Alle 30 Sekunden poppt neuer Content auf: Musik und bewegte Bilder wechseln sich mit Memes und Nachrichten ab. Dazwischen mischen sich Push-Benachrichtung von WhatsApp und dem Mail-Programm. Wer noch nie in der sogenannten Doom-Scrolling-Falle gelandet ist, dem gebührt mein ganzer Respekt. Social Media lassen die Gedanken in unserem Gehirn hin und her springen wie Maiskörner in einer Popcorn-Maschine. Womit wir beim “Popcorn Brain” wären. So nennt der Wissenschaftler David Levy das psychologische Phänomen, wenn sich unser Gehirn an die ständige Reizüberflutung der digitalen Welt gewöhnt hat.
Zucker fürs Hirn
Doch was passiert denn im Gehirn tatsächlich? Die Schaltzentrale in unserem Kopf beginnt dieses immense Tempo einfach nachzuahmen, die Körner also konsequent poppen zu lassen – leider eben auch, wenn wir nicht wild am Mobiltelefon scrollen. Schuld daran ist der Botenstoff Dopamin, das Fundament des Belohnungssystems im Gehirn. Immer, wenn wir einen Erfolg erzielen oder an etwas Vergnügen haben, wird Dopamin ausgeschüttet – und das liebt unser Hirn. Und weil die sozialen Medien Algorithmen nutzen, die uns immer mit genau dem unterhalten, was uns interessiert und Spaß macht, ist unser Dopamin am Sprudeln. Das Dumme: Studien zeigen, dass sich dies auf lange Sicht auf unsere Konzentrationsfähigkeit auswirkt. Irgendwas ist ja immer …
Die Folgen
Aktuell gibt es noch nicht genügen Daten, um mit absoluter Sicherheit sagen zu können, wie stark und dauerhaft die Auswirkungen dieser „Überzuckerung“ unseres Gehirns sein werden. Soviel ist jedoch schon klar: Längere Aufenthalte in hochgradig stimulierenden digitalen Umgebungen können die kognitiven Funktionen beeinflussen. Das ist zum einen eine gute Nachricht, denn es bedeutet, dass unser Gehirn in der Lage ist, mit den Herausforderungen der digitalen Welt umzugehen. Wenn die Neuronen jedoch konstant auf Highspeed unterwegs sind wie ein Formel-1-Bolide auf der Rennstrecke, gerät eine wichtige Fähigkeit in den Hintergrund: Den Fokus auf eine bestimmte Sache über einen längeren Zeitraum zu halten. Das bedeutet: Ein dickes Buch zu lesen wird ebenso schwierig wie die Konzentration am Arbeitsplatz oder die Unterhaltung am Abend. Es geht dann einfach alles zu langsam.
Der Entzug
Was also tun, damit wir nicht alle irgendwann wie zerstreute Professoren durch die Gegend wandeln? Zunächst einmal sollte es nur ganz bestimmte Zeiten für das Abrufen von E-Mails, die sozialen Medien und das Surfen im Internet geben. Das reduziert den ständigen digitalen Konsum. Zudem sollte das Gehirn aktiv darauf trainiert werden, die Konzentration über einen längeren Zeitraum aufrecht zu halten – eben nicht sofort auf die E-Mail schauen, die am Rechner aufpoppt, sondern bei der Tätigkeit bleiben, mit der man gerade beschäftigt ist. Achtsamkeit zu üben und sich eine Meditations-Praxis anzueignen hilft ebenso. Das beste Mittel gegen ein Popcorn-Brain ist immer noch der kalte Entzug – man nennt es auch Digital Detox. Die konsequente Trennung von der digitalen Welt in regelmäßigen Abständen und über einen möglichst langen Zeitraum. Endlich kann das Gehirn ausruhen.
Das Beitragsbild wurde mithilfe der KI, genauer mit dem Programm „Cartoonize yourself“, erstellt.
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