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Seit dem Einmarsch russischer Truppen am 24. Februar 2022 in die Ukraine ist die Welt aus den Fugen. Am 3. März ging es im Blogbeitrag von Uwe Pagel in der ersten Schockstarre noch um den Spagat zwischen den kriegerischen Ereignissen einerseits und der persönlichen Bestürzung von uns allen andererseits. Diese Gefühle sind nach wie vor da. Noch immer sorgen die Bilder, die uns jeden Tag aus der Ukraine erreichen, für Entsetzen. 

Doch eines hat sich inzwischen verändert. Der Krieg und seine Folgen werden nun auch immer deutlicher zur Gegenwart im Tagesgeschäft von Press’n’Relations – zumindest mir geht es so, dass mich dieses Schreckgespenst seit einigen Wochen nicht mehr nur zur Nachrichtenzeit und im Zuge der zahlreichen einschlägigen Sondersendungen auf dem heimischen Sofa ereilt, sondern in vielfacher Weise Raum im täglichen Kommunikationsalltag einnimmt. 

Verschiebung der kommunikativen Agenda 

Für nahezu jedes Unternehmen, mit dem ich im Rahmen der Zusammenarbeit im regelmäßigen Austausch stehe, treten wirtschaftliche Implikationen – in welcher Form auch immer – mehr oder weniger offensichtlich zutage. Hinzu kommen zudem ganz neue Projekte, die es ohne die aggressive Eskalation Russlands und vielfältigen Reaktionshandlungen darauf wohl kaum oder zumindest nicht gerade jetzt gegeben hätte. Das beste Beispiel dafür ist sicher die kurzfristig im Auftrag von TIMmunity erstellte Pressemeldung zum Umgang mit Sicherheitsprodukten des Anbieters Kaspersky, nachdem das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) am 15. März konkret vor deren Einsatz gewarnt hatte. Eine solche Neubewertung der Herstellerlandschaft im Zuge des weltweiten Cyberkrieges schlägt sich natürlich auch insgesamt auf den Themenbereich IT-Sicherheit nieder, der seit vielen Jahren zu meinen redaktionellen Schwerpunkten zählt.

Von Cyberwar, Energieengpässen und verwaisten Feldern

Nicht anders sieht es im Hinblick auf ein weiteres thematisches Steckenpferd von mir aus – die Energiewirtschaft. Energiewende und Notfallplan, Unabhängigkeit von ausländischen Importen oder Preisexplosion sind die Schlagworte, die in Folge des Angriffs Russlands auf die Ukraine die gesellschaftspolitische Agenda bestimmen und damit unmittelbar Einfluss auf die Akteure dieser Branche nehmen. Es erklärt sich von selbst, dass eine solche Entwicklung beispielsweise ein Unternehmen, dessen Geschäftsmodell in Dienstleistungen rund um Energiebeschaffung und der Sicherstellung von Versorgungssicherheit liegt, genauso tangiert wie eines, das Lösungen zur automatisierten Abrechnung regenerativer Energieerzeugungsanlagen bietet. Sie alle zieht der Krieg in seinen unwirklich großen Strudel – mit welcher Umdrehung und in welche Richtung ist hier gar nicht die Frage. Entscheidend ist die Tatsache, dass es so ist. Denn dadurch zeigt sich nur einmal mehr das Ausmaß. 

Selbst in Bereichen, die ich – ehrlich gesagt – so zunächst selbst gar nicht auf dem Schirm hatte, ist der Effekt der militärischen Auseinandersetzung spürbar: Stichwort „Kornkammer Europas“. Denn durch die Zerstörung landwirtschaftlicher Flächen im Krisengebiet und Fluchtbewegungen, die natürlich auch die ukrainischen Bauern erfassen, wird in diesem Jahr ein großer Anteil an Getreideimporten wegbrechen – mit massiven Auswirkungen auf den hiesigen Rohstoffmarkt. Dieser Aspekt beschäftigt nicht zuletzt die Brauwirtschaft.

Damit sind alle Märkte, in denen ich mich bei der Kommunikation tagtäglich tummle, beieinander – und ich stelle mit Erschrecken fest, dass der Krieg eigentlich überall ist. Er beschäftigt mich – emotional und fachlich. Und genau diese Kombination macht es nicht leichter. Denn auch wenn die Welt in ungeahnter Form aus den Angeln gehoben wird und die Invasion Russlands die thematischen Handlungsfelder auf so vielfache Weise verrückt – am wichtigsten bleiben ungeachtet dessen vor allem die Menschen, denen der Krieg das Wichtigste nimmt: Leben, Familie und Heimat.