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Um es gleich vorweg zu nehmen: Das ist kein didaktisches Kompendium für gute Überschriften. Es sind nur ein paar Anmerkungen rund um das leichtere Lesen von Nachrichten, Berichten, Artikeln, Interviews, Blogs, Posts, etc.

Durch den Informations-Reisbrei ins Schlaraffenland des Unterrichtetseins

Mir geht es beim Lesen derartiger Beiträge (siehe oben!) nämlich so: Wie soll ich das nur schaffen? FAZ, Süddeutsche, Spiegel Online, Handelsblatt, PR-Magazin, Pressesprecher, die gesammelten IT-, Energie-, Logistik-, Industrie-, Kommunal-, Fertigungs- und sonstige Fachblätter und -medien – Alle wollen meine Aufmerksamkeit! Unerschrocken widme ich mich jeden Werktag dem unvermeidlichen Lesewerk. Komplettansprüche beiseitelassend blättere, klicke oder scrolle ich mich dann durch branchenorientierte und zielgruppenspezifische Myriaden von Wörtern und Sätze. Statt nun jeden Beitrag von Anfang bis Ende zu lesen, huschen meine Augen schnell von oben links nach unten rechts hinweg über den Spaltensatz – hoffend, ein berufs- bzw. interessennahes Schlagwort oder eine faktensatte Aussage zu finden.

Wo gibt’s hier was?

Zur schnelleren Orientierung und Geneigtheitssteigerung der Lesenden in solchen Situationen haben sich in der Nachrichtenbranche sehr große Schlagzeilen, große Überschriften (Headline), nicht ganz so große Zwischenüberschriften (Sub-Headline) und sog. Anreißer (Teaser) sowie Kurzzusammenfassungen (Summary) hilfreich eingebürgert. Auf diese Weise lassen sich Zeitungs- bzw. Magazin-Seiten schnell überfliegen oder interessante Social-Media- und Blog-Beiträge an- bzw. wegklicken. Entweder „Klingt interessant – weiterlesen!“, oder *Gähn – umblättern/wegklicken! Wie wohl allen, die aus beruflichen Gründen auf regelmäßige Zeitungs- und Magazin-Lektüre angewiesen sind, erweisen Überschriften also einen Bärendienst.

Cicerone oder Koberer?

Meine Erfahrung dabei: In seriös recherchierenden und nüchtern schreibenden Medien wird mir beim Lesen mehr geholfen, als in manch hippen Blättern oder Social-Media-Kanälen, in den eher reißerisch und suggestiv formulierende „Heads“ oder „Subheads“ anzutreffen sind. Ganz zu schweigen von den vorwiegend in sozialen Medien anzutreffenden „Clickbaits“, also Klick-Köder, wie etwa: „Dieser 10-jährige Junge ist vor einem Monat im Urlaub bei einem Busunfall gestorben. Die Postkarte, die er seinen Eltern davor schrieb, ist herzzerreißend“ oder „15 Dinge, die Du kennen musst, wenn Du in Online-Meetings bestehen willst“. Derart barock anmutende Überschriften dienen also nur – wie der Name schon sagt – dem Ködern bzw. dem Verführen eine Seite anzuklicken. Diese Klickratenerhöhungsbemühungen erinnern mich eher an Gemüsehobel- und Aalverkäufer auf dem Hamburger Fischmarkt oder an Marktschreier, die kurz vor Marktschluss ihre Ware preisgünstiger anbieten. Das kann durchaus unterhaltend sein, die professionell bedingte Lektüre hält das jedoch nur auf. Also: weiterblättern, -klicken, -wischen – Weg damit!

Faktentrunkene Nüchternheit

Woran sind nun gute Überschriften oder Schlagzeilen zu erkennen? Ein Kennzeichen dafür: Der Inhalt des ganzen Artikels sollte nach Möglichkeit präzise und richtig auf den Punkt gebracht werden. Mehrdeutige und missverständliche Aussagen sollten ebenso vermieden werden wie Überschriften, die nicht das halten, was sie versprechen. Kurzfristig mag das funktionieren, aber auf Dauer ist auch schnell ersichtlich, dass damit nur Klickraten erhöht werden sollen. Mitunter gibt es aber auch Ausnahmen von dieser Regel. Die prominenteste: „Wir sind Papst!“ (Bild-Schlagzeile vom 20.04.2005 zur Papstwahl von Kardinal Joseph Ratzinger).