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Februar 2020 in Ulm. Press’n’Relations sucht ein neues Poolfahrzeug mit folgenden Eigenschaften: Maximal umweltfreundlich soll es sein, bezahlbar und vom Raumangebot mehr zulassen als einen Redakteur mit Laptop. Nach Auswertung unserer gefahrenen Strecken – und den hervorragenden Erfahrungen, die unser Chef seit November 2019 mit seiner elektrisch angetriebenen Katze gemacht hat – fiel die Entscheidung zugunsten der E-Mobilität. Was wir uns nicht vorstellen konnten: Wie schwierig es im Jahr 2020 tatsächlich ist, ein vernünftiges Modell auf dem deutschen Markt zu finden!

Erinnern Sie sich? 2013 bekräftigte unsere Kanzlerin während einer internationalen Konferenz zum Thema E-Mobilität in Berlin noch, dass im Jahr 2020 eine Million E-Autos auf Deutschlands Straßen unterwegs sein sollen. Gut, fast ein Zehntel davon fahren schon. Seien wir mal nicht so streng mit unserer Regierung, denn schon viele tolle Pläne wurden bekanntlich von der Industrie unterwandert. So auch in diesem Fall: Die Performance der deutschen Automobilkonzerne im Bereich Elektromobilität ist schlicht und ergreifend unterirdisch. Von Anfang an bestand offensichtlich keinerlei Interesse daran, Bewährtes zu ändern – ganz nach dem Motto „Never touch a running system“. Natürlich hat man sich nach der „European Green Cars Initiative“ der Europäischen Union (2008) gegenseitig mit tollen Concept Cars in Genf, Frankfurt oder Detroit übertrumpft. Kurzer Blick in die reale Welt: Mit dem Roadster brachte Tesla 2008 das erste elektrische Serienfahrzeug der Welt auf den Markt.

Bayern: enttäuscht

Die Ingolstädter präsentierten immerhin 2009 auf der IAA den e-tron als Studie. Schon zehn Jahre später, nämlich im März 2019, war Verkaufsstart. Man hat sich also richtig Mühe gegeben, die E-Mobilität möglichst schnell umzusetzen. In München gründete man 2010 die Submarke BMW i und präsentierte auf der IAA 2011 das Modell i3 Concept. Da war mit dem Lexus CT200h längst der erste Vollhybrid auf den Straßen in ganz Europa angekommen. Zwar startete BMW schon zwei Jahre später den Verkauf des i3, die Hybridmodelle hingegen enttäuschen bis heute. Davon konnten wir uns selbst überzeugen: Das von uns getestete Modell 225xe hat eine elektrische Reichweite von 50 Kilometern – so sagte jedenfalls der Verkäufer. Nach einer Nacht in der Garage des Chefs und mit einer vollen Batterie zeigte das Display an, dass 26 Kilometer Fahrspaß vor uns liegen. Leider waren davon nur noch 19 übrig als er im Büro ankam. Zur Info: Selbst wenn er die längere Strecke wählt, beträgt die Entfernung von zuhause in die Magirusstraße nur etwas über drei Kilometer.

Die Bilanz aus dem Westen: gemischt

Das haben sogar die Rüsselsheimer besser hinbekommen. Damals noch Tochter des amerikanischen Konzerns General Motors, präsentierten die 2009 in Genf den Ampera. Der kleine Hybrid war von 2012 bis 2016 verfügbar und kam im Elektromodus auf Reichweiten von bis zu 80 Kilometern. Abgelöst wurde er dann von der vollelektrischen Version, die nun auch schon vier Jahre ziemlich unauffällig herumdüst. Aus Wolfsburg hingegen sah man jahrelang schicke Studien auf den Autoshows dieser Welt, aber sonst hörte man nicht viel zum Thema E-Mobilität. Bis man im Mai 2019 mit einem Riesenknall ein „Pre-Booking“ für das auf 30.000 Stück limitierte Modell ID.3 eröffnete. Ab April 2020 können Kunden das Fahrzeug auch bei ihrem Händler bestellen. Leider haben die Verkäufer – drei Monate vor Verkaufsstart – auch nicht mehr Informationen über den ID.3 als im Internet zu finden sind.

Die Schwaben: schon immer besonders

Noch langsamer kam man nur noch in Stuttgart aufs Pferd: Nachdem der smart bereits seit 2007 vollelektrisch zur Verfügung steht, hatte man dort wohl vergessen, wo die Baupläne für die E-Autos liegen. Seit Februar kann der Mercedes EQC endlich bestellt werden. Die Lieferzeiten sind leider unbekannt und auf den Preis möchte ich hier gar nicht erst eingehen. Und was machen eigentlich die Nachbarn aus Zuffenhausen? Die stellten auf der IAA 2015 die Fahrzeugstudie Mission E vor. Ende 2019 haben sie mit der Auslieferung des Taycan begonnen. Obwohl das Schwabenland eine grüne Regierung hat, fremdelt man dort noch mit der E-Mobilität.

Warum unsere Automobilindustrie den Zug verpasst hat, kann ich nicht beurteilen. War es Arroganz, weil man so erfolgsverwöhnt war? Wollten die Manager abwarten, ob es sich nur um einen Hype handelt? Oder wollten sie das ganze Theater um die E-Mobilität einfach nur aussitzen? Was immer auch der Grund ist: Der Plan ging nicht auf. Denn die Welt hat sich in den letzten zehn Jahren verändert – und mit ihr die Verbraucher. Die suchen mittlerweile nach umweltfreundlichen, nachhaltigen und günstigen Alternativen. Und wo kommt unser künftiges Poolcar nun her? Mit ziemlicher Sicherheit aus Asien, genauer gesagt aus Korea. Denn von dort kommen derzeit die einzig lieferbaren E-Autos aus dem mittleren Preissegment mit einer Reichweite von mehr als 400 Kilometern.


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