Das Wichtigste schon mal vorweg: Ja, Lernen kann Spaß machen! Nur leider tut es das nicht immer. In meiner – zugegebenermaßen länger als geplant dauernden – Schul- und anschließenden Studienzeit habe ich für mich herausgefunden, was es braucht, dass ich gerne lerne. Dabei kommt es nicht allein auf die Themen, sondern auch auf äußere Umstände an. Das zumindest habe ich in meiner Laufbahn als Schüler und Student gelernt.
Für das Leben lernen?
Ein kurzer Blick in die Schulzeit macht deutlich: Lernen macht viel zu oft keinen Spaß. Und das ist schade, weil ich eigentlich gerne in die Schule gegangen bin. Aber eben nur, weil dort meine Freunde auf mich warteten. Dass das, was mir in der Schule beigebracht wird, in irgendeiner Lebenssituation hilfreich sein würde, spielte dabei keine Rolle. Und bis heute bleibt bei den meisten Themen die Frage nach dem Wofür unbeantwortet. In der Mathematik sind es beispielsweise Kenntnisse und Fähigkeiten wie der Satz des Pythagoras oder die Polynomdivison und im Deutschunterricht das Interpretieren von Erzählungen wie Goethes Faust. Das alles bringt mich in meinem jetzigen Alltag nicht weiter.
Doch während sich die Sinnhaftigkeit für das Verständnis von Zahlen und Texten, egal wie abstrakt sich dieses ausdrückt, noch erschließen lässt, sind es Fächer wie Kunst oder Musik, die für mich eine reine Zeitverschwendung darstellten. Nicht, dass ich im Singen oder Zeichnen besonders schlecht war. Ich fand einfach keinen Spaß daran. Es widerstrebte mir schlicht und ergreifend mich vor meine Klassenkameraden zu stellen und lauthals den „Earth Song“ von Michael Jackson zu trällern oder ein Porträt meiner selbst zu malen. Und wofür auch?
All diesen Umständen ist es zu verdanken, dass es für Schüler Tage gibt, an denen sie besonders ungerne zur Schule gehen. Bei mir waren das vor allem Tage, an denen Biologie, Musik oder Kunst auf dem Stundenplan standen. Bei anderen sind es die Fächer Mathematik, Geschichte oder Französisch. Diese Tage erschienen so nötig wie ein Sandkasten in der Sahara. Das geht letztendlich aber ausnahmslos allen so: Wenn einen das Thema schon nicht interessiert, hat man einfach keinen Spaß.
Informatiker sind Nerds
Das alles sollte sich ab dem Studium ändern. Denn im Studium entscheidet man – zumindest, wenn die Noten es hergeben – selbst, was man studieren möchte. Und was man machen will, macht man auch gerne! Mein gewählter Studiengang war Medieninformatik. Das war naheliegend, denn mir lag Mathematik, mir lag Informatik und das Programmieren wollte ich schon immer lernen. Dennoch machte mir das Studium am Ende keinen Spaß. Aber wieso?
Das lag diesmal – umgekehrt zur Schule – vielmehr daran, dass ich eben nur in die Uni gekommen bin, um zu lernen, aber nicht um meine Freunde zu treffen. Ich war mit meinen Kommilitonen schlicht und ergreifend nicht auf einer Wellenlänge. Denn, und das ist gar nich böse gemeint, das waren Nerds. Laut Definition von Oxford Languages ist ein Nerd ein sehr intelligenter, aber sozial isolierter Computerfan. Und das trifft es tatsächlich ganz gut. Ich konnte mich mit ihnen nicht über Themen fernab der Informatik unterhalten. Nicht einmal Smalltalk war möglich. So hat es mir in der Uni selten Spaß gemacht. Auch außerhalb war nicht viel los. Es gab keine Barabende, keine Partys und auch sonst keine Aktivitäten, die nicht den Lehrplan betrafen, auf die man sich hätte freuen können.
Schließlich führten auch hier diese Umstände wieder dazu, dass ich zunehmend freudloser zur Uni gegangen bin. Auch wenn die Gründe diesmal ganz andere waren, so war der Effekt doch derselbe: Ich hatte keinen Spaß an dem, was ist tat. So kam es, dass ich mein Studium der Medieninformatik nach zwei Semestern abgebrochen und mich neu orientiert habe. Rückblickend eine gute Entscheidung.
Die richtigen Umstände
Jetzt studiere ich Wirtschaftskommunikation. Und es macht Spaß. Vielleicht das erste Mal in meinem Leben. Ich finde so ziemlich jeden Aspekt an meinem Studium interessant. Auch meine Kommilitonen sind, wie es in dem Studiengang sein sollte, kommunikativer und offener. Vor allem aber sind sie in ihren Interessen breiter aufgestellt. Abseits der Seminare unterhält man sich über Themen abseits der Seminare. Schon nach einer Woche hatten wir einen regelmäßigen Termin für einen Stammtisch ausgemacht. Das führte natürlich dazu, dass ich sehr gute Freunde dazugewonnen habe und ich bisher noch keinen Tag wirklich ungerne zur Uni gegangen bin. Das liegt natürlich daran, dass die Umstände einfach passen. Ich gehe in die Uni, um das zu lernen, was ich lernen will und um meine Freunde zu treffen. So macht Lernen Spaß.
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