„Was bitte hat ein Sack voller Walnüsse mit Bindestrichen zu tun?“, werden Sie sich vielleicht fragen. Erstens müssen wir ohne Bindestriche beim Lesen manchmal eine harte Nuss knacken, und zweitens dienen die abgebildeten drei Kilo-Säcke als Einstimmung zu einem Beispiel von Wolf Schneider, welches die Sinnhaftigkeit – besser: die Notwendigkeit – von Bindestrichen an sackähnlichen Behältnissen unterstreicht. Denn Schneider beklagt in seinem Buch „Gewönne doch er Konjunktiv!“ (2009 veröffentlicht im Rowohlt Taschenbuch Verlag, obwohl mir Taschenbuch-Verlag sinnvoller erscheint):
„… ziemlich rar geworden ist die Fähigkeit, zu unterscheiden zwischen Zwei-Kilo-Tüten (d.h. Tüten, in die zwei Kilo passen), zwei Kilo-Tüten (d.h. zwei Tüten, in die je ein Kilo passt) und zwei Kilo Tüten (d.h. Tüten von nicht genannter Größe, die zusammen zwei Kilo wiegen).“
Ist das noch Englisch oder schon Deutsch?
Auch bei den Wörtern Hoch-Zeit und Hochzeit ist schnell klar, warum der Bindestrich sinnvoll und nötig ist. Leider ist es aber nicht immer so offensichtlich, ob ein Bindestrich zu setzen ist. Ich selbst strauchele zum Beispiel öfters bei Anglizismen, die sich im Deutschen etabliert haben. So empfiehlt der Duden für Assetmanagement die Schreibweise Asset-Management. Meine Frau und Kollegin hat es beim Korrekturlesen entdeckt; ich wollte Asset Management wie im Englischen mit einem Leerzeichen dazwischen schreiben. Ich habe nicht einmal damit gerechnet, dass dieses Wort im Duden steht.
Klebstoff für Komposita
Bei den IT- und Technikthemen, mit denen wir von Press’n‘Relations uns häufig beschäftigen, sind Anglizismen (leider) an der Tagesordnung. Vom Smart Homes (laut Duden empfohlen ist übrigens: Smarthome!) ist da die Rede, von Embedded Systems, Routern oder Gateways. Die Falle lauert dort, wo diese englischen Begriffe mit deutschen oder eingedeutschten kombiniert werden. Zum Beispiel ist der Entwickler eines Embedded System ein Embedded-System-Entwickler – und kein Embedded System-Entwickler, das könnte als „eingebetteter Systementwickler“ missverstanden werden.
In der Marketingwelt finden sich ähnliche Beispiele. So ist die Schreibweise Social Media laut Duden ohne Bindestrich korrekt, was sich meiner Logik entzieht (s.o. Asset-Management; liegt es hier am Adjektiv social?), wer die sozialen Medien hingegen organisiert und deren Kanäle bespielt, ist Social-Media-Manager oder –Managerin. Die Kopplung mit dem kleinen Strich soll hier die Lesbarkeit steigern.
Ein kleiner Strich als Lesehilfe
Manchmal ist der Bindestrich aber eher Trennstrich und entfaltet seine Wirkung bei schwierig zu lesenden Komposita. Schneider nennt unter anderem den Halb-Eskimo und die Pop-Ikone als Beispiele. Durch den kleinen Strich werden wir daran gehindert, versehentlich Halbeskimo oder Popikone zu lesen. Auch wenn der erste Teil eines zusammengesetzten Wortes mit einem Vokal endet und der zweite Teil ebenfalls mit einem Vokal beginnt, kann der kleine Strich Hilfe leisten, etwa bei Auto-Antenne und Bio-Obst.
Durch meinen sprachlichen Fauxpas (nicht Faux pas, ich hab’s extra nachgeschaut) bei Asset-Management bin ich jedenfalls sensibilisiert und werde nun in Zweifelsfällen öfter den Duden zu Rate ziehen. Und kann ich das Wort oder die Wortgruppe dort nicht nachschlagen, hilft hoffentlich eine dieser Regeln weiter.
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