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Spätestens seit Thüringens Ministerpräsident Ramelow gezeigt hat, was einem Politiker bei einem zu unvorsichtigen Umgang mit den neuen Medien passiert, ist die Social Media-App „Clubhouse“ in aller Munde. Was war passiert? Ramelow war erst einen Tag Mitglied dieses Netzwerks und hat in der Talkrunde „Trash und Feuilleton“ mal so richtig aus dem Nähkästchen geplaudert: Bei Ministerpräsidentenkonferenzen gilt seine volle Aufmerksamkeit dem Spiel „Candy Crush“, unsere Bundeskanzlerin nennt er „Merkelchen“ und singen kann er auch – was er dann wohl unter Beweis gestellt hat. Dumm nur, wenn in so einer Runde ein Journalist anwesend ist und am nächsten Tag die gesamte Bundesrepublik an Herrn Ramelows – nennen wir es mal – Vorlieben teilhaben lässt. Uns über das Verhalten eines Politikers zu echauffieren, das können und kennen wir ja, aber viel interessanter ist doch die Frage: Was ist denn dieses Clubhouse?

Wer darf bei Clubhouse mitmachen?

Clubhouse ist wie ein Podcast, an dem sich das Publikum beteiligen kann. So etwas wie Twitter mit Ton, statt Text, oder WhatsApp ohne das lästige Tippen. Zum einen kann man es für Vorträge nutzen und zum anderen Gespräche mit mindestens zwei Personen führen. Die App kommt aus den USA und wurde von den ehemaligen Google-Mitarbeitern Paul Davison und Rohan Seth entwickelt. Aktuell steht Clubhouse nur für iOS-Geräte zur Verfügung, Android-Nutzer müssen sich also noch etwas gedulden. Ohnehin wird der Benutzerkreis bewusst exklusiv gehalten. Denn Clubhouse-Mitglied kann man nur durch Einladung werden. Das heißt: Nur wer von einem aktiven Nutzer eingeladen wird, kann mitreden. Doch auch diese Aktion ist streng limitiert. Nach der Registrierung stehen einem lediglich zwei der sogenannten „Invites“ zur Verfügung. Nimmt man dann an verschiedenen Gesprächen teil, belohnt Clubhouse dies mit zusätzlichen Einladungen. Eigentlich clever! Eine solch künstliche Verknappung hat schließlich den Effekt, dass nicht nur das Interesse enorm steigt. Vielmehr steigert es das Gefühl, man könnte etwas verpassen, wenn man nicht Teil dieser Social Media-Gruppe ist. Verstärkt wird der Hype dann zusätzlich durch die Promotion vieler Influencer und Stars – die natürlich bereits Mitglieder in Clubhouse sind. Dazu zählen unter anderem Prominente aus dem Fernsehen, wie Joko Winterscheidt oder Thomas Gottschalk, oder Politiker wie der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder oder unser aktueller Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Hoffen wir mal, dass Spahn sich nicht auch beim abendlichen Talk vergisst und Dinge preisgibt, die nicht für fremde Ohren gedacht sind.

Da wäre noch was: die Sache mit den Daten

Wer nun also zu den Glücklichen zählt, die eine Einladung zu Clubhouse erhalten, sollte eines bedenken: Die App benötigt, wie die meisten Social Media-Kanäle, den Zugriff auf die eigenen Kontakte. Zudem werden alle Gespräche aufgezeichnet. Die Entwickler geben zwar an, dass diese Mitschnitte gelöscht werden, sobald der Talk beendet ist, aber es gibt eine Ausnahme. Beschwert sich ein Gesprächs-Teilnehmer, wird die Aufzeichnung gespeichert und ausgewertet, um eventuelle Verstöße nachvollziehen und verfolgen zu können. Zumindest über störende Werbung müssen sich Clubhouse-Mitglieder nicht ärgern, denn die App ist komplett durch Investoren finanziert. Warten wir mal ab, ob das auch so bleibt, denn Clubhouse wächst stetig und wirkt durch seine „Türpolitik“ elitärer als andere Kanäle. Das wird sicher schnell das Interesse bei Konzernen mit großen Werbe-Etats wecken.


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