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Denken wir mal einen Moment lang an die Helden unserer Kindheit:
Indiana Jones, Knight Rider, Black Beauty, Wendy, Pippi Langstrumpf – ich will nur ein paar nennen. Was haben wir mit ihnen für Abenteuer erlebt! Und genau darin stecken wir gerade: in einem Abenteuer.

Dieses Mal bin ich auf Dienstreise und will Ihnen etwas darüber berichten. Ich habe nur ein Problem: Ich weiß (noch) nicht, wohin mich mein Weg führt. Ziemlich bescheuert, oder, loszufahren und keinen Plan zu haben, wo es hingehen soll? Um ehrlich zu sein, bin ich auch vielmehr auf der Suche – Indiana Jones-like. Eine saucoole Lederjacke habe ich auch, nur anstatt einer Peitsche bin ich mit einem Laptop ausgestattet und anstatt einer Pistole trage ich einen Säbel. Ich bin kein Archäologe, aber wenn ich will, dann könnte ich einer sein. Ich bin Schriftsteller und suche nach Störfeldern. Denn meine Aufgabe ist es, ein Störenfried zu sein.

Und wie mache ich das? Ich verlasse die Komfortzone. Oft muss man sich selbst aus ihr rausprügeln. Raus aus einem bequemen Zustand, in dem alles irgendwie gut ist – aber eben langweilig.

Verdammter Mist! Ich wünschte nur, diese Störfelddinger würden am Straßenrand stehen wie Ortsschilder und ich bräuchte sie „easy going“ nur noch einzusammeln. Störfelder sind aber widerspenstig und manchmal haben sie ziemlich fiese Verstecke. Oft stehen mir tiefe Ausgrabungen bevor, die Durchquerung eines undurchdringlichen Walds oder die Überquerung eines Ozeans. Lohnt sich die Reise? Ist ein Störfeld wirklich so wertvoll?

Langweilen Sie sich gerne? Wir würden doch alles vermeiden, um uns nicht zu langweilen. Lieber töten wir ein paar unserer grauen Zellen mit Vormittags-TV-Sendungen ab, als auch nur einmal dem Abgrund von Langeweile entgegen zu blicken. Wie gewinnt man das Herz einer Frau? Mann macht ihr ein unerwartetes Geschenk zu einem unerwarteten Zeitpunkt. Ein Störfeld eben.

Was ist ein Störfeld? Ein unerwartetes, überraschendes Etwas. Ein Störfeld ist der nach außen gestülpte Socken, der trotzdem getragen wird, ein Handschlag, bei dem der andere dir seinen Fuß hinhält. Die Verweigerung eines dritten, üblichen Arguments/Bilds, obwohl wir sonst immer drei Beispiele anführen wollen, um einen bestimmten Sachverhalt mit Argumenten zu belegen. Blablabla.

Ich bin auf der Suche nach Störfeldern. Sie sind meine Landebahn. Sie sind mein Abenteuer, auf das ich, wenn ich will, all die Helden unserer Kindheit mitnehmen kann. Wissen Sie, warum die Helden unserer Kindheit so wichtig sind? Damals hatten wir noch die Fähigkeit, uns nicht zu langweilen. Immer, wenn uns langweilig war, haben wir uns etwas ausgedacht, das die Langeweile abgemurkst hat. Deshalb müssen wir unsere Helden wieder ausgraben.

Ein Störfeld ist alles: Ein Gedanke oder ein Mensch, der zunächst einmal, charmant wie er ist, auf jenem herumtrampelt, was man bisher gelernt hat. Kennen Sie dieses Bunte-Balken-Fernseh-Testbild? Stellen Sie es sich immer vor, wenn Ihnen langweilig wird, damit beginnt der Neustart. Aus diesem Testbild entsteht … entsteht … entsteht.

Entlang der Straße sehe ich viele Leute, die Schilder hochhalten mit der Aufschrift:
„Wo bitte geht’s zum nächsten Störfeld?“ Das finde ich klasse, oft kann ich ein Störfeld gleich anbieten, wenn ich jemanden einsammle, manchmal habe ich es aber auch selbst noch nicht vollständig zusammen (Störfelder können nämlich auch aus vielen Teilen bestehen, ähnlich wie die Seele von Lord Voldemort).

Jedenfalls halte ich an und sage:
„Hey cool, lass dich stören!“
Oft kommt dann aber: „Häh?“
„Na, du bist doch auf der Suche nach einem Störfeld?“
„Bin ich das?“
„Steht auf deinem Schild.“
„Echt? Tatsache, davon weiß ich ja noch gar nichts.“

Solche Szenen passieren mir häufig. Die Leute wissen nicht, dass sie auf der Suche sind. Das ist auch ok. Man muss nicht ständig auf der Suche sein. Dann wäre mein Job als Störenfried ja langweilig.

Bis zum nächsten Mal!