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Jetzt hat auch die Deutsche Umwelthilfe das Thema für sich entdeckt: Sie überzieht Unternehmen, die mit dem Begriff „klimaneutral“ werben, mit Prozessen wegen Irreführung und falscher Werbeversprechen. Im Mittelpunkt steht dabei der Ausgleich von CO2-Emissionen durch den Kauf und die Stilllegung von CO2-Zertifikaten, mit denen weltweit Projekte finanziert werden, die zum Klimaschutz beitragen. Doch ist diese Klagewelle wirklich zielführend?

Bereits 2007 haben wir uns als erste PR-Agentur Deutschlands mit dem Siegel „klimaneutral“ schmücken dürfen. Auslöser waren damals erste Kundenprojekte zum Klimaschutz und die Pressearbeit für Climate Partner – damals noch ein Start-up, heute einer der großen Player im Geschäft mit Klimaschutzlösungen für Unternehmen. Die Idee war und ist einfach: Wir vermeiden oder reduzieren CO2-Emissionen, die durch unsere Geschäftstätigkeit entstehen, wo immer es geht. Nur was übrig bleibt, gleichen wir durch den Kauf und die Stilllegung von CO2-Zertifikaten aus.

Im Jahr 2007 waren dies knapp 52 Tonnen CO2. Sie stammten aus dem Energieverbrauch für Strom und Heizung, aus dem Papierverbrauch und aus der Mobilität, also allen Dienstreisen mit dem Auto, der Bahn oder dem Flugzeug – alles in einer CO2-Bilanz erfasst. Diese Emissionen wurden durch die Investition in ein indisches Windkraftprojekt ausgeglichen. Ein Projekt, das ohne die zusätzlichen Mittel damals wohl nicht realisiert worden wäre. Aber schon damals war uns klar: „Klimaneutralität ohne weitergehende Maßnahmen zur Vermeidung oder Verminderung von CO2-Emissionen ist nichts anderes als Ablasshandel“, so das Originalzitat aus der Pressemitteilung zu unserer ersten CO2-Bilanz.

EMAS: Umweltmanagement mit System

Gerade weil wir das Thema sehr ernst nehmen, haben wir uns gemeinsam mit unserem Partner Projekt:Agentur die Mühe gemacht, ein Umweltmanagementsystem nach EMAS aufzubauen und zertifizieren zu lassen – übrigens als erste PR- und Werbeagenturen Europas. Kern dieses Managementsystems war nicht nur die saubere Erfassung aller Einflussfaktoren und Mengen in Sachen Klima, sondern auch was Themen wie Arbeitsschutz oder Umweltgefährdung angeht. Noch wichtiger war die Definition von Zielen: Mit EMAS sollte das Unternehmen immer besser werden und vor allem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter motivieren, die Entwicklung aktiv mit voranzutreiben.

Dazu haben wir von Anfang an Maßnahmen definiert und kommuniziert, wie in unserer Pressemitteilung von 2008: „Dienstreisen werden zum Beispiel immer so klimafreundlich wie möglich durchgeführt. Dazu hat Press’n’Relations alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit einer Bahncard ausgestattet. Auto oder Flugzeug kommen nur dann zum Einsatz, wenn die Anreise mit der Bahn zu lange dauert oder das Reiseziel abseits der Bahnlinien liegt. Auch der Stromverbrauch konnte durch das konsequente Abschalten von Geräten nach Arbeitsende, die Vermeidung von Stand-by und den Einsatz von Energiesparlampen reduziert werden.“ Auch der damals noch enorme Papierverbrauch stand im Fokus.

Wir wurden immer besser

2016 und zwei EMAS-Rezertifizierungen später waren unsere CO2-Emissionen auf 33 Tonnen gesunken. Doch die Reduktionwerte wurden mit der Zeit immer kleiner, denn unser Agenturteam war sich der eigenen Klimaziele bewusst und entsprechend aktiv. So reduzierte sich natürlich auch der Betrag für die Kompensation, der in diesem Jahr einem Wasserkraftprojekt in Renun, Indonesien, zugute kam, obwohl wir die CO2-Menge immer mindestens 10 Prozent höher als gemessen angesetzt hatten. 

Der Aufwand für die EMAS-Rezertifizierung war entsprechend im Vergleich zum Nutzen so gering geworden, dass wir schließlich ganz darauf verzichtet haben.

Unseren letzten großen Klimabericht erstellten wir schließlich 2022: „Demnach beliefen sich die Treibhausgasemissionen von Press’n’Relations im Jahr 2021 auf insgesamt 21.825 Kilogramm. Das entspricht in etwa dem Jahresausstoß von drei Europäern – im Vergleich zu einem 18-köpfigen Team also mehr als überschaubar“, hieß es in der Presseaussendung. Mit der Kompensation sollte damals der Bau des Wasserkraftwerks Matebe im Osten der Demokratischen Republik Kongo unterstützt werden. Dort liegt der Virunga-Nationalpark mit der größten Artenvielfalt Afrikas. Mit der aktiven Unterstützung des Projekts leistet das Unternehmen einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt und zur Förderung nachhaltiger und sauberer Energie für die lokale Bevölkerung. 

Wie geht es weiter?

Seitdem sind wir nicht mehr „klimaneutral“ unterwegs. Aber das Ziel „Klimaneutralität“ treibt uns weiter an. Unser Fuhrpark ist inzwischen komplett elektrifiziert, wir heizen mit Fernwärme und beziehen ausschließlich regenerativ erzeugten Strom – inzwischen auch aus unserer eigenen Mini-PV-Anlage auf der Dachterrasse. Unser Papierverbrauch tendiert gegen Null, die meisten Prozesse, bei denen Papier noch eine Rolle spielte, haben wir bereits im Jahr vor Corona digitalisiert. Aber: Wir setzen auch immer mehr KI-Tools ein, wahre Stromfresser. Und ob die zugehörigen Rechenzentren komplett mit Ökostrom versorgt werden oder nicht, lässt sich kaum nachvollziehen.

Durch die Beschäftigung mit Klimaneutralität sind wir jedoch als Unternehmen gewachsen und haben unsere Verantwortung, etwas gegen den Klimawandel zu tun, sehr ernst genommen. Und wir sind dabei so weit gekommen, wie es für eine PR-Agentur möglich ist.

Werbung mit Klimaschutz ist keine Sünde!

Deshalb halte ich auch den pauschalen Rundumschlag, wie ihn die Deutsche Umwelthilfe jetzt macht, für problematisch. Denn wenn die Klagen erfolgreich sind, werden viele Unternehmen ihre Anstrengungen zurückfahren. Allein schon aus Angst, verklagt zu werden. Natürlich bleibt es bei unserer Feststellung aus dem Jahr 2008, dass Klimaneutralität ohne weitergehende Maßnahmen zur Vermeidung oder Minderung von CO2-Emissionen nicht mehr als ein Ablasshandel ist und die schwarzen Schafe dafür zur Verantwortung gezogen werden müssen. Aber liebe Umwelthilfe: Es wäre schon gut, wenn man sich die Unternehmen im Ganzen genauer anschauen würde, bevor man vor Gericht zieht. Denn wenn diese Unternehmen versuchen, den Klimaschutz insgesamt zu verbessern, dann sollten sie das auch dürfen. Es stünde euch dann auch gut an, dies auf euren Web-Seiten entsprechend zu würdigen.