kommunizieren Sie regelmäßig, wählen Sie Themen, die für Ihre Zielgruppe und nicht nur für Sie wirklich interessant sind und bereiten Sie diese verständlich auf. Und vor allem: Nehmen Sie Ihr Gegenüber ernst, sei das ein Journalist, ein Blogger oder auch ihre Fans und Follower in den Social Media. Sonst werden Sie im besten Fall ignoriert, im schlechtesten deutlich abgestraft.


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