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Mit der neuen Serie „Boah, Bahn!“ trifft Anke Engelke mitten ins Herz vieler Bahnreisender. Was viele überrascht: Die Idee entstand nicht als klassische Marketingkampagne. Es war nicht die Bahn, die Anke Engelke engagiert hat – Anke Engelke kam auf die Bahn zu. Sie wollte als Vielreisende verstehen, wie der Alltag der Mitarbeitenden aussieht, und hat dafür ein sechsmonatiges „Praktikum“ bei der Deutschen Bahn gemacht, um mitzulaufen, zuzuschauen und selbst mit anzupacken. Infolgedessen entwickelte sie gemeinsam mit einem Team von Autoren neun Clips (hoffentlich werden es noch mehr) und stellte das Ergebnis den Verantwortlichen bei der Deutschen Bahn vor. Ich vermute, das ist ein erster Hinweis darauf, warum das Format funktioniert: Hier handelt es sich nicht um einen klassischen „Werbedreh“, den ein Unternehmen in Auftrag gegeben hat, sondern es wird ein echter Einblick gewährt. Dass dieser Ansatz funktioniert, zeigen die Zahlen. Eine Million Aufrufe eines Videos auf dem YouTube-Kanal der Deutschen Bahn sind eher die Ausnahme, doch die Clips von „Boah, Bahn!“ schaffen locker auch mal das Doppelte.

Ehrlichkeit statt Imagepolitur

In einer Welt voller glattgebügelter Kampagnen wirkt „Boah, Bahn!“ wie ein Befreiungsschlag. Die Serie zeigt echte Situationen des Bahnalltags mit all ihren Missverständnissen, dem Zeitdruck und den unerwarteten Ereignissen. Anke Engelke spielt dabei keine überzeichnete Figur, sondern begegnet den Mitarbeitenden und Reisenden auf Augenhöhe. Es wird nicht versucht, die Bahn perfekt erscheinen zu lassen. Zusammen mit jungen Schauspielern zeigt sie stattdessen Missgeschicke, Kommunikationspannen und spontane Improvisationen. Genau darin liegt die Stärke der Serie. Die Bahn wirkt nicht wie ein auf Hochglanz polierter Konzern, sondern wie ein Ort, an dem echte Menschen mit echter Verantwortung arbeiten.

Mut zur Unvollkommenheit

Viele Unternehmen versuchen, Fehler möglichst unsichtbar zu machen. Laut Anke Engelke war die Bahn zunächst auch nicht begeistert davon, Themen wie beispielsweise Verspätungen aufzunehmen. Doch ich bin froh, dass sich die Verantwortlichen dort überzeugen haben lassen. Denn bei „Boah Bahn!“ wird das Prinzip umgedreht: Fehler werden nicht versteckt, sondern mit Humor aufgezeigt. Das wirkt entwaffnend sympathisch, denn wir alle kennen diese Situationen. Die Serie vermittelt: „Es ist in Ordnung, wenn nicht alles läuft wie geplant. Das Wichtigste ist, wie wir miteinander kommunizieren.“ Letztendlich zeigt das Format etwas, das in unserer Kultur häufig unterschätzt wird:

Fehler sind menschlich. Wertschätzung ist entscheidend.

Ein Dankeschön an die Menschen hinter der Bahn

Ein weiterer Grund für den Erfolg ist, dass „Boah Bahn!“ zwischen all den witzigen und chaotischen Momenten eine klare Botschaft vermittelt. Hinter jedem Fahrplan stehen Menschen, die Tag für Tag versuchen, das System am Laufen zu halten. Die Serie drückt Dankbarkeit nicht mit einem großen Werbebanner aus, sondern zeigt diese, indem sie die Mitarbeitenden ernst nimmt, ihnen Raum gibt und ihre Professionalität sichtbar macht. Wir sehen, wie viel Fingerspitzengefühl die Kommunikation mit den Fahrgästen braucht. Wir spüren, wie anstrengend es sein kann, aufgestautem Frust freundlich zu begegnen. Dabei werden die Menschen in den Mittelpunkt gestellt, die jeden Tag dafür sorgen, dass Millionen von Reisenden ihr Ziel erreichen. Es wird klar: Die Bahn ist nicht nur Technik. Die Bahn ist Teamarbeit. Anke Engelke ist deshalb auch nicht der Star der Serie. Es sind die Bahnmitarbeitenden.