Nachbericht zum 31. Deutschen Logistik-Kongress des BVL, Berlin
Vortragsreihe „Versorgung von Ballungsräumen“ am 23.10.2014
„Komplexität, Kosten, Kooperation“ – Schon das Motto des 31. Deutschen Logistik-Kongresses in Berlin lässt vermuten, dass Logistik-Konzepte heutzutage nur dann Erfolg haben, wenn die Akteure miteinander in den Dialog treten und gemeinsam an Lösungen arbeiten. Wir haben am 23. Oktober den bedeutendsten Fachkongress der Branche besucht, der jährlich von der Bundesvereinigung Logistik (BVL) im Intercontinental-Hotel veranstaltet wird (www.bvl.de/dlk). Wie viel eine funktionierende Logistik mit guter Kommunikation zu tun hat, wurde besonders am Beispiel der City-Logistik deutlich. Im Rahmen der Vortragsreihe „Versorgung von Ballungsräumen“ überzeugten vor allem der Beitrag von Siemens und das mit Spannung erwartete Referat der Verkehrsplanerin der Stadt Paris.
„Städte sind für rund 70 Prozent des Energieverbrauchs und rund 80 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich“, skizzierte Infrastruktur-Expertin Dr. Padideh Moini Gützkow von der Siemens AG Berlin die größte Herausforderung einer nachhaltigen Stadtentwicklung. Gleichzeitig zeige die Siemens-Studie „Megacity Challenges“, dass der Transport mit 27 Prozent der attraktivste Bereich für Investoren sei – weit vor dem Umweltschutz mit nur 5 Prozent. Dass beides über eine gute Endkunden-Kommunikation Hand in Hand gehen kann, verdeutlichte die Referentin am Beispiel der „Integrierten Mobilitätsplattform“ (IMP), die Siemens für Berlin entwickelt hat. Dieses IT-Instrument, für den Endkunden als App verfügbar, ermöglicht die intelligente Verknüpfung sämtlicher Verkehrsträger. Das Tool verbindet die Infos über Park & Ride-Standorte mit Echtzeit-Infos für den ÖPNV samt Ticketing und Reservierung. Es zeigt via GPS zudem Car-Sharing-Fahrzeuge und Leih-Fahrräder sowie weitere Infrastruktur wie Elektro-Tankstellen an. Im Ergebnis führt dieses Projekt laut Dr. Gützkow zu einem Anstieg der ÖPNV-Nutzung in der Hauptstadtregion um 21 Prozent – inklusive einer entsprechenden Umweltentlastung.
Vielversprechende Ansätze für eine bessere Versorgung und gleichzeitige Entlastung von Ballungsräumen präsentierte auch Sylvaine Benjamin, Leiterin Urbane Logistik des Verkehrsdezernats der Stadt Paris. Mit über 300.000 Lieferungen und Abholungen pro Tag im City-Gebiet leidet die französische Hauptstadt am extrem starken Verteiler-Verkehr. Dementsprechend hoch ist der Leidensdruck, so dass Paris nach dem Prinzip „fordern und fördern“ bereits 2006 mit einer Logistik-Charta und einer Vielzahl an Einzel-Maßnahmen zum Befreiungsschlag ausgeholt hat. Unterschrieben wurde diese Charta laut Verkehrplanerin Benjamin von 80 Institutionen und Unternehmen. Zentraler Bestandteil sei der regelmäßige Austausch und Dialog zwischen Behörden und Logistikfirmen in einem „Operational Monitoring Committee“, um konkrete Ziele festzulegen und umzusetzen.
Dabei sind die Auflagen der Stadt sehr streng: So ist zum Beispiel die Anlieferung mit dieselgetriebenen Nutzfahrzeugen bestimmter Größe stundenweise komplett verboten. Daneben gibt es weitere Regularien, etwa beim nächtlichen Lärmschutz mit einer 60 Dezibel-Obergrenze für Nutzfahrzeuge in sogenannten PIEK-Zonen. Auf der anderen Seite fördert die Stadt laut Sylvaine Benjamin die Verkehrsträger Binnenschiff, Bahn und alternative NFZ-Konzepte – so zum Beispiel gasbetriebene oder Elektro-Fahrzeuge. Paris biete zudem ein eigenes Carsharing-Konzept mit E-Autos und halte citynahe Logistikflächen im Bauleitplan vor. Und diese Doppelstrategie aus Fordern und Fördern zeigt offensichtlich Wirkung: Gerade im Bereich der leichten und mittelschweren Nutzfahrzeuge bieten französische Hersteller mittlerweile eine große Bandbreite an Elektro- und Gas-Lkws, die von Logistikern und Händlern im Großraum Paris zunehmend eingesetzt werden (siehe Bild).
Die Bewegung bei Industrie und Handel tut Not, denn bei den Förderprogrammen und städtischen Angeboten setzt Paris darauf, dass der Handel diese in eigenen Projekten aufnimmt sowie umsetzt und sich dialogbereit zeigt. Die Ziele für die nächsten Jahre sind ambitioniert: So will Paris zum Beispiel bis 2020 durchsetzen, dass 100 Prozent der Anlieferungen im Innenstadtgebiet mit Nutzfahrzeugen ohne fossilen Diesel-Antrieb erfolgen. Ein Ziel, das nur mit Fordern und Fördern funktioniert – und im kontinuierlichen Dialog der relevanten Beteiligten.
Der fachliche Austausch untereinander und die Kommunikation der Logistik-Branche nach außen sind auch die Ziele des Deutschen Logistik-Kongresses. Unter den 3.000 Teilnehmern war die gesamte Bandbreite dieses Wirtschaftssektors vertreten – von Start-Ups wie dem Elektro-Lkw-Hersteller „E-Force-One“ bis zu den Vorständen von Dax-Unternehmen wie Deutsche Post und Lufthansa. Logistik und Kommunikation – das funktioniert in Berlin sehr gut. Ich freue mich schon auf den nächsten Kongress. In diesem Sinne: See you @ #DLK15!
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