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Nach der Europawahl fühlt es sich fast schon an, als habe Deutschland einen neuen Volksstamm entdeckt: die jungen Wähler. Mehr als eine Million Stimmen haben CDU und CSU am vergangenen Sonntag an die Grünen verloren. Noch schlimmer ist das Ergebnis der SPD, die eine heftige Schlappe einstecken musste. Mit dem Wahlergebnis konfrontiert, müssen sich Abgeordnete von den Grünen als auch der ehemaligen Volksparteien die Frage stellen, warum ihre Partei so gut oder miserabel bei der jungen Generation abschneidet. Als 19-jährige Studentin möchte ich eine Antwort darauf geben und mich mit dem Thema beschäftigen: In wie weit beeinflussen wir Jugendliche unsere Demokratie?

‘‘Generation Greta‘‘ und der ‘‘Rezo-Effekt‘‘

…klingen wie Neologismen oder Begriffe, die man im Duden nachschlagen muss. Tatsächlich sind in den aktuellen Nachrichten der ‘‘Rezo-Effekt‘‘ und ‘‘Generation-Greta‘‘ gängige Ausdrücke. Angefangen hat alles mit der schwedischen Klimaaktivistin Greta Thunberg, die nun bald seit einem Jahr jeden Freitag vor dem Stockholmer Parlament sitzt und Politikerinnen und Politiker auffordert, mehr für den Klimaschutz zu tun. Durch den schnellen Anschluss von aktiven Schülerrinnen und Schülern wurde ‘‘Fridays for Future‘‘ der Beginn einer neuen Protestbewegung – ähnlich der von 1968. Kein anderes Thema hat die vergangenen Wochen derart bestimmt, bis sich das polemische Video des YouTubers Rezo in den sozialen Netzen verbreitete. Mit seinem millionenfach geklickten Video lenkte er die Aufmerksamkeit der Jugendlichen auf das Defizit von Union und SPD, indem er die Kompetenz der ehemaligen Volksparteien in der Umweltpolitik kritisierte. Seither erhielten die Bekundungen der jungen Meinungsträger eine enorme Reichweite.

Was steckt hinter dem wahren Erfolg?

Wer bei der Europawahl von einem ‘‘Rezo-Effekt‘‘ oder gar einer ‘‘Generation Greta‘‘ redet, greift meiner Meinung nach zu kurz. Es geht vielmehr um eine falsche Herangehensweise bei der politischen Nachwuchsarbeit. Eine Partei ist dann erfolgreich, wenn sie Themen aufgreift, die Menschen bewegen und sie dann zielgerecht umsetzt. Das ist beispielsweise der CDU bei der Wiedervereinigung gelungen und kann jetzt bei den Grünen beobachtet werden. Ihr Erfolg liegt darin, dass sie den Aufruf der Menschen erkannt und für den Austausch zwischen Bürgern und Politik gesorgt hat. Teile der Volksparteien scheinen dagegen den Eindruck zu vermitteln, nur noch schwer eine Kommunikationsebene mit den Wählern zu finden – geschweige denn, ihre vermeintlichen Pläne in die Tat umzusetzen. Aufgeweichte Klimaziele oder sinnlose Zerstörungen im Hambacher Forst sind weitaus nicht die einzigen Vorgänge, die das belegen. Wenn die Parteien der Großen Koalition weiterhin keine Mittel finden, um uns junge Wähler anzusprechen oder unser Vertrauen durch konsequentes Bestreben und Umsetzen zu stärken, dann könnte die Europawahl nur das erste Beben vor einem grundlegenden Wandel der politischen Landschaft sein.

Gemeinsam Zukunft gestalten

Sicherlich hat die Klimafrage zum ersten Mal in einem bundesweiten Fall eine so dominante Rolle gespielt, dass die Zögerlichkeit der Großen Koalition negativ gewirkt hat. Jedoch konnten die Grünen den Wahlerfolg nur verbuchen, weil auch Altersgruppen jenseits der 30 überzeugt waren. So hat jeder vierte 45- bis 59-Jährige dieses Mal die Grünen gewählt und bei den 60- bis 69-Jährigen stimmten sogar 19 Prozent für die Umweltpartei. Das zeigt: Zahlenmäßig hätten wir junge Wählerinnen und Wähler alleine keine Chance. Aber Einfluss nehmen können wir, wenn wir uns einig sind und nicht aufhören, uns für Themen zu engagieren, die uns wichtig sind. Es gilt, den Eltern und Großeltern klarzumachen, dass es nicht genug ist, das Kreuz an die gewohnte Stelle zu setzen. Besser jetzt als nie sollte richtig losgelegt werden. Für die Zukunft ihrer Kinder müssen sich die Älteren ihrer Verantwortung stellen. Weil wir allein es nicht können.

Bildquelle:https://www.welt.de/politik/deutschland/article194198267/Europawahl-2019-Wer-waehlte-wen-nach-Alter-Beruf-Geschlecht.html

Von Eileen Wagner


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