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Nun beginnt die Sommerferienzeit. Noch im letzten Jahr bedeutete das für Urlaubshungrige mit Fernweh kilometerlange Autobahnstaus, übervolle Züge und Flugzeuge. Dieses Jahr gestaltet sich das Urlaubverhalten aus bekannten Gründen eher innerhalb der jeweiligen Ländergrenzen und etwas zaghafter – von wenigen Ausnahmen im Norden bzw. auf Mallorca abgesehen. Denn schließlich hat Deutschland mit Ost- bzw. Nordsee und den dortigen Inseln bei weitem nicht soviel Küstenlinie wie Frankreich, Italien oder Spanien. Das kann dann durchaus etwas enger werden. Wobei die mallorquinische Touristenkörpernähe keine geografischen Ursachen hat, sondern wohl dem dort herrschenden Geist des Ortes geschuldet sein mag.

Journalisten nennen diese Spanne kurz Sommerloch oder Sauregurkenzeit. Der Grund: Nix los in Politik und Sport! Und dieses Jahr auch keine oder nur sehr wenige kulturelle Highlights in Salzburg, Bayreuth, Glyndebourne, Wacken, am Nürburgring, etc. Das ist die Zeit, in der sonst oft unbeachtete Themen an die Oberfläche der massenmedialen Berichterstattung schwappen. Ich erinnere mich noch lebhaft an die Exkursionen, auf die ich während meiner lokalredaktionellen Frühzeit geschickt wurde, um nach der dicksten Erdbeere oder dem größten Kürbis zu fahnden oder Interviews mit Eigentümern entflogener Sittiche oder entlaufener Katzen zu führen. Mitunter lieferte auch der tägliche Polizeibericht interessantes Futter zur Berichterstattung über Falschparker oder ungebührlich lärmende Schrebergartenfeiern. Nicht fehlen dabei dürfen die sog. Parlaments-Hinterbänkler und Sommerlochtiere. Diese tauchen zumeist im Sommer von Loch Ness bis in heimische Gefilde als Ungeheuer, Pumas, Killerwelse (2001), Anakondas, Leistenkrokodile (1994) oder Problembären (2006) auf. Allein durch ihre exotische Gegenwart sind ihnen Schlagzeilen sicher.

Politiker hingegen benötigen dafür exotische Themen. So schlug 1993 der Vorschlag des CSU-Politikers Dionys Jobst, Mallorca für 50 Milliarden DM als 17. Bundesland zu erwerben, ähnlich hohe Blätterwellen wie der seiner Parteimitstreiterin Gabriele Pauli, die 2007 eine Ehe auf Zeit institutionalisieren wollte – mit Verlängerungsmöglichkeit nach dem verflixten siebten Jahr. Was wird es dieses Jahr sein? Die Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht durch die Wehrbeauftragte Eva Högl von der SPD? Oder die Diskussion über das Verbot vorgeblich rassistischer Straßen- und Restaurant-Namen? Vielleicht würde dann als angemessene Wortbenutzungsstrafe auch die Wiedereinführung der früher in obsessiv kirchlichen Kreisen bei Kindern mit Seife durchgeführten Mundwaschung diskutiert werden? In manchen ländlich geprägten Landstrichen – egal ob protestantisch oder katholisch – soll das ja vereinzelt immer noch auch bei fluchenden oder der Lüge überführten Kindern angewandt werden. Weil, die können sich nicht wehren.

Ich sehe schon die erbitterten Statements, Angriffe und Rechfertigungen pro und contra vor mir. Wer ist dafür zuständig – das Land, der Bund? Öffentliche Waschungen oder hinter verschlossenen Mauern? Sind selbst durchgeführte Mundwaschungen einer Bewährungsstrafe gleichzustellen? Welche Seifen sind geeignet – biologisch abbaubar und aus lokaler Herstellung? … Was wäre, wenn derartige Maßnahmen dann überhaupt auch bei Erwachsenen Anwendung fänden – gar noch bei Staatenführern? Ich bin mir sicher, manche würden schäumen – vor Wut.


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