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Foto 1Zum 25-jährigen Jubiläum des Mauerfalls haben sich die Berliner etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Eine „Lichtgrenze“, bestehend aus 8.000 beleuchteten, mit Helium gefüllten Luftballons zeichnete an diesem Wochenende noch einmal den Verlauf der Berliner Mauer nach. Ein ganzes Wochenende lang konnten Hauptstädter und Besucher diese Linie entlang laufen, bevor am Sonntagabend die Ballons in den Berliner Nachthimmel entlassen wurden und die imaginäre Grenze einfach wieder verschwand.

Foto 2Diese symbolträchtigen Bilder des Friedens und der Versöhnung gingen um die Welt. Und wir Deutsche werden dafür bewundert, mit welcher Leichtigkeit wir – bei aller Ernsthaftigkeit – mittlerweile mit unserer Ost-West-Geschichte umgehen können. Auch ich habe mich am Vorabend des Jubiläums unter die Leute gemischt und bin an dieser „Lichtmauer“ spazieren gegangen. Auf meinem Weg vom Reichstag über das Brandenburger Tor bis zum Potsdamer Platz begleiteten mich Tausende von Menschen – in einer stimmungsvollen, friedlichen Atmosphäre. Viele Anekdoten machten die Runde. Vor allem die Berliner, die alles hautnah miterlebt hatten, erzählten ihren Freunden und Besuchern davon, wie sie diesen historischen 9. November 1989 und die ersten Jahre unmittelbar nach der Wende erlebt hatten: „Das kannste Dir ja heut jar nicht mehr vorstellen, man konnte einfach in die S-Bahn steigen, eene Station fahren und dann warste im Westen …“, erzählte ein Mann vom Bahnhof Friedrichstraße und dem berühmten „Palast der Tränen“. Die Lichtgrenze, ergänzt von historischen Film-Sequenzen auf Großbild-Leinwänden, schuf am Wochenende das richtige Ambiente, um sich in Erinnerung zu rufen, dass vor dem Mauerfall am 9. November 1989 nicht nur Berlin in Ost und West geteilt war, sondern ganz Europa und die gesamte Welt aus zwei verfeindeten Blöcken bestand. Auch ich erinnerte mich an diese bewegende Zeit und musste auch an meine eigene Familie denken, denn als Siebenbürger aus dem osteuropäischen Kronstadt ist die Ost-West-Teilung auch Teil meiner persönlichen Geschichte.

Foto 3Was viele Menschen zumindest nicht im Detail wissen, ist die dramatische Entstehungsgeschichte des Mauerfalls am Abend des 9. November 1989. Die fantastische ARD-Dokumentation (hier in der Mediathek) vom Wochenende gibt einen Einblick in die Ereignisse jener Nacht, die zum Mauerfall, zum Zusammenbruch des Ostblocks und schließlich zur Wiedervereinigung führten. Es stellt sich heraus, dass eine simple Pressemitteilung, jedoch mit enormer inhaltlicher Sprengkraft, eine Kettenreaktion ausgelöst hatte. Die vom Pass- und Meldeamt der damaligen DDR verfasste Meldung beinhaltete die neue Reiseregelung für die DDR-Bürger ins (westliche) Ausland, die ihnen uneingeschränkte Reisefreiheit gewähren sollte. Die Meldung war zwar mit der politischen Führung abgestimmt. Allerdings war die Pressemitteilung mit einer Sperrfrist für die Veröffentlichung bis 4.00 Uhr am Morgen des 10. November versehen. Als der DDR-Staatsratsvorsitzende Egon Krenz seinem Politbüro-Sprecher Günter Schabowski die Meldung zur Verkündung auf der abendlichen Pressekonferenz am 9. November persönlich in die Hand drückte, vergaß er, auf die Sperrfrist hinzuweisen. Schabowski verlas die Meldung am Abend, und auf die Rückfrage eines westdeutschen Journalisten, ab wann denn die Regelung gelte, antwortete dieser mit dem legendären Satz: „Das tritt nach meiner Kenntnis … ist das sofort, unverzüglich.“ Ost- und West-Medien berichteten, und die Geschichte nahm ihren Lauf.

Was ich auch erst vor nicht allzu langer Zeit herausfand, ist, dass sich auch unser Berliner Büro von Press’n’Relations auf historischem Boden befindet: gerade noch in Mitte (ehemals Ost-Berlin) an der Grenze zum West-Bezirk Wedding. Die Boyenstraße, unsere Adresse, markiert exakt den Verlauf der Berliner Mauer und keine 100 Meter vom Büro war einer der größten Grenzübergänge der bis 1989 geteilten Stadt. Berlin ist – zumindest optisch – weitgehend wieder zusammengewachsen. In unserer Büro-Nachbarschaft werden gerade die letzten Baulücken geschlossen und es entstehen moderne Wohnhäuser und Büros. Doch wer genau hinschaut, entdeckt immer wieder Spuren dieser bewegenden Zeit.