In der Fortsetzung des Blogbeitrags zu fünf wirksamen Lebensregel, Glück zu mehren und Leid zu mindern, schauen wir uns heute die verbleibenden zwei Prinzipien an Lebensweisheit an. Grundlage ist auch hier der Vortrag „5 Rules to Follow as You Find Your Spark“ des Autors Simon Sinek.
Lebensweisheit zusammengefasst
Wir starten mit einer kurzen Zusammenfassung der im ersten Teil vorgestellten „Lebensweisheiten“: rücksichtsvolle Beharrlichkeit, verantwortungsvolle Selbstreflexion sowie aktive wie passive Hilfsbereitschaft.
1 – Go after the things you want
Die geltende Regel: Jeder sollte seine Ziele verfolgen, er darf dabei nur die anderen nicht daran (be)hindern, dasselbe zu tun. Anders ausgedrückt: Die Freiheit jedes Menschen endet immer dort, wo die Grenze des anderen beginnt.
2 – Maybe it is you
Hier ist die Regel einfach: Übernehme die Verantwortung für alle deine Handlungen und den daraus resultierenden Konsequenzen. Du darfst alles Lob der Welt auf dich verbuchen, solange du auch für deine Misserfolge geradestehst. Und wenn du Angst hast? Atme tief durch und mach es trotzdem.
3 – Take care
Die Welt ist zu gefährlich, um es immer und überall alleine zu schaffen. Und wer anderen hilft hat gute Chance, ebenfalls Hilfe zu bekommen. Wichtig: Um Hilfe zu bitten ist ein Akt von Mut und Stärke, nicht von Schwäche.
Lebensweisheit 4 – Always be the last to speak
Es gibt einen Namen, der in keiner Analyse großer Führungspersönlichkeiten fehlen darf: Nelson Mandela. Der südafrikanische Politiker ist ohne Zweifel ein weltweites Symbol universaler Führungsstärke. Schauen wir uns die kommunikativen Fähigkeiten des Friedensnobelpreisträgers genauer an, fällt eines besonders ins Auge: Timing. Gefragt nach seinen Lehrmeistern, nannte Mandela einst in einem Interview seinen Vater, einen Stammesführer der alten Schule. Ihn begleite Mandela als Heranwachsender regelmäßig zu „Tribal Meetings“, wobei ihm eine Eigenart seines Vaters besonders im Gedächtnis blieb: Er war stets der Letzte, der sprach.
Simon Sinek leitet daraus folgende These ab: Lerne nicht nur zuzuhören, sondern vor allem die Kunst, als Letzter zu sprechen. Was bedeutet das? Schauen wir uns die täglichen Besprechungen an, dann fangen viele Chefs und Abteilungsleiter schon an zu sprechen, noch bevor sie überhaupt sitzen – Sineks Meinung nach ein schlimmer Fehler. Anstatt alle Anwesenden von Anfang an mit Argumenten und Lösungswegen zu bombardieren, sollte ein guter „Leader“ nur kurz den Grund der Besprechung skizzieren und dann das Wort abgeben. Also:
- Nicht: Hier ist das Problem. Das wäre meine Lösung. Was denkt Ihr darüber?
- Sondern: Hier ist das Problem. Das sollten wir zusammen angehen. Was denkt Ihr dazu?
Die Vorteile der veränderten Kommunikationsfolge liegen auf der Hand: Jeder Teilnehmer hat das Gefühl, tatsächlich etwas zur Lösungsfindung beizutragen und nicht nur Zaungast der Chefshow zu sein. Und auch ziemlich gut: Der Chef kann sich in Ruhe alle Lösungsvorschläge anhören und ggfs. darauf aufbauend seinen eigenen Vorschlag anpassen bzw. ausrichten.
Die Lebensweisheit: Behalte deine Meinung bis zum Schluss für dich. Wenn du den anderen zustimmst, nicke nicht. Wenn du anderer Ansicht bist, schüttle nicht voreilig den Kopf. Erlaubt sind Fragen, um die Aussagen und Argumente der Kollegen besser zu verstehen. Es geht nicht nur darum, was jemand sagt, sondern warum er es tut und an welchem „Ort“ er dabei steht. Erst dann ist es an der Zeit, selbst zu sprechen. Das ist perfektes Timing.
Lebensweisheit 5 – Know your worth
Es war einmal ein wichtiger, kluger und gebildeter Mann, der in einer großen Firma arbeitete. Er war geladen, auf einer wichtigen Konferenz zu sprechen. Man bot ihm an, Business Class zu fliegen, in 5 Sterne Hotels zu schlafen und am Tag der Veranstaltung mit einer Limousine abgeholt zu werden. Nach all diesen Annehmlichkeiten bot man ihm kurz vor Beginn seines Vortrags noch einen Kaffee in einer feinen Porzellantasse an. Der Vortrag wurde natürlich ein voller Erfolg.
Im folgenden Jahr war dieser Mann nicht länger in der wichtigen Firma beschäftigt, eine wichtige Position hatte er auch keine mehr, doch die Konferenzveranstalter luden ihn trotzdem wieder ein – schließlich war er immer noch sehr klug und gebildet. Seine Wichtigkeit war jedoch in den Augen der anderen deutlich geschrumpft. Und so flog er in der Holzklasse, schlief in einem Motel und fuhr mit dem Taxi (welches er selbst bezahlte) zum Ort des Geschehens. Dort angekommen, fragte er nach einem Kaffee – ein Produktionsassistenz wies auf den Kaffeeautomat in der Ecke. Als sein Vortrag schlussendlich begann, wich der kluge Mann von seinem Vortrag ab und hielt seinen Pappbecher mit Kaffee in die Höhe. Als das Publikum nicht reagierte, erzählte der Mann von seinen Erlebnissen. Seine Schlussfolgerung: Die Porzellantasse war nie für mich bestimmt, sondern für die wichtige Position, die ich bekleidete. Mir persönlich steht in den Augen anderer der Pappbecher zu. Hm. Und was heißt das nun? Mit einer guten Aus- und/oder Weiterbildung sowie etwas Glück, erreicht so mancher von uns beruflichen Erfolg. Manche werden sogar berühmt oder machen ein Vermögen. Und je offensichtlicher dieser Erfolg zu Tage tritt, umso freundlicher werden die Menschen, die einem begegnen. Sie sind aufmerksam, bemüht und betont hilfsbereit. Man bekommt Geschenke, die kein anderer bekommt und die Tanzkarte auf dem Ball der Eitelkeiten ist besonders gut gefüllt. Leider steckt einfach überall im Leben der Teufel im Detail. Denn all diese Gesten, Aufmerksamkeiten und Sonderbehandlungen sind nicht der Person gewidmet, sondern:
- dem Geld, das sie hat
- dem Einfluss, den sie ausübt
- den Möglichkeiten, die sie eröffnen kann
Die Lebensweisheit: Sei dankbar für all die Komplimente und Zuwendungen, doch denke stets an den Pappbecher. Die meisten Menschen meinen nicht dich, sondern die Möglichkeiten, für die du stehst und von denen sie profitieren könnten. Macht und Bescheidenheit sollten in einem ausgeglichenen, stabilen Verhältnis zueinander wachsen. Sonst kann der Wechsel von Porzellan zu Pappbecher sehr schmerzhaft sein – und dass dieser Wechsel von jedem Menschen mindestens einmal im Leben vollzogen wird, steht außer Frage.
Es gibt durchaus Menschen, die mit Eulenaugen hinter die Fassade sehen und besondere Klugheit erkennen. Von solchen Menschen bekommt man immer eine Porzellantasse. An der Spitze dieser Fangemeinde sollte man übrigens immer selbst stehen. Und noch etwas: Warme Cola schmeckt in der teuersten Tasse genauso mies, wie in einem Becher!
Wenn ich es recht bedenke, ist es mir ziemlich egal, welches Material der Becher hat. Hauptsache der Kaffee ist lecker und mein Kind gibt mir ein Küsschen auf die Nase.
Herzliche Grüße
Monika Nyendick
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