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„Wir brauchen Headshots von unserem Team.“ Eine klare Ansage, dachte ich, weil ich eine konkrete Vorstellung von Headshots habe. Doch Gott sei Dank habe ich hinterfragt, was mein Kunde wirklich will … Ein paar Tipps für Anfragen und das Briefing von Fotografen.

Als PR-Redakteur sind das Recherchieren, Schreiben, Abstimmen und Verbreiten von Texten meine Hauptaufgaben. Doch ab und an gibt es auch etwas anderes zu tun, zum Beispiel bald das Begleiten eines Foto-Shootings. Dieses Mal geht es um Personenfotos. „Wir benötigen ein Gruppenfoto und Headshots von unserem Team“, sagt die Marketingleiterin.

Gruppenfotos und Headshots – alles klar?

Während ich beim Gruppenfoto überlege, ob es nicht lieber mehrere sein sollten und ob eher die klassische Aufreihung wie bei Onkel Rüdigers Geburtstag gemeint ist oder Bilder von arbeitenden oder interagierenden Personen, schien mir die Aufgabenstellung bei den Einzelaufnahmen klar. Denn bei Headshots denke ich an querformatige, eng angeschnittene Kopf-Schulter-Portraits mit Blick in die Kamera – an den Foto-Stil, den Peter Hurley und sein Team bekannt gemacht haben. Ob dunkler oder heller Hintergrund, schmeichelndes oder eher kontrastreiches Licht, das kann man vor Ort zum Beispiel durch Lichtsetzung noch beeinflussen. Aber …

Über den Stil lässt sich (nicht) streiten

… gut, dass ich nachfrage, was für Fotos für welchen Zweck gewünscht sind. „Wie das von Mike* zum Beispiel“, erfahre ich. Der wurde allerdings im Hochformat vor einem verschwommenen blattgrünen Hintergrund fotografiert und ist bis zu den Ellenbogen abgebildet. „Für Speaker-Profile und LinkedIn oder die Veröffentlichung in Artikeln.“ Ich erahne einen Zielkonflikt, den es zu lösen gilt, denn Mikes Foto halte ich für kein perfektes LinkedIn-Profilbild. Der Job könnte daher auf mehrere Arten von Portraits hinauslaufen.

* Mike heißt in Wirklichkeit … anders eben

Welches Portrait passt wofür?

Damit Sie fürs nächste Shooting grob einordnen können, was in Frage kommt, zeige ich einige Portrait-Arten für verschiedene Einsatzzwecke auf:

Für LinkedIn- und andere Social-Media-Profile oder für ein Speaker-Portrait und die Kontaktfolie in der PPT-Datei sind Headshots ideal, allerdings mit etwas „Luft“ um die Person, so dass der Bildausschnitt (rund, quer, hoch) nachträglich festgelegt werden kann.

Mein Vorschlag: ein klassisches Portrait, Blick in die Kamera, neutraler Hintergrund. Wenn mich jemand nach meiner Meinung fragt, bei Männern gerne „Short Lighting“ oder Rembrandt-Stil mit weniger Kontrast als auf der verlinkten Website, bei Frauen je nach Geschmack zum Beispiel Butterfly Lighting (Mehr zur Lichtwirkung erfahren Sie im Video, das im Kastentext unten eingebunden ist).

Für Reportagen, Einblicke in die Arbeit, Homestory: Hier wirkt die abgebildete Person am besten im passenden Kontext, etwa dem Lebens- oder Arbeitsumfeld (Beispiel-Serie von Enno Kapitza, den ich in unserem Podcast interviewen durfte, und Portrait-Beispiel von Michael Freeman). Hier ist ein anlassbezogenes bzw. themenspezifisches Shooting (wird oft von der Redaktion selbst durchgeführt) am wirkungsvollsten.

Angenehmer Nebeneffekt: In einer vertrauten Umgebung sind die Fotografierten oft abgelenkt, geben sich lockerer und wirken somit authentisch.

Für Artikel und Interviews:

  • Bei Fotos zu Zitaten ein Headshot wie für Social-Media-Profile oder ein Interview-Foto (s.u.).
  • Für Interviews: Bilder mit Gestik und Mimik in realistischem Umfeld, etwa am Arbeitsplatz oder in einem Meeting-Büro, gerne auch mit Blick an der Kamera vorbei. Das erweckt den Eindruck, der Leser sei mit am Tisch. Bei Live-Interviews natürlich am besten Fotos parallel zum Gespräch erstellen (lassen), evtl. auch Over-the-Shoulder-Aufnahmen, um die interviewende Person einbeziehen.
    Ob gestellt oder live geschossen: Verschieden große Ausschnitte und Bilder mit Blickrichtung nach links und nach rechts planen, damit Layouter:innen die Fotos frei platzieren können. Links-rechts-Kombinationen sind auch bei den anderen Portraits willkommen.

Für die Website und Broschüren etc.: Hier sind verschiedene Optionen möglich und Ihr Layout-Team wird sicher Vorschläge für passendes Bildmaterial machen, zum Beispiel ein Headshot für ein Editorial oder das Foto zu einem Statement oder ein Portrait mit Reportagecharakter für Artikel über das Firmen-Know-how.

Wichtig: Die Bildsprache (Anmutung, Stimmung, Farbgebung etc.) sollten abgestimmt und harmonisch sein.

Mit einem Auftrag viele Bildvarianten erhalten

Wenn Sie ein Shooting in Auftrag geben, sollte es sich auch lohnen. Kommt der Fotograf / die Fotografin für einen halben, einen ganzen oder gar zwei Tage zu Ihnen, lassen sich oft mehrere Personen ablichten und mehrere Bildstile umsetzen. Nutzen Sie den Skaleneffekt – die Anfahrt und den Aufbau von Kameras und Licht müssen Sie ohnehin zahlen.

Was Fotografen und Fotografinnen wissen müssen

Um den Auftrag gut zu bündeln und eine gezielte Anfrage abzugeben, klären Sie zum Beispiel folgende Fragen:

  • Wer soll fotografiert werden (und haben Sie das Einverständnis dieser Personen)? Evtl. wollen Sie die überalterten Bilder der Geschäftsleitung auf einen neuen, einheitlichen Stil bringen oder Menschen aus verschiedenen Abteilungen des Werks fotografieren lassen?
  • Wofür kann ich die Bilder verwenden? Denken Sie dabei an Marketingmaterial, Website, PR, den Geschäfts- und Umweltbericht oder Messen und Kongresse.
  • Welche Wirkung möchte ich erzielen (freundlich oder dynamisch wirken, motivieren oder provozieren …)?
  • Welchen Stil bevorzuge ich? Kann ich Beispiele aus anderen Quellen präsentieren?
  • Wo und wann sollen / können die Fotos angefertigt werden?
  • Welche Corporate-Design-Vorgaben könnten oder müssen die Bilder für eigene Publikationen oder die Website erfüllen? (Ggf. Muster aussuchen.)
  • Brauchen Bilder „Luft“ rund um das Motiv für andere Anschnitte, Logo- oder Textplatzierung?
  • Kann und möchte ich eine Preispauschale mit dem Fotografen / der Fotografin vereinbaren?
  • Erhalte ich die uneingeschränkten Nutzungsrechte?

Mit den Antworten auf diese Fragen starten Sie gut gerüstet in das Gespräch mit potenziellen Fotografen. Erfahrene Dienstleister werden vermutlich weitere Informationen von Ihnen erbitten, damit sie ihr Angebot abgeben und ggf. ihren Einsatz vor Ort optimal planen können.

So maximieren Sie den Nutzen für Ihr Unternehmen

Um Ihren Nutzen zu steigern, denken Sie vor dem / beim Shooting auch an folgende Punkte:

  • Bei Portraits oder Fotos für Interviews etc.: Kleidung zum Wechseln, z.B. für legere und förmliche Portraits oder Headshots und Fotos „at work“. Dabei allzu modische Outfits vermeiden, damit die Bilder nicht zu schnell altern.
  • Eine(n) Visagist:in mit beauftragen – das kostet mehr, spart aber evtl. Zeit in der Nachbearbeitung. Und vielleicht mögen die Abgebildeten ihre Fotos lieber, wenn sie aus den unbearbeiteten Voransichten ihre Lieblingsbilder auswählen.
  • Mit auf korrekte Haltung und den Sitz der Kleidung achten – nicht alles lässt sich im Nachhinein gut ausbessern. Bei Fotos von Arbeiten achten Sie bitte auch auf den Hintergrund, das Tragen von Schutzkleidung, die Sichtbarkeit von Kundennamen etc.

Es liegt auf der Hand, dass dieser Text (und mein alter, nach wie vor aktueller Blogbeitrag zur Beauftragung von Fotografen) nicht jedes Wenn und Aber abdeckt. Aber vielleicht helfen Ihnen die Tipps dennoch bei der Vorbereitung.

Viel Erfolg vor und beim nächsten Portrait-Shooting!

Lichtsetzung für Portraits

Loop, Rembrandt und Butterfly Lighting – lassen Sie sich nicht verwirren. Wenn Ihr Fotograf diese Begriffe verwendet, meint er die Art der Lichtsetzung. Und dabei ist es egal, ob er mit ein, zwei oder drei Leuchten bzw. Blitzen arbeitet, denn hier geht es erst einmal um das Key Light, also das Hauptlicht. Im Video zeigt Pye Jirsa, was sich hinter den Begriffen verbirgt und welche Wirkung das Licht jeweils entfaltet.