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Ich kann mich noch sehr gut erinnern: Als das erste Handy für den Massenmarkt gelauncht wurde, wollte ich es sofort haben. Kurz darauf hielt ich mein Nokia 5110 in den Händen und fand es großartig. Viele meiner Freund*innen dachten damals noch etwas amüsiert: Wer braucht schon ein Handy, wo es doch Festnetz gibt? Lange hat es dann aber nicht gedauert, bis viele bunte Nokias auf dem Tisch lagen.  Und heute, 25 Jahre später? Habe ich kein Festnetz-Telefon mehr und möchte mein Smartphone auf keinen Fall missen.

Effizienzturbo oder Jobkiller?

Als OpenAI im November 2022 das neue Sprachmodell ChatGPT vorstellte und einen kollektiven Hype rund um KI-Tools auslöste, musste ich an damals zurückdenken. Und tatsächlich wird in der Kommunikationsbranche seither heftig diskutiert – die einen preisen die generative KI als Effizienz-Turbo für die PR-Branche an, für andere ist sie ein Schreckgespenst, das sie ihren Job kosten könnte. Die Wahrheit liegt sicher irgendwo dazwischen. Doch zweifellos wird generative KI wie andere disruptive Technologien vor ihr unser Leben verändern.

Nach dem Launch von ChatGPT war ich – nicht nur berufsbedingt – sofort neugierig und legte mir einen Account zu, um das Tool selbst zu testen. Also erstellte ich meinen ersten Prompt – zum damaligen Zeitpunkt wusste ich noch nicht einmal, dass man die Befehlseingabe so nennt – und drückte „Enter“. Mal sehen, was mir die KI als Pressemeldung zum Launch eines neues Produktes vorschlagen würde. Das, was mir ChatGPT auf meine zugegebenermaßen sehr rudimentären Anweisungen dann ausspuckte, war im ersten Moment faszinierend. Die KI zauberte in atemberaubender Geschwindigkeit Zeile für Zeile auf den Bildschirm. Ich sah mich schon am See oder beim Stadtbummel, statt mich Absatz für Absatz durch den Text zu arbeiten. Dann: Ernüchterung!! Wer ChatGPT getestet hat, weiß sicher, was ich meine: Selbst der ausführlichste Prompt führt nicht zwangsläufig zum gewünschten Ergebnis. Die Texte sind teilweise belanglos, langweilig geschrieben oder vollgepackt mit Superlativen. Corporate Language, Markenbotschaft? Fehlanzeige! Ein paar Wochen und Versuche später verschwand ChatGPT also vorerst von meiner Liste der „nützlichen Tools für die Medienarbeit“.

Ich kann mir gut vorstellen, dass es vielen Medienschaffenden ähnlich geht. Eine aktuelle Studie, die das Marktforschungsinstitut Civey auf Initiative von Marketingberater René Weber durchgeführt hat, kam zu dem Ergebnis, das Kommunikationsprofis zwar das Potenzial der generativen KI sehen. Doch lediglich 9 Prozent nutzen sie bei der täglichen Arbeit.

Impulsgeber mit Fragezeichen

Mittlerweile haben wir uns auch in der Agentur mit den Chancen der generativen KI befasst und unser Wissen im Rahmen eines Webinars vertieft. Dieses Know-how ist hilfreich, um zu verstehen, wie generative KI überhaupt funktioniert, was sie kann und auch, was sie nicht kann. Beispielsweise wusste ich zuvor nicht, wie wichtig ein guter Prompt wirklich ist und aus was er sich zusammensetzen muss. Auch war mir nicht klar, nach welchem Prinzip generative KI Texte generiert. Stark vereinfacht ausgedrückt, handelt das Sprachmodell gemäß dem Motto: „Woher soll ich wissen, was ich denke, bevor ich lese, was ich schreibe?“ Einen ausführlichen Beitrag zur Funktionsweise finden Sie hier.

Im Kollegenkreis sind wir uns aktuell einig, dass ChatGPT und andere KI-Tools uns PR-Profis Impulse geben können – zum Beispiel für eine knackige Headline, für einen Social-Media-Post mit passenden Hashtags oder für eine Textkürzung. Mir hat ChatGPT aber auch hier noch keinen Vorschlag gemacht, den ich ohne Überarbeitung hinsichtlich Tonalität und Qualität nutzen konnte. Doch beim Gros unserer Textaufgaben, darunter die klassische Pressemitteilung, der Fachartikel oder der Anwenderbericht, funktioniert ChatGPT aus meiner Sicht aktuell nicht. Damit der Text am Ende meinen Qualitätsanspruch – und den meiner Kunden – erfüllt, müsste ich viel Zeit in die Erstellung eines qualifizierten Prompts und die Überarbeitung des generierten Textes investieren. Da bin ich am Ende ganz ohne ChatGPT viel schneller und besser.

Übrigens: Mein erster Gedanke für diesen Blogbeitrag war, ihn komplett von ChatGPT erstellen zu lassen. Dafür hatte ich diesen Prompt eingegeben:

Ich möchte, dass du als PR-Berater und Kommunikations-Experte einen Blogartikel für den Blog einer PR-Agentur schreibst. Die Agentur ist auf B2B-Kommunikation spezialisiert. Das Thema des Blogartikels soll der Einsatz generativer KI in einer PR-Agentur sein. Der Beitrag soll die Vorteile aber auch Hindernisse beim Einsatz von generativer KI herausstellen. Außerdem soll darin klar werden, dass sich die Agentur im Rahmen einer Webinar-Reihe mit dem Thema vertraut gemacht hat und die Mitarbeiter den Einsatz von ChatGPT und anderen KI-Tools derzeit testen. Der Tonfall soll informell und hilfreich sein. Schlage für den Beitrag drei verschiedene Headlines vor. Erstelle dann eine Zusammenfassung des Inhalts und danach drei Absätze mit jeweils einer passenden Headline.

Wenn Sie wissen möchten, was daraus entstanden ist, finden Sie hier meinen gesamten Chatverlauf mit GPT.