Wir leben in grünen Zeiten. Wirklich! Denn auch wenn die Städte vielfach im Verkehr ersticken und der Flächenverbrauch weiter zunimmt, gibt es gute Nachrichten zu vermelden. Immer öfter liest man von „Green Building“, „Green Logistics“, „Green Production“ und anderen Umweltschutz-Ansätzen. Die Frage ist: Halten diese Labels, was sie versprechen? Ich persönlich werde einfach das Gefühl nicht los, dass so manches Unternehmen nur auf der grünen Welle reiten will.
Was das mit uns zu tun hat? Oft kommen Kunden auf uns zu und „haben da ein Umweltthema“, zu dem sie gerne eine Pressemitteilung verschicken würden. So weit, so gut. Aber hat das wirklich Neuigkeitswert? Wenn das Produkt nicht zu 100 Prozent recyclebar oder die Photovoltaik-Anlage bewiesenermaßen nicht die größte in der Region ist, lautet die Antwort eindeutig Nein.
Auch die Installation einer Wärmepumpe ist – Sie ahnen es schon – keine Pressemeldung wert. Als Berater prüfen wir ganz genau, ob es sich um eine wirklich herausragende Umweltschutz-Maßnahme handelt oder nur um simples – manchmal vielleicht unbeabsichtigtes – „Green Washing“. Zu unserer Beratungsleistung gehört dann auch, dass wir dem Verantwortlichen im Unternehmen ganz schnell wieder ausreden, sich mit diesem Umweltprojekt in der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Wie wir beurteilen können, was wirklich relevant ist und was nicht? Wir begleiten einige Kunden aus den Bereichen Erneuerbare Energie, Gebäudetechnik und Umwelttechnik seit vielen Jahren, lesen, diskutieren und schreiben über diese Themen – manche von uns täglich. Dabei sammelt man ganz nebenbei auch eine Menge Experten-Wissen.
Das allein hat uns aber irgendwann nicht gereicht. Wir wollten mehr: Wir wollten es selbst ausprobieren, was es bedeutet „zehn Prozent Strom jährlich“ einzusparen. Einfach ein Gefühl dafür bekommen, wo wir stehen, welche Umweltauswirkungen unsere tägliche Arbeit wirklich hat und was wir tun können, um diese zu begrenzen. Sprich Umweltschutz tagtäglich zu leben.
So fiel im Jahr 2007 die Entscheidung, dass die Press’n’Relations und unsere Schwesterfirma Projekt:Agentur ein Umweltmanagement nach EMAS (Eco-Management and Audit Scheme) einführen. Das ist eine Selbstverpflichtung, nach vorgegebenen Standards (der EU) zu arbeiten, sich messbare und nachprüfbare Umweltziele zu setzen, und sich regelmäßig von einem unabhängigen Gutachter überprüfen zu lassen. Als Lohn für die Mühen gibt es das EMAS-Siegel, das Sie auf verschiedenen Elementen unseres Außenauftritts bewundern können.
Das ganze funktioniert ähnlich wie ein Qualitätsmanagement-System (zum Beispiel ISO 9001). Sprich: Bestandsaufnahme, Ziele setzen, Maßnahmen umsetzen und die Erfolge kontrollieren, ganz im Sinne des berühmten „kontinuierlichen Verbesserungsprozesses“. Und das machen wir auch: Seit 2008 arbeiten wir nach EMAS – mit nachweisbaren Erfolgen. Im Jahr 2011 und zuletzt im Juli 2013 wurden wir von einem unabhängigen Gutachter überprüft und haben diese Audits bestanden.
„Was bringt denn das außer ein bisschen Image-Wirkung?“ werden sich einige vielleicht fragen. Es bringt in der Tat viel mehr als „wir sind jetzt auch grün“. Was ich als Umweltbeauftragter in den letzten fünf Jahren hier erlebt habe, ist ein echter Bewusstseinswandel im Betrieb. Beispiele? Wir sparen jährlich hunderte Liter an Kraftstoff, seit alle Mitarbeiter eine Bahncard besitzen und aktiv nutzen. Wir sparen Strom, denn jeder achtet auf seinen Energieverbrauch (und das System der sozialen Kontrolle ist unheimlich effektiv: „Licht aus, es ist hell genug!“). Aber auch bei „Kleinigkeiten“ wie dem Papierverbrauch haben wir große Fortschritte erzielt: 2008 starteten wir mit 120.000 Blatt Papier jährlich. 2012 sind wir bei einem Jahresverbrauch von rund 50.000 Blatt Papier angekommen (und nebenbei haben wir auf 100-prozentiges Recyclingpapier umgestellt). Macht 70.000 Blatt weniger pro Jahr. Das sind 140 Packen Papier zu je fünf Zentimetern Höhe. In Summe ergibt das einen sieben Meter hohen Papierturm, den wir jährlich einsparen. EMAS bringt also tatsächlich etwas für die Umwelt, wir senken unsere Kosten – und das validierte Siegel ist nebenbei auch noch gut für die PR.
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