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Der Duft von süßem Popcorn und salzigen Nachos, der mir das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. Wohlig warme Sessel, die mich einsinken lassen und mir das Gefühl von Geborgenheit geben. Und um mich herum Gleichgesinnte. Menschen, die allesamt eines eint: Die Liebe zum Film. Und wo lässt sich diese besser ausleben als im Kino? Sobald die Lampen dunkler werden und der Vorhang langsam aufgeht, sind alle still und blicken gleichermaßen gespannt sowie vorfreudig auf die vor ihren Augen erscheinende Leinwand.

Ich liebe das. Filme generell ziehen mich in ihren Bann. Für zwei Stunden entführen mich die bewegten Bilder in fremde Welten, lassen mich die Alltagssorgen vergessen. Im Kino geht das ganz besonders gut. Es gibt eben nichts, was dich ablenkt, wenn alle um dich herum das gleiche tun wie du. Zu Vorstellungsbeginn schaltet man einfach alles ab. Allen voran das Handy. Und gleichzeitig damit in gewisser Weise auch die Dinge, die einen üblicherweise beschäftigen. Das sind zum Beispiel die unzähligen Aufgaben, die am nächsten Tag auf der Arbeit auf dich warten, die noch nicht reparierte Wohnzimmerlampe oder die Abstiegssorgen deines Lieblingsfußballvereins. Im Kino bewegt sich jeder in seiner eignen kleinen oder großen Welt, ganz ohne Trubel und Probleme. Beginnt die Vorstellung, bin ich zufrieden, gar glücklich.

Kino oder Couch?

Doch das Kino leidet. Es leidet unter den schwerwiegenden Folgen einer weit fortgeschrittenen Krankheit. Eine Krankheit, die es auf lange Sicht gesehen womöglich nicht nur aussterben lässt, sondern auch vergessen macht. Eine Krankheit, bedingt durch die Bequemlichkeit der Menschen und deren fehlender Faszination zum Film. Eine Krankheit die so unheilbar scheint, dass das Kino höchstwahrscheinlich unmöglich gegen sie ankommen wird. Das Kino leidet zusehends unter Streamingplattformen wie Netflix, Amazon Prime oder Disney+, die sich rasant ausbreiten. Und mit ihnen die Menschen, die es sich Zuhause bei einem viel zu oft mittelklassigen Film auf der Couch gemütlich machen. Vor ihnen steht ein kühles Bier oder ein gutes Glas Rotwein, selbstgemachtes Popcorn sowie Nachos mit Salsasoße von Chio. Das Kino ist für viele längst keine Frage des Ortes mehr. Es ist im eigenen Wohnzimmer angekommen.

Zugegebenermaßen gehöre ich auch manchmal zu dieser Gruppe Menschen. Ich genieße es die Filme, die ich gucke, auch Zuhause auf meiner eigenen Couch so zu zelebrieren, als wäre ich im Kino. Auch ich mache mein Popcorn selbst und auch ich gucke, was mir zwischen die Finger kommt. Dabei greife ich auf meine mittlerweile rund 150 Filme fassende, auf meinen eigenen Geschmack zugeschnittene Sammlung mindestens genauso oft zurück, wie auf Netflix und Co. Noch mehr genieße ich es aber, ins Kino zu gehen. 1913 schrieb Franz Kafka die großartigste aller Filmkritiken in sein Tagebuch: „Im Kino gewesen. Geweint.“ Damit ist fast alles über die Faszination Kino gesagt. Für nichts gebe ich mein Geld lieber aus, als für einen Film, auf dessen Erscheinen ich seit Monaten warte. Das liegt vor allem daran, dass die Erfahrungen, die Erlebnisse und die Erinnerungen bei und an Kinofilmen so viel gehaltvoller sowie kostbarer sind und so viel länger anhalten. Ich lasse mich einfach mehr darauf ein. In Folge dessen wird ein Film, den man im Kino guckt, um ein Vielfaches intensiver, interessanter und damit schlicht und ergreifend besser, als einer, für den man es sich auf der Couch gemütlich macht. Selbst die Werbung, die für das Kino produziert wird, ist qualitativ wesentlich hochwertiger. Und meine Vorfreude, sehe ich Trailer kommender Neuerscheinungen, ist größer.

In Erinnerungen schwelgen

Das alles führt dazu, dass ich mich an jeden einzelnen Film erinnern kann, den ich je im Kino gesehen habe. Nicht nur das: Ich weiß sogar noch, mit wem ich jeweils vor Ort war, oder, das kommt auch vor, ob ich alleine im Kino gewesen bin. Ich erinnere mich an mein erstes Kino-Date und meinen ersten Kino-Kuss. Und ich erinnere mich an meinen ersten Liebeskummer, den ich versucht habe im Kino zu verdrängen. Ich erinnere mich an meinen ersten Film in drei Dimensionen und die unbändige Freude, die ob des sich real anfühlenden Erlebnisses aufkam. Und ich erinnere mich an meinen ersten Film ab 16 – ein Horrorfilm, von dem ich, aufgrund der Hände, in denen ich mein Gesicht versteckte, kaum etwas gesehen habe. Das alles sind wunderbare Momente gewesen, die ich Zuhause nicht so erlebt hätte und an die ich mich, hätte ich sie Zuhause erlebt, schon gar nicht so genau erinnern könnte. 

Das Kino ist für mich also alles andere, als ein Ort, an den ich gehe, wenn ich Geld überhabe und der Tag mir sonst nichts bietet. Ich vertreibe dort nicht meine Langweile. Ich schaffe Erinnerungen für die Ewigkeit. Erinnerungen an lustige, traurige, spannende, romantische und aufregende Geschichten, in die ich nur durch das Kino und die eigene Welt, die es mir bietet, voll eintauchen konnte. Erinnerungen, auf die ich gerne zurückblicken werde und für die sich jeder Cent und jeder Aufwand gelohnt haben wird. 

Daher bleibt mir nur noch eines zu sagen: Danke, liebes Kino! Dafür, dass du mir die dunklen Tage aufhellst und mir die guten noch versüßt. Dafür, dass du mich aus stressigen Situationen befreist und mir immer wieder Geschichten erzählst und bereitest. Und dafür, dass du mir beigebracht hast Filme zu lieben. Ich hoffe du bleibst uns allen noch lange erhalten.


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