Kommt man in den Genuss, in die Press’n’Relations Zentrale eingeladen zu werden, geschieht das häufig mit den Worten: „… es ist das gelbe Haus mit der grünen Tür.“ Wer schon einmal verzweifelt nach einer Adresse gesucht hat, freut sich über eine solche Angabe, denn im städtischen Ambiente Ulms sollte so viel Farbe leicht zu finden sein. Hat man dann die Magirusstraße eingeordnet, scheint es selbst für den nur gelegentlichen Ulm-Besucher ein Leichtes, die PR-Schreiberlinge ausfindig zu machen.
Pustekuchen.
Doch, das Haus ist nicht so leicht zu finden, wie gedacht. Man wird auch nicht von hohen Maschendrahtzäunen oder einem Schild mit der Aufschrift: „Hier wache ich!“ vom Betreten abgehalten. Kein Burggraben. Auch keine Selbstschussanlage. Es scheint alles ganz harmlos. Doch spätestens, wenn man beschwingt die wenigen Stufen zur Pforte auf sich genommen hat, steht man vor ihr: der Klingel.
Ich lass mich in aller Regel nicht von „solchen“ Dingen einschüchtern. Ich hatte noch nie Probleme, einen PC zu bedienen, fand Smartphones von Anfang an selbsterklärend und sogar die neuen Fahrkartenautomaten haben mich nie überfordert. Doch an der Klingel der Magirusstraße 33 bin ich gescheitert. Als ich das erste Mal vor dem Tastenfeld mit Nummern und Zeichen stand, war ich im ersten Moment zwar irritiert, doch beim Anblick des darüber liegenden Schildes schien es schon wieder ganz leicht.
„Press’n’Relations: *Telefonhörersymbol* + 20“
Doch die Klingel antwortete nur mit hämischen Tuten. Vergeblich suchte ich nach so etwas wie einem „reset“-Knopf. Stattdessen gab die Klingel bei jedem Drücken nur noch wildere Tut-Geräusche von sich – es erinnerte fast schon an ein wahnsinniges Lachen. Irgendwann hat sich ein Insasse der Magirusstraße meiner erbarmt und beim zufälligen Vorbeikommen die Tür geöffnet. Danke an diesen lieben Menschen.
Ab da musste ich mich mit der Klingel-Frage glücklicherweise nicht mehr auseinandersetzten, denn ich besaß ihn: den Türcode. Allerdings ändert sich diese Zahlen-Zeichen-Kombination – zum Leidwesen zahlenschwacher Menschen – ganz gern mal und wehe man hört inmitten der Eingabe auf zu tippen. Oder eine Taste klemmt. Dann tutet’s wieder. In diesem Fall hilft nur Eines: Abwarten und Tee trinken. Jedenfalls kommt es einem in kalten Wintermonaten so lange vor, bis sich die Klingel beruhigt hat und man es erneut versuchen darf. Hat man sich aber erst mal an sie gewöhnt, ist sie eigentlich ganz lustig. Die Blicke, die einem die Vorbeikommenden zuwerfen, wenn man sich geheimagentenmäßig Zutritt zum ominösen gelben Haus mit grüner Tür verschafft, sind es jedenfalls.
Eigentliche Leidtragende sind die anscheinend heillos überforderten Postboten. Schon mehrmals wurde ich von einem darauf aufmerksam gemacht, dass:
„Klingel isch kaputt, scheisee“.
„Doch die geht schon. Nur ’n bisschen kompliziert“
Immerhin gibt dieser Postbote nicht auf wie ein anderer – der mit der Erklärung, dass in einem Bürohaus am Nachmittag mitten unter der Woche wirklich keiner da gewesen sei, einfach wieder geht.
Falls er das hier liest – oder auch für jeden anderen, der mal vorbei kommen möchte: Zum Klingeln einfach die Telefonhörertaste drücken und dann die 20 wählen. Das klappt mittlerweile auch ganz gut, da jemand sehr Schlaues das überflüssige „+“ zwischen Telefonhörer und Nummer zugeklebt hat.
Wir freuen und auf Ihren Besuch,
Lea Biermann
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Super geschrieben, klasse! Ich werde mir das alles wieder in Erinnerung rufen, wenn ich das nächste Mal vor eure Tür stehe, grins…