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Mein Arbeitstag ist ohne moderne Technik kaum noch vorstellbar. Das fängt bei der Hardware von MacBook, Drucker und Telefon an und hört bei der Software noch lange nicht auf. Ohne Textverarbeitungsprogramme, Mail, PressFile und Co. könnten meine Kollegen und ich eigentlich auch gerade einpacken und nach Hause gehen. Mit mobiler Technologie ist uns selbst dort das Arbeiten jederzeit möglich – ein Privileg, das ich durchaus zu schätzen weiß. Gerade beim Schreiben eines längeren Fachartikels ist die Ruhe der eigenen vier Wände doch ab und zu deutlich konstruktiver als die kommunikative Atmosphäre unseres Großraumbüros. Also Rechner unter den Arm geklemmt, Festnetztelefon aufs Handy umgeleitet und ab nach Hause an den Schreibtisch und ins WLAN.

Home sweet home
Aber auch darüber hinaus hat die Mobilität klare Vorteile. Egal ob sich der Mann von der Telekom, das Möbelhaus oder Handwerker aller Art ankündigen: Die doch oftmals recht großzügig gesetzten Zeitfenster der jeweiligen Ankunft – halt irgendwann am Vormittag, zwischen acht und eins – lassen sich auch im trauten Heim gezielt mit Arbeit füllen. Nichts bleibt liegen, der kostbare Urlaub muss ebenso nicht angetastet werden und der erwartete Besuch erhält direkt Einlass, egal wann er nun tatsächlich klingelt. Hört sich doch ganz gut an.

Vom Segen zum Fluch in Millisekunden
Letzte Woche war es dann wieder einmal so weit. Die Möbelpacker hatten sich angemeldet, um zwei lang ersehnte Regale anzuliefern. Angepeilt war – wie sollte es anders sein – der Vormittag. Pünktlich um acht strahlte mir am heimischen Arbeitsplatz das MacBook entgegen und offenbarte, wer in den letzten 15 Stunden versucht hatte, mit mir via E-Mail in Kontakt zu treten. Ich hatte mich noch nicht vollständig durch meinen Posteingang gegraben, da schellte es auch schon an der Tür. Prima, das läuft ja wie geschmiert. Innerhalb weniger Minuten stand das erste Möbelstück bereits an seinem Bestimmungsort. Dem Geächze der Monteure nach zu urteilen, gestaltete sich der Transport des zweiten jedoch um einiges schwieriger. Irgendwie hatten die beiden sichtlich Mühe, den Massivholz-Quader aus dem Aufzug zu bugsieren. In dem Moment fiel mein Blick auf das Rollbrett, das neben der Garderobe stand. Nur darauf bedacht, den beiden unterstützend zu Hilfe zu eilen, verließ ich meine sichere Position und eilte inklusive Rollbrett auf den Flur.

RUMMMS. Zu die Tür. Ich hatte noch genau gesehen, wie sie Millimeter um Millimeter zufiel … Ganz wie in einem schlechten Kinofilm, wo die entscheidenden Sequenzen in Zeitlupe ablaufen. Tja, da stand ich nun im Treppenhaus. Von den beiden Monteuren und dem Einmeterfünfzig–Möbel-Monstrum neben mir mal abgesehen, lässt sich die Situation ratzfatz zusammenfassen: Ich draußen, Schlüssel drin, Tür zu.

Und hinter der Tür befanden sich nicht nur Laptop und iPad, sondern – neben dem Schlüssel fein aufgebahrt – auch mein iPhone. Obwohl zwischen mir und den diversen Kommunikationsmitteln nur wenige Metern lagen, trennten mich in diesem Moment Lichtjahre von der Möglichkeit, mit den Menschen in Kontakt zu treten, die mich so schnell wie möglich aus dieser misslichen Lage befreien konnten. Die Zielgruppe war klar definiert, der Kanal durchaus gegeben (natürlich hatten beide Vertreter des Möbelhauses ein Mobiltelefon dabei) und doch fehlten entscheidende Informationen. Ich hatte nicht eine einzige Telefonnummer im Kopf. Nicht nur, dass ich die Durchwahl des Büros in der Magirusstraße nicht zusammenbrachte, ich konnte nicht einmal die Nummern derjenigen, die mir im Leben am nächsten stehen, auswendig abrufen.

Technikjunkies auf dem Prüfstand
Dass sich das iPhone in den letzten drei Jahren zu einem wichtigen Begleiter meines Alltags entwickelt hatte, war mir durchaus bewusst. Die tatsächliche Abhängigkeit überraschte mich in dem Moment dann aber doch auf kaltem Fuß. Ich glaube fest, dass ich damit kein Einzelfall bin. Vielleicht werde ich demnächst einfach mal Menschen, die bei Zugfahrten neben mir am Notebook arbeiten, an der Straßenbahnhaltestelle auf ihrem iPad rumklimpern oder beim Bäcker hinter mir telefonieren, nach der Mobilnummer ihrer Frau oder ihres Bruders fragen. Naja, vielleicht nicht direkt nach der Nummer, denn das kann in Zeiten von NSA und Datenschutzbeauftragten durchaus für Verwirrung sorgen. Aber zumindest würde ich gern wissen, ob sie diese parat hätten – ohne Zuhilfenahme eines elektronischen Adressbuchs natürlich. Hm, warum eigentlich Zeit verschwenden, damit kann ich auch gleich anfangen: Also, Hand aufs Herz, welche Mobilnummern – außer Ihrer eigenen – haben Sie im Kopf?